Wasserwege Frankreichs – schiffbare Flüsse und Kanäle

Straßburg: die sogenannten „Ponts couverts“, die „gedeckten Brücken“ am Eingang des Viertels „La Petite France“, dem „kleinen Frankreich“ ; Bildquelle und -rechte: Französisches Fremdenverkehrsamt 2008 (Fotograf nicht bekannt) | Foto: Bildquelle und -rechte: Französisches Fremdenverkehrsamt 2008 (Fotograf nicht bekannt)
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  • Straßburg: die sogenannten „Ponts couverts“, die „gedeckten Brücken“ am Eingang des Viertels „La Petite France“, dem „kleinen Frankreich“ ; Bildquelle und -rechte: Französisches Fremdenverkehrsamt 2008 (Fotograf nicht bekannt)
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(kra) Die Wasserwege Frankreichs und deren Wiederinstandsetzung erleben in den letzten Jahren eine Wiedergeburt, eine echte französische Renaissance. Dieser Artikel gibt einen kleinen Überblick über das Kanalnetz Frankreichs mit einem Fachbuch-Tipp.

Was im Jahre 1235 mit einem kleinen Kanal begann
Ein wichtiger Handelsweg Frankreichs war und ist teilweise noch heute das Binnenwasserwegenetz. Über 9 000 Kilometer weit verzweigt sich dieses schiffbare Gewirr von Kanälen, teils nur für Freizeitkapitäne, teils aber auch noch für Berufsschiffer. Die hohe Bedeutung der Kanäle für Frankreichs Wirtschaft lässt sich beispielsweise auch darin erkennen, dass der wahrscheinlich älteste, noch in Verwendung stehende Wasserweg bereits 1235 erbaut wurde. Es ist dies der „Canal de Cornillon“ in Meaux, nordöstlich von Paris, der heute Teil eines Wasserweges zur Marne ist. Die Entwicklung brachte auch noch für den heutigen Fremdenverkehr Bauwerke wichtige hervor. So beispielsweise waren die heutigen Kanäle Straßburgs Bestandteile der Stadtbefestigung. Hier verkehren nun kleine Ausflugsschiffe und zeigen den Gästen Straßburg vom Wasser aus. Die sogenannten „Ponts couverts“, die „gedeckten Brücken“ am Eingang des Viertels „La Petite France“, dem „kleinen Frankreich“ (einst das Gerber- und Fischerviertel der Stadt und heute beliebtes Fotomotiv) errichtete im 17. Jahrhundert der berühmte französische General und Festungsbauer Sébastien Le Prestre de Vauban als Schutz für die Stadt. Vauban treffen wir immer wieder bei Kanalbauten in ganz Frankreich.

Die Kanäle werden zu Urlaubsrevieren von Hausbootkapitänen
Besonders dicht und wichtig war das Wasserwegenetz im Nordosten Frankreichs nach Belgien. Es schloss an das dortige Kanalnetz an, das wiederum mit den Niederlanden verwoben ist. Flüsse, die einst schiffbar waren, sind heute versandet oder nur mehr teilweise nutzbar, wie beispielsweise die Loire, die einst über 880 Kilometer genutzt wurde, heute nur mehr ungefähr 30 Kilometer bis Nantes für größere Schiffe schiffbar ist. Wohl aber können noch kleinere Lastschiffe die Loire weiter flussaufwärts nutzen. Durch den Canal latéral á la Loire, der 1838 geöffnet wurde, können diese Lastschiffe dann bis Digoin, weit im Zentrum Frankreichs fahren (und über weitere Nebenkanäle bis in die Burgund).

Für den Fremdenverkehr werden heute die Flüsse Seine und Rhône für Kreuzfahrten vermarktet. Wer lieber selbst mit einem Hausboot durch die Lande schippern möchte, kann dies zum Beispiel in der Burgund auf zahlreichen Kanälen tun oder beispielsweise auch auf dem Canal du Midi im Südwesten Frankreichs zu Füssen der Pyrenäen. Und seit 2005 das französische Parlament beschlossen hatte, die Verwaltung aller Wasserwege zu dezentralisieren, beginnt eine Wiedergeburt, eine Renaissance der Binnenwasserstraßen!

Gelungenes, kompetentes Fachbuch für Freunde der Binnenschifffahrtswege Frankreichs
Der Verlag Delius Klasing, Europas größter Wassersportverlag (auch Spezialist im Automobil- und Radsport-Segment), der 1911 in Berlin gegründet wurde, brachte 2011 bereits die 7. Auflage eines fundierten Fachbuches über die „Binnengewässer Frankreichs – alle schiffbaren Flüsse und Kanäle“ heraus.

Knapp zwei Kilo schwer, über 370 Seiten dick mit Beschreibungen von rund 90 Hauptkanälen sowie einem Register mit knapp 2 000 Orten, 25 Seiten Einführung mit allem Wissenswerten wie Bootspapiere, Funklizenz, Schleusen-Tipps oder allgemeinen Fahrhinweisen (Verkehrsregeln) – so die doch eindrucksvolle Übersicht über dieses unverzichtbare Standardnachschlagewerk für jeden, der gerne Frankreich vom (Binnen)Wasser aus kennenlernen möchte.

In der Einführung von David Edwards-May erfährt der Leser Hintergründe über dieses Buch und das französische System der Wasserwege. Über jedes schiffbare Gewässer, ob Fluss oder Kanal, findet man einen Übersichtslageplan sowie eine Detailkarte mit eingezeichneten Schleusen und den schiffbaren Abschnitten, eine kurze geschichtliche Einleitung über den Wasserweg, die immer wieder Interessantes beinhaltet, dann eine gute Beschreibung der Wasserstraße (welche Eigenheiten, wo man aufpassen sollte, ob mit Berufsschiffern zu rechnen ist usw.), einen eigenen Abschnitt über die Schleusen sowie weitere Details über Tiefgang, Brücken, zulässige Geschwindigkeit und Adressen der zuständigen Behörden. Der Hauptteil eines jeden Wasserweges ist jedoch eine detaillierte Entfernungstabelle, der auch sonst noch viele Informationen zu entnehmen ist: ob sich Schleusen automatisch bei Annäherung, per Funk, per Hand oder sonst wie öffnen, wo man anlegt (links/rechts), Entfernung zum Dorf, wo sich Brücken, Tunnels usw. befinden, wie die Liegeplätze ausgestattet sind (Strom, WC, Slipanlagen usw.) und viele weitere nützliche Details. Zahlreiche Detailkarten von Orts- oder Stadtzentren mit Hinweisen auf Brücken, Anlegestellen, Tunnels, Schleusen usw. und viele sehr gute Bilder geben diesem Buch auf jeden Fall den Charakter eines fundierten Fachbuches.

Bei den Bildern ist mir aufgefallen, dass die Beschreibungen wirklich sehr gut und vor allem sehr fachlich sind. Beispielsweise erwähnt der Autor beim Empfangssteg bei Tournus (Saône, km 253,3) die abgestuften Kais, die um 1900 zum Tränken für Vieh gebaut wurden. Eine besonders gute Beschreibung bietet er beim Fluss Lot, dem längsten Nebenfluss Frankreichs (alleine die Abschnittsbeschreibungen ziehen sich über fast zwei Seiten à zwei Spalten). Weitere interessante Details sind z. B. das einzigartige Schiffshebewerk von Saint-Louis/Arzviller, das 44,55 m Höhe überwindet und 17 Schleusen ersetzt oder dass man am Canal latéral à la Loire einzigartig mittels dreier Brücken (Aquädukte) andere Flüsse überquert.

Insgesamt auch ein für den Laien sehr interessantes Buch, da es viele Details über die Binnenschifffahrt, geschichtliche Notizen, Landschaftsaufnahmen und technische Details (Seine-Nordeuropa-Kanal: Wasserversorgung und Transfersystem) enthält. Ich werde es als kompetentes Fachbuch in meiner Frankreich-Buchabteilung wohl noch öfters zu Rate ziehen.

Information
Binnengewässer Frankreichs
Alle schiffbaren Flüsse und Kanäle
David Edwards-May
Edition Maritim
7. Auflage 2011
ISBN 978-3-89225-409-6

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