Effiziente Versorgung statt Sparmaßnahmen
Können wir uns die Spitzenmedizin noch leisten? Antworten auf diese Frage geben Kärntner Experten.
„Die Gesundheit ist das entscheidende Gut eines Menschen – wir werden uns die Versorgung auch in Zukunft leisten können“, stellt Kurt Scheuch, Aufsichtsratsvorsitzender der Kabeg, zu Beginn der Podiumsdiskussion im Klinikum fest. Man müsse Effektivität gewährleisten und Synergien nutzen, nicht sparen.
Scheuch diskutierte – auf Einladung des Pharma-Unternehmens „ratiopharm“ – mit hochkarätigen Experten über Spitzenmedizin in Kärnten und die Folgen der Krise auf das Gesundheitssystem.
Kabeg-Vorstand Ines Manegold sieht die Notwendigkeit „Verwaltung sinnvoll zu verschlanken – um Zeiten freizuspielen, damit Mediziner wieder am Patienten arbeiten können“. Gezielter Einsatz von Ressourcen mache Spitzenmedizin in Kärnten langfristig möglich.
Einsatz von Ressourcen betrifft auch die Medikation. Helmut Karner von „ratiopharm“ sieht in Österreich hohes Einsparungspotenzial. „Mit biotechnologischen Produkten kann man bis zu 50 Millionen Euro einsparen“, so Karner.
Weniger zuversichtlich zeigt sich Uni-Professor Paolo Rondo-Brovetto. „Der Finanzrahmen wird nicht halten“, befürchtet er. Die Prognosen seien zu optimistisch. Er hofft, dass die Politik den Weg der Balance zwischen den Sektoren im Sozialwesen findet. Unerlässlich sei es, Instrumente zur Überprüfung der Effizienz in die Praxis einzubauen.
Mediziner über die Zukunft
Harald Wimmer will die Qualität der Medizin in Kärnten aufrechterhalten. Dafür müsse man Abläufe besser strukturieren und „die Medizin letztlich auch besser einsetzen“. „Das können nur Mediziner, Management und die Politik gemeinsam schaffen“, ist Wimmer überzeugt. Er ist optimistisch. Gleiches gilt für Dietmar Geissler. „Eine gewisse Konzentration der Anstrengungen in Kärnten ist dafür notwendig“, plädiert er für „Synergien durch Kooperationen“. Er fordert, dass man den Bedarf an Fachpersonal erhebt – auch extramural – und eine Ausbildungsoffensive startet.
Johann Klocker bezeichnet Gesundheit und Bildung als die Säulen der Gesellschaft – zwischen ihnen müsse man einen Ausgleich schaffen. Die Fachexpertise der Mediziner könne Doppeluntersuchungen vermeiden – und damit einen Beitrag zu Ökonomie leisten.
Der Prophylaxe – darin sind sich die Diskutanten einig – kommt eine wichtige Rolle zu. Jeder Mensch habe zuerst selbst die Verantwortung dafür. Manegold kann sich die Kärntner Spitäler als „Gesundheitsunternehmen“ vorstellen.
Scheuch zum Abschluss: Dass unser Gesundheitswesen und ihre Qualität weiter wachsen, müsse politisch außer Streit gestellt werden. „Wir werden dafür kämpfen“, verspricht er.
Zur Sache - Diskussion "Spitzenmedizin in Kärnten":
Podiumsdiskussion am Klinikum Klagenfurt zum Thema: „Spitzenmedizin in Kärnten – welche Folgen hat die Krise auf das Gesundheitssystem?“
Die sieben Experten am Podium:
Kurt Scheuch, Aufsichtsratsvorsitzender der Kabeg.
Ines Manegold, Kabeg-Vorstandsvorsitzende.
Harald Wimmer, Vorstand der Inneren Medizinischen am LKH Villach.
Dietmar Geissler, Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung am Klinikum Klagenfurt.
Johann Klocker, Leiter der onkologischen Ambulanz am Klinikum Klagenfurt.
Paolo Rondo-Brovetto, Universitätsprofessor für öffentliche Betriebswirtschaftslehre.
Helmut Karner, Key-Account-Manager bei „Teva ratiopharm“ in Österreich.
Moderation: WOCHE-Chefredakteur Gerd Leitner
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