Die gemeinnützige Lobby
Die GSWB versteht sich als Lobby für jene Bürger, die noch kein Zuhause haben. Ein Gespräch mit Direktor Bernhard Kopf und Direktor Christian Wintersteller.
BB: Bevor die GSWB zu bauen beginnt, braucht sie ein Grundstück. Wie bekommt sie es?
Bernhard Kopf: "In Ballungsgebieten ist das natürlich einfacher als in Landgemeinden. Wo die Nachfrage groß ist, sind freie Grundstücke rar. Wir haben ein sehr großes Netzwerk an grundstückseigentümern, darunter sind auch Menschen, die uns schon Grund verkauft haben und dies wieder tun. Wenn die Gemeinden Grundstücke umwidmen, weisen sie oft Vorbehaltsflächen aus. Diese sind dann für gemeinnützige Wohnbauträger vorgesehen.
Christian Wintersteller: Damit das Wohnen nicht den Kräften am freien Markt unterliegt, sieht der Gesetzgeber vor, dass Umwidmungen zum Teil an Wohnbauträger geknüpft sind.
Bernhard Kopf: Was wir immer mehr machen, ist bisherige Industrie- und Gewerbegebiete zu Wohnraum umzustrukturieren.
BB: Was sagen Sie zu dem Vorwurf vieler Gemeindebürger und Bürgerinitiativen, dass die Gemeinden den Bauträgern Bauland zuschanzen, statt ihn auf dem Markt anbieten zu lassen?
Bernhard Kopf: Diesen Ausdruck finde ich nicht in Ordnung. Aus meiner Sicht handeln die Gemeinden verantwortungsbewusst, wenn sie versuchen, gegen die Wohnungsnot zu kämpfen. Wenn ein vermögender Privatinvestor einen Grund für seine große Villa kauft, dann entzieht er diesen Platz den Wohnungssuchenden.
Christian Wintersteller: Wir sind keine Konkurrenz für Private, die GSWB ist nicht an Grundstücken interessiert, die für Einfamilienhäuser passen. Diese stehen in der Regel auch am Ortsrand. Wir sind an der Ortsmitte interessiert und wollen dichter bauen. In Konkurrenz treten wir mit dem gewerblichen Bau.
Und vielleicht auch mit zehn Familien, die je ein Einfamilienhaus bauen wollen?
Bernhard Kopf: Ich würde sagen, ganz im Gegenteil. Vorbehaltsflächen werden zwar ausgewiesen, aber immer noch viel zu sparsam. Keine Gesellschaft hält das aus, wenn die Suchenden fragen: ’Was tut Ihr für uns‘.
Unser Geschäft ist immer so, wenn wir wo neu hinkommen, sind wir bei den Nachbarn nicht erwünscht, weil wir alte Sichtgewohnheiten verändern. Aber bisher war es immer so, wenn wir die fertigen Wohnungen an die neuen Mieter übergeben haben, war alles gut. Die Anwohner hatten ein paar Bäume vor ihrem Fenster weniger, aber dafür neue Freunde und nette neue Nachbarn.
Aktuell stehen Sie vor dem Bau zweier Projekte in Oberndorf – die so genannten Buchnergründe und die Holztrattnergründe in Ziegelhaiden. Wie ist der aktuelle Stand?
Christian Wintersteller: Ersteres betrifft 3.702 Quadratmeter Bauplatzfläche, wo 31 Wohnungen, davon zehn Eigentumswohnungen, gebaut werden. Baubeginn ist voraussichtlich im Spätherbst 2013. Die Bauzeit beträgt ein bis eineinhalb Jahre, die Planungsphase war ebenso lang.
Bernhard Kopf: Auf den Holztrattnergründen entstehen 42 Wohnungen, 15 davon sind für Eigentum vorgesehen.
Was passiert, wenn ein Grund gekauft wurde? Wie entstehen die Projekte der GSWB?
Bernhard Kopf: Damit wir eine Förderung für den Bau bekommen, brauchen wir den Nachweis, dass in der Gemeinde mehr Wohnungen benötigt werden, als mit dem Bau geplant sind. Dann gibt es einen Wettbewerb, wenn der abgeschlossen ist, wird die Einreichung geplant, dann kommt das Bauansuchen und wenn die Förderungszusage da ist, beginnen wir der Detailplanung. Danach wird gebaut.
Mit regionalen Firmen?
Bernhard Kopf: Salzburg ist eine Oase des Glücks. Das ist nicht unser Verdienst, sondern jener der mittelständischen Wirtschaft. Die Betriebe sind sehr gut strukturiert und wir haben hervorragende Handwerksbetriebe. Viele sind in Familienbesitz und der Unternehmer steht selbst auf der Baustelle. Durch den direkten Kontakt fallen auch viele Mängel weg, als wenn wir jemanden von weiter weg beauftragen würden.
Wie funktioniert die Vergabe der fertigen Wohnungen?
Christian Wintersteller: Das ist je nach Gemeinde verschieden, manche vergeben alles selbst, manche nur zum Teil und nach individuellen Kriterien. Vergeben wird drei Monate, bevor die Wohnung bezugsfertig ist.
Gibt es Wohnungen, die leer blieben?
Christian Wintersteller: Nein, das ist bei uns nicht der Fall. Maximal einige Wochen, wenn ein Käufer zurücktritt. Aber wir haben lange Wartelisten und das Leerstandsthema gibt es bei uns überhaupt nicht.
Was macht Ihren Job aus, was gefällt Ihnen daran?
Bernhard Kopf: Uns ist immer wichtig, dass wir Akzeptanz gewinnen dort, wo wir tätig sind. Wie man mit den Leuten umgeht, so kommt es zurück.
Christian Wintersteller: Wenn wir selbst über unsere Arbeit reflektieren, dann sehen wir uns als Lobby für jene, die noch nicht zufriedenstellend wohnen. Wer eine Wohnung und Nachbarn hat, der kann sich leicht organisieren. Wer alleine ist, kann sich nicht so gut für seine Interessen einsetzen.
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