Damit "Rosi" mehr Milch gibt...

Die HBLA Ursprung-Maturantinnen Katharina Pichler (li.) und Stefanie Frauscher (re.) wirkten bei dem für die Milchbauern nachhaltigen Projekt „Almleben“ des Agrarmarketing Tirol mit | Foto: Pichler Katharina
  • Die HBLA Ursprung-Maturantinnen Katharina Pichler (li.) und Stefanie Frauscher (re.) wirkten bei dem für die Milchbauern nachhaltigen Projekt „Almleben“ des Agrarmarketing Tirol mit
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So wichtig ist ein gesundes Euter für die Milchproduktion

Im Rahmen ihrer Studienarbeit wollten die beiden Maturantinnen der HBLA Ursprung - Katharina Pichler aus St. Johann in Tirol und Stefanie Frauscher aus Aspach im Innkreis - herausfinden, wie man durch bessere Planung eine Viehherde gesünder machen kann.

Über mehrere Jahre wurden dazu im Rahmen einer Studie die Euter von 1.200 Kühen untersucht. Dabei hat man unter anderem herausgefunden: Die Milchbauern können oft mit einfachen Mitteln verhindern, dass sich das Euter entzündet. Und geht‘s der Kuh gut, geht‘s auch dem Bauern gut. In den Kitzbüheler Alpen waren das „Kasplatzl“ in Aschau und die „Niederkaseralm“ in der Kelchsau beteiligt.

Glücklichere Kühe im Stall

Weniger Tierarztkosten, glücklichere Kühe im Stall und noch dazu mehr Ertrag beim Melken. Zu diesem Schluss kommt die gemeinsame Studie des Tiroler Tiergesundheitsdienstes, mehrerer Tiroler Almbauern und der auf Landwirtschaft spezialisierten HBLA Ursprung in Salzburg. Zwei Maturantinnen der Schule haben das Projekt mit dem Namen "Almleben" für ihre Diplomarbeit mitbetreut und ausgewertet. Katharina Pichler und Stefanie Frauscher wollten herausfinden, wie man durch bessere Planung eine Viehherde gesünder machen kann – im Speziellen, wie sich die Euter der Milchkühe nicht so oft entzünden. In den Jahren 2014, 2015 und 2016 hat man deshalb jeweils von hunderten Kühen sogenannte „Viertelgemelksproben“ entnommen. Die Milchprobe aus allen vier Zitzen ist dann in einem Speziallabor im oberösterreichischen Ried im Innkreis untersucht worden.

Starke Verbesserungen erreicht

"Über die Jahre hat sich sensationell viel verändert", freut sich Katharina Pichler und sie belegt das mit Zahlen: "Im ersten Testjahr haben noch knapp über 42 Prozent der Kühe entzündete Euter gehabt. Im zweiten Jahr sind dann schon nur mehr 24 Prozent der Kühe krank gewesen und im dritten Jahr haben die Laboranten nur mehr in fast 20 Prozent der Milchproben Bakterien gefunden." Die Zahl der kranken Kühe hat sich den Labortests zufolge also innerhalb kurzer Zeit halbiert. Aber wieso?

Zusammenarbeit mit Almbauern

Mit den beteiligten Almbauern ist zu Beginn des Projekts ein genauer Plan ausgearbeitet worden, wie die „Faktorenkrankheit“ Mastitis verhindert werden kann. Wie der Name schon sagt, spielen bei Mastitis mehrere Faktoren eine Rolle, weshalb sich das Euter entzünden kann. Zum einen hängt viel vom Immunsystem der Kuh selbst ab – ist das Tier zu schwach, kann es die Bakterien nur schlecht abwehren. Ist die Kuh einmal erwachsen, kann man das Immunsystem nicht mehr wirklich verbessern.
Ansetzen muss man deshalb beim neugeborenen Kalb. Gerade in den ersten Tagen ist es für das Immunsystem des jungen Rindes sehr wichtig, die erste Muttermilch (oder auch Biestmilch genannt) zu bekommen. Darin sind alle wichtigen Enzyme, Vitamine, Aminosäuren usw. enthalten, damit das Kalb eine sprichwörtliche „Rossnatur“ entwickelt und ein gutes Immunsystem aufgebaut wird. Gibt die Mutter gerade zu diesem wichtigen Zeitpunkt keine oder zu wenig Milch, kann man auch die Biestmilch einer anderen Kuh verwenden, um das Kalb aufzupäppeln. Deswegen empfiehlt es sich, einer Kuh, die gerade gekalbt hat, auch etwas Milch für diesen Zweck abzupumpen. Die Biestmilch kann eingefroren und dann im Fall des Falles aufgetaut werden.

Richtiges Melken und viel Hygiene

Abgesehen vom Immunsystem gibt es aber noch viele andere Faktoren. „Und die hat zu einem Großteil der Mensch in der Hand. Richtiges Melken und Füttern, sowie viel Hygiene sind die Grundbausteine, damit die Kühe gesünder sind. Und wenn sich die Tiere wohler fühlen, danken sie es uns, indem sie mehr Milch geben!“, betont Stefanie Frauscher. Sie weiß, wovon sie spricht, denn durch folgenden Maßnahmen-Plan sind eben die guten Ergebnisse beim Projekt „Almleben“ zustande gekommen:
1. Die Bauern haben eine strenge Melkroutine eingehalten. Erst wurde vorgemolken, dann das Euter gesäubert und nach dem Melken sind die Zitzen desinfiziert worden ("Zitzendippen"). Eventuell ist sogar zwischendurch das Melkgeschirr mit Desinfektionsmittel gereinigt worden.
2. Die Kühe sind gleich nach dem Melken gefüttert worden und zwar mit der für sie richtigen Menge. Entscheidend ist, wie viel Milch die Kuh gegeben hat und wie viel Heu sie deshalb nachher braucht. Damit sollten keine Stoffwechselprobleme auftreten und die Kuh auch wieder genug Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe bekommen.
3. Eine ordentliche Hygiene im Stall und vor allem saubere Liegeboxen sind Grundvoraussetzungen für gesunde Tiere. Damit sich Bakterien nicht so leicht übertragen, sind vor allem Problemtiere zum Schluss gemolken worden. Zusätzlich wurden regelmäßig die Zitzengummis getauscht und die Melkanlagen gewartet.
Außerdem empfehlen die beiden Maturantinnen Frauscher und Pichler regelmäßige Mastitis-Schnelltests. Wenn der Test eine Entzündung des Euters erkennt, kann man das kranke Tier gleich behandeln und vermeidet mitunter, dass sich andere Kühe anstecken. Unter dem Strich steht also: Hygiene und ein paar Handgriffe mehr beim Melken lohnen sich - gleichermaßen für die Kuh und den Milchbauern. (gs)

Das Projekt „Almleben“ in Zahlen:

2014: 354 Kühe getestet - bei 149 (42,1 Prozent) ist ein bakteriologischer Erreger gefunden worden
2015: 430 Kühe getestet - bei 103 (24,0 Prozent) ist ein bakteriologischer Erreger gefunden worden
2016: 533 Kühe getestet - bei 110 (20,6 Prozent) ist ein bakteriologischer Erreger gefunden worden

Wo: HBLA Ursprung, Ursprungstrau00dfe 4, 5161 Elixhausen auf Karte anzeigen
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