„Das Leitbild hat auch Ecken und Kanten“

- Gottfried Haber zum Leitbild für die Kärntner Wirtschaftspolitik: „Alle Maßnahmen sollen daran gemessen werden – über die Umsetzung einzelner Schritte kann durchaus politisch diskutiert werden.“
- hochgeladen von Vanessa Pichler
Das wirtschaftspolitische Leitbild ist beschlossen. Vor der Präsentation im Jänner kennt die WOCHE Details.
"In Kärnten hat es sehr viele verschiedene Konzepte gegeben, aber keine klare Strategie“, so Volkswirt Gottfried Haber. Der Vorsitzende des wirtschaftspolitischen Beirates werkte in jüngster Vergangenheit – mit weiteren Experten – an der Abhilfe des Problems.
Ein neues Leitbild für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sollte entstehen – „erstmals ein Gesamtkonzept jenseits der Tagespolitik“. Beschlossen wurde das Strategiepapier – „überraschenderweise“ – bereits vergangene Woche. Details über Aufgabenfelder und Maßnahmen will der Beirat „Ende Jänner, Anfang Februar“ präsentieren. Zuvor muss es noch von der Landesregierung beschlossen werden. In der WOCHE gibt der Vorsitzende bereits die Eckpunkte preis.
Konsens ohne Kompromisse
„Wir haben uns konsensual auf die wichtigsten Punkte geeinigt“, so Haber über die Inhalte. Die Einigkeit über die Entwicklung bedeute nicht, dass faule Kompromisse im neuen Strategiepapier stehen. Haber: „Wir haben nicht auf Ecken und Kanten verzichtet.“
Für einiges Staunen dürfte etwa die Konzentration auf den Zentralraum sorgen. Haber erklärt: „Infrastruktur soll in einem eng definierten Zentralraum stattfinden“, erklärt Haber. Also: „Überbetriebliche Maßnahmen sollen auf dieses Gebiet beschränkt werden.“ Gemeint sei damit der Großraum Villach-Klagenfurt; die Konzentration liege auf Technologie und Forschung und Entwicklung.
Dass Forschung und Entwicklung sowie Technologie auch in der Peripherie weiter eine Rolle spielen, sei klar. „Aber in den Regionen soll sie künftig auf rein betrieblicher Ebene stattfinden“, so Haber.
Auch klare Ziele formulierte der Beirat im neuen Leitbild. So soll die Arbeitslosenquote in Kärnten jedes Jahr um 0,2 Prozent an den Österreichschnitt herangeführt werden. „Wir wollen auch die Wirtschaftsleistung in Kärnten steigern, nach und nach auf das Österreich-Niveau heben“, so Haber.
Klares Konzept für die Bildung
Weiters auf der Zielliste stehen die Erwerbsquote von Frauen – „wir müssen sie heben“ – und ein „konsistentes Bildungskonzept“. Dies sei auch nötig um der demografischen Entwicklung des Landes – Kärntens Bevölkerung schrumpft bekanntlich – entgegenzuwirken. „Es muss Ziel sein, junge, qualifizierte Kärntner im Bundesland zu halten“, so Haber. Im Bildungskonzept ebenfalls vorgesehen werden müsse eine Attraktivierung des Wirtschaftsstandorts für qualifizierte Kräfte aus dem Ausland. Das Um und Auf: „Wir benötigen internationale Kindergärten und auch Schulen“, so Haber.
Dass nicht jeder Punkt im neuen Leitbild vollkommen neu ist, liege laut Haber „in der Natur der Sache“. „Wir haben bestehende Papiere genommen, um ein konzentriertes zu schaffen.“ Und: „Das Leitbild erhebt den Anspruch, das erste Strategie-Konzept auf oberster Ebene in Kärnten zu sein.“
Der Beiratsvorsitzende verfolgt damit ein klares Ziel: Das Leitbild soll außer Zweifel stehen, „losgelöst von parteipolitischem Hickhack“. – „Alle wirtschaftspolitischen Maßnahmen sollen künftig daran gemessen werden“, so Haber. „Über die Umsetzung kann und soll durchaus diskutiert werden.“
Autor: Gerd Leitner
Autor:Vanessa Pichler aus Klagenfurt |
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