Das Rätsel "Lodagei" ist gelöst!

Hier beginnt "Lodagei"! Abzweigung der Hinterschroffenauerstraße von der Wolfgangseestraße. Foto von Martin Gschwandtner 17.August 2018.
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Die Ortschaft Hinterschroffenau, im Westen des Gebietes der Gemeinde Hof bei Salzburg, ist bei der Gemeindebevölkerung seit Menschengedenken unter dem mundartlichen Namen „Lodagei“ bekannt. Ihr Flächenausmaß beträgt etwa 380 Hektar (3,8 km2). Heute wohnen dort ca. 500 Personen.
Seit mindestens 200 Jahren war die Herkunft dieses Namens in Vergessenheit geraten. Ein Graf Lothar soll dort einmal eine Herrschaft gehabt haben, lautete eine Legende. Benedikt Pillwein (1779-1847) und Lorenz Hübner (1751-1807), beide namhafte Chronisten, vermerkten, dass zu ihrer Zeit eine Gegend im Rügat Schroffenau als „das Lottergau“ bezeichnet wurde. Selbst diese beiden kannten die Namensherkunft nicht mehr. Das Textarchiv des Deutschen Rechtswörterbuches (DRW) lüftet jedoch das Rätsel mit folgendem Satz aus dem Jahre 1616:
„Wie die Leinweber/Wollwürcher und Loder auffm Landt ihre Handwerch arbeiten moegen“,
Es handelt sich beim „Loder“ also um einen Weber von Tüchern aus Schafwolle, die zu Loden gewalkt wurden. Während im nördlichen Flachgau die Leinenweberei (aus Flachsfasern) ausgeübt wurde, war in unseren gebirgigeren Gegenden die Schafzucht verbreitet als Voraussetzung für die Tuch-und Lodenweberei. Zur Herstellung von Loden aus Schafwolle wurden die gewebten Tuche gewalkt, d. h. mit Wasser getränkt und verdichtet (mit Füßen gestampft oder mit Walkmühlen bearbeitet), um eine Verfilzung des Tuches zu erreichen. Man brauchte dazu viel Wasser und noch mehr beim Betrieb einer Walkmühle mit einem Wasserrad. Der durch Koppl und „Lodagei“ fließende Rettenbach heißt im Volksmund „Weberbach“ und ist damit ein weiterer Hinweis für die seinerzeitige Existenz von Tuch-und Lodenwebern in dieser Gegend. Lodergai ist demnach eine Bezeichnung für eine „Gegend der Loder“.
Die Blüte des Heimarbeits-Gewerbes der Lodenmacher im Schroffenauer Rügat, vorwiegend bei Bauern und Kleinhäuslern, dürfte sehr wahrscheinlich mit dem großen Bedarf an Arbeitskleidung der vielen Beschäftigten (200 -300) in der unmittelbar benachbarten Messing-Industrie in Ebenau ab Beginn des 17. Jahrhunderts zusammenhängen.
Heute gibt es in der Ortschaft Hinterschroffenau nur noch einen einzigen Webereibetrieb, welcher sogar der einzige derartige Betrieb im Flachgau ist. Inhaberin ist Frau Mag. Christine Sickinger. Außerdem existiert noch das heute unbewohnte, sogenannte „Bacherl“, ein Häusl ganz nahe am Weberbach, in welchem früher eine Weberei untergebracht war. Der Verein „D´Lodageia“ mit Obmann Alexander Wasenegger pflegt den Gemeinschaftsgeist und die Tradition in der seit etwa 350 Jahren „Lodagei“ genannten Heimat.

Hier beginnt "Lodagei"! Abzweigung der Hinterschroffenauerstraße von der Wolfgangseestraße. Foto von Martin Gschwandtner 17.August 2018.
Die Ortschaften von Hof bei Salzburg. Skizze von Martin Gschwandtner 2015.
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