„Man kann nicht alles aus dem Boden stampfen“
Theater Ecce tritt bei integrativen Produktionen kürzer – und Odeïon-Förderer Daniell Porsche will Kulturforum finanziell auf festere Beine stellen
Förderer und Odeïon-Geschäftsführer Daniell Porsche will sein „Baby“ – den Veranstaltungssaal bei der Rudolf-Steiner-Schule – langsam in die Selbstständigkeit entlassen. Die kulturelle, aber auch die finanzielle Last sollte nicht länger einer Person oder einer Familie aufgehalst werden, findet er.
Rund 250.000 Euro Zuschuss von Seiten Daniell Porsches benötigt das „Odeïon“ jährlich. Mit Ende des Jahres will Daniell Porsche sich aus der Geschäftsführung zurückziehen – aber dennoch mithelfen, um Ersatz für diese Gelder bei Sponsoren und der öffentlichen Hand zu finden. „Es ist keine Kindesweglegung, aber man darf die Schwelle zwischen ‚Hilfe brauchen‘ und dem sich Zurücklehnen, weil das Geld ohnedies daherkommt, nicht übersehen“, sagt Porsche.
Und dieser Punkt sei jetzt langsam erreicht. Das OdeÏon, ein voll ausgestatteter und wegen seiner Akustik beliebter Veranstaltungssaal wird zu jeweils einem Drittel von der Rudolf-Steiner-Schule, von Firmenveranstaltungen und von eigenen Kulturveranstaltungen genutzt. Nach fast 15 Jahren Wanderschaft hat dort auch das Theater Ecce eine neue (gemietete) Heimat gefunden. Gemeinsam mit dem künstlerischen leiter Reinhold Tritscher will Daniell Porsche einen Weg finden, das OdeÏon als Kulturforum noch weiter als bisher zu öffnen. Denn: „Die jährlichen Erhaltungskos-ten sind gleich – egal ob es von externen Anbietern genutzt wird, oder nicht. Und da finde ich es schon sinnvoller, wenn wir hier auch anderen Kulturschaffenden eine Bühne anbieten können“, so Porsche.
In Salzburg – österreichweit die Stadt mit der höchsten Veranstaltungsdichte – ist das schwierig, weiß Tritscher, der seinen Ein-Jahresvertrag jetzt um fünf weitere Jahre verlängert hat. Aber es ist nicht unmöglich, und Tritscher hat sich dazu so seine Gedanken gemacht. Ein Hauptproblem des OdeÏon ist es, dass es relativ unbekannt ist: Sogar in der unmittelbaren Nachbarschaft gebe es immer noch Menschen, die nicht wüssten, dass hier ein Kultur-Kleinod auf sie wartet.
Mit dem GartenLaubenFest (im Freien, bei Schlechtwetter im Saal) vom 9. bis 17. Juli soll sich das ändern. Gestartet wird mit einer „Brachialkomödie, die tiefste Einblicke in die österreichische Seele“ gibt (Die Himmelreichgasse 13b), in der nachbarschaftliche Pflanzereien dann in einem Grillfest enden. Es folgen eine Reihe weiterer Highlights wie eine Gespensternacht für Kinder oder ein Balance-Künstler, der 21 Palmblätter zu einem Ganzen assembliert (das findet im Saal statt, weil schon der kleinste Windhauch alles zunichte machen würde) und der Abschluss ist ein Querschläger-Konzert. Das ist gleichzeitig Tritschers Kompromiss, denn er weiß, dass er damit kein einzigartiges Programm bietet, aber „die Querschläger sind sehr gut, sie füllen das Haus und das rechtfertigt auch die Zusammenarbeit mit ihnen.“
Eigentlich sind ihm künstlerische Aspekte wichtiger als finanzielle, aber als Vernunftmensch streckt er sich nach der Decke. Das betrifft auch das Theater „Ecce“. Denn der bisher stark integrative Ansatz des Theaters – Profischauspieler treten gemeinsam mit Schauspielern mit Behinderungen auf – lasse sich beim derzeitigen Schuldenstand von 40.000 Euro nicht so einfach fortsetzen. „Das ist zeit- und auch geldintensiv, wenn ich meinen eigenen Qualitätsanspruch erfüllen will“, sagt Tritscher. „Wir machen weiterhin integrative Basisarbeit, aber integrative Theaterproduktionen kann man nicht einfach so aus dem Boden stampfen.“ Ein Problem sei, dass die Landesförderung seit Jahren hinter jener der Stadt und des Bundes hinterherhinke.
Zur Sache:
Theater Ecce
Das Theater Ecce verfügt über ein Budget von 190.000 Euro. Die Stadt Salzburg steuert dazu 31.000 Euro, das Land 24.000 Euro bei, vom Bund gibt es noch keine Finanzierungszusage, in der Vergangenheit lag die Förderung bei 31.000 Euro.
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