Balkan-Einsatz für Salzburger

Auf EUFOR-Mission: Oberstleutnant Walter Absmann, Oberst Richard Gruber,  Oberstleutnant Gernot Gierlinger.
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„Für mich ist das hier Europa“, sagt Christian Deutinger aus Goldegg (32) und beschreibt dabei mit seinem Arm einen Bogen über das Gelände von Camp Butmir. In provisorischen Gebäuden, teils Container, teils einfache Gebäude mit Fertigteilwänden, leben und arbeiten seit 16 Jahren Männer und Frauen aus 27 Nationen in ständiger Personalrotation. Die Truppenstärke in dem ehemaligen NATO-Camp mit je einem Ein- bzw. Ausgang zur Republika Srpska und der Föderation hat sich von ursprünglich rund 60.000 auf mittlerweile 1.373 reduziert.

27 Nationen, eine Mission
Die gemeinsame Aufgabe: EUFOR-Althea soll die Gräben zwischen den tief gespaltenen Bevölkerungsgruppen in dem jungen Balkanstaat überbrücken helfen. Das geschieht unter anderem durch das Aufspüren von Kriegsverbrechern, aber auch durch die Unterstützung beim Aufbau und Ausbildung einer multiethnischen bosnischen Armee. Sollte es zu Situationen kommen, in denen die bosnischen Behörden – Polizei und Armee – nicht zurecht kommen, dann steht das Multinationale Bataillon bereit. Diese 390 Mann starke und vom Österreicher Oberstleutnant Friedrich Ölböck befehligte Manövereinheit hält sich durch laufende Übungsszenarien bereit. Trainiert werden etwa die Evakuierung von Botschaften oder die Bewachung von Munition und Waffendepots oder des Flughafens. „Die Lage ist sehr angespannt, es gibt stärkere Querelen zwischen den Ethnien. Es könnte auch hier jederzeit zu einer Situation wie im Kosovo kommen“, erklärt der österreichische Kontingentskommandant Oberst Franz Sitzwohl. Daneben gibt es zahlreiche Aufgaben wie die speziell auf Kinder ausgerichtete Minenschulung – ein Viertel der bosnischen Bevölkerung lebt im Umfeld von durch Minen verseuchten Gebieten.
Zwei Salzburger sitzen an wichtigen Schlüsselstellen: Der St. Johanner Kasernenkommandant Oberst Richard Gruber ist Adjutant von EUFOR-Kommandant Bernhard Baier; Oberstleutnant Walter Absmann (54) aus der Stadt Salzburg quasi die „rechte Hand“ von Kontingentskommandant Sitzwohl.

Salzburger an Schlüsselstellen
Ein weiterer der insgesamt 16 Salzburger, die derzeit in Camp Butmir ihren Auslandseinsatz absolvieren, ist Christian Deutinger. Als Media Analyst studiert er gemeinsam mit Übersetzern die Zeitungen und elektronischen Medien Bosnien-Herzegowinas. Seine Berichte geben den Kommandanten ein Stimmungsbild über die öffentliche bzw. veröffentlichte Meinung in den drei Bevölkerungsgruppen der Bosniaken, Serben und Kroaten.
Trotz der schwierigen Situation – seit mehr als einem Jahr schaffen es die zersplitterten bosnischen Parteien nicht, eine neue Regierung zu stellen – und der tiefen Gräben in der Bevölkerung ist Deutinger überzeugt: „Sarajevo ist eine Stadt, in der Mulitkulturalität einfach die Situation ist und grundsätzlich – unter Aufsicht der EUFOR – auch gut funktioniert.“ Dass der Pongauer seinen Job dort gerne macht, das merkt man sofort. Und er ist auch ein bisschen stolz darauf, dass einem in Sarajevo auf Schritt und Tritt ein Stück Österreich begegnet: Hier wurden der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie ermordet, aber die Monarchie hat vielfältige Spuren in der Stadt hinterlassen. So war Sarajevo die erste Stadt Europas mit einer elektrischen Straßenbahn; der Kaiser ließ sie hier quasi im „Testlauf“ erproben, bevor er sie in Wien einführte. Noch heute ist diese Straßenbahn eine wichtige Verkehrsader Sarajevos.

Abenteuerlust fährt mit
„Hier kann man schon hinter die Kulissen schauen, ich habe hier einen sehr entspannten Islam kennen gelernt – der ganz weit weg ist von den Vorurteilen, die man aus Österreich kennt“, berichtet Deutinger weiter. Für den jungen Mann ist es bereits der dritte Auslandseinsatz, zwei Mal war er schon im Kosovo. „Ich finde es schön, etwas Neues kennen zu lernen und meine militärische Ausbildung im Ausland einsetzen zu können. Und: Ein bisschen Abenteuerlust ist auch dabei.“ Mit Ende des sechsmonatigen Einsatzes ist es aber damit – vorerst – vorbei. Zu Hause erwarten ihn seine zwölfjährige Tochter und seine schwangere Frau. „Sie ist mein größter Rückhalt, es ist schön, wenn man hier in einsamen Stunden jemanden zum Reden hat – auch wenn es nur via Skype ist“, sagt Christian Deutinger.
Ein EUFOR-Einsatz dauert in der Regel sechs Monate – innerhalb der Zeit müssen sich die Soldaten stets im Einsatzgebiet aufhalten. Der Verdienst ist gut, die Distanz zu Freunden und Familie der Preis dafür. Für die militärische Sicherheit der österreichischen Soldaten ist Oberstleutnant Gernot Gierlinger aus der Stadt Salzburg zuständig. Als Kommandant des Austrain National Elements organisiert er auch die Versorgung der Österreicher, angefangen von der Munition bis zum Toilettenpapier. Im Zweifelsfall entscheidet er, ob seine Männer und Frauen ein bestimmtes Fußballspiel besuchen dürfen oder nicht. Er verwaltet auch eine Liste mit Lokalen, in denen er keine seiner Soldaten sehen möchte – weil ihre Sicherheit dort gefährdet sein könnte.

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