Keine Veränderung läuft ohne Emotionen
Der Führungsexperte Alexander Groth über die häufigsten Fehler in Change-Prozessen.
Der deutsche Buchautor Alexander Groth ist einer der Vortragenden beim 3. Businessmanagement-Kongress von „M/O/T“ und Wifi. Der Experte kennt die Stolpersteine bei Veränderungsprozessen.
WOCHE: Was ist das häufigste Problem bei Change-Prozessen in Unternehmen?
GROTH: Dass die Mitarbeiter nicht mitmachen. Sie zeigen sogar bei für sie positiven Veränderungen Widerstand. Es ist wie bei 90 Prozent der Herzinfarktpatienten, die ihren ungesunden Lebensstil beibehalten, obwohl sie wissen, dass dies tödlich enden kann. Hinter diesem scheinbar unlogischen Verhalten steckt aber eine Logik der Gefühle, die ich in meinem Buch erkläre.
Wie können Führungskräfte Widerständen begegnen?
Indem sie auf die Mitarbeiter zugehen und ihnen mit echtem Interesse zuhören. Wenn diese aussprechen können, welche Ängste und Bedenken sie haben, baut das deutlich wahrnehmbar Widerstand ab. Der Chef kann seine eigenen Emotionen dabei auch überlegt äußern.
Widerspricht das nicht dem Bild vom starken Chef?
Wer als Führungskraft versucht, unangenehme Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit oder Trauer auszublenden und eine Alles-Könner-Fassade aufrecht zu erhalten, wirkt weder stark noch authentisch. Außerdem verlieren solche Manager die Fähigkeit, auf Mitarbeiter einzugehen, die im Wandel genau diese Emotionen haben.
Gehen Chefs in Veränderungen zu wenig auf ihre Mitarbeiter zu?
Vor dem Gespräch mit verärgerten Mitarbeitern haben viele Angst, da sie nicht wissen, was auf sie zukommt. Wie soll man als Vorgesetzter zum Beispiel mit Forderungen umgehen, die man gar nicht erfüllen kann? Trotzdem sollte der Chef sich den Mitarbeitern stellen, denn wenn diese über Bedenken und Emotionen sprechen können, setzt das blockierte Energie frei.
Wie haben sich die Ansprüche von Mitarbeitern generell verändert?
Der Wertekompass ist heute ein anderer. In den 50er-Jahren standen Fleiß und Disziplin bei den Menschen als Wert an oberster Stelle, Selbstverwirklichung ganz unten. Heute ist es umgekehrt. Diese Tatsache verlangt nach einem anderen Führungsstil mit mehr Verantwortung für den Mitarbeiter.
Zur Sache: 3. Businessmanagement-Kongress
Zum dritten Mal veranstalten das Wifi und die „M/O/T“ Management-School der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt den Businessmanagement-Kongress – präsentiert von der WOCHE.
Thema des Kongresses: Kopf oder Bauch? Die Freiheit der Entscheidungen.
Top-Referenten gehen der Frage nach, wie Entscheidungen zustande kommen.
Vortragende: Psychiatrie-Professor Manfred Spitzer, Psychoanalytikerin Maja Storch, Betriebswirt Markus Tomaschitz, Mediziner Roman Szeliga, Prof. Peter Heintel, Alexander Groth.
Termin: 25. und 26. November 2011 an der Uni Klagenfurt.
Infos und Anmeldung im Internet unter www.mot.ac.at oder unter www.wifi.at/bmkongress.
Autor: Gerd Leitner
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