Motorradprofessor Krackowizer wäre heute 90 geworden

Prof. Helmut Krackowizer nach seinem erster Sieg eines Motorradrennens am 6. Juli 1947 beim Autobahn-Rennen Salzburg-Liefering auf Rudge 250 cm³ | Foto: Artur Fenzlau, Archiv Krackowizer
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  • Prof. Helmut Krackowizer nach seinem erster Sieg eines Motorradrennens am 6. Juli 1947 beim Autobahn-Rennen Salzburg-Liefering auf Rudge 250 cm³
  • Foto: Artur Fenzlau, Archiv Krackowizer
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(kra)Als Neunjähriger beim Besuch des Gaisbergrennens in Salzburg vom "Virus" des Motorradfahrens infiziert, als 17-Jähriger mit einer Puch S4 bei der „Salzkammergut-Wertungfahrt“ 1939 eine Goldmedaille errungen und im selben Jahr mit 150 km/h im Sattel einer Norton „International“ 500 „the unapprochable“ neben einer 500er Rudge „Ulster“ auf einer Straße zwischen Lambach und Wels „so richtig aufgedreht“ - Prof. h. c. Dr. Dkfm. Helmut Krackowizer war Zeit seines Lebens dem Motorradsport verbunden gewesen.

Frankenmarkt – Vöcklabruck – Salzburg
Der als Sohn eines Rechtsanwalts und Enkel eines Oberst des Salzburger Hausregiments Erzherzog Rainer Nr. 59 am 29. April 1922 in Frankenmarkt zur Welt gekommene und in Vöcklabruck aufgewachsene Fachmann für Motorradgeschichte verstarb am 22. Oktober 2001 in Salzburg.

Noch während des Zweiten Weltkriegs erwarb Prof. Krackowizer eine Rennmaschine der englischen Marke Rudge, mit der in England ein fünf-Stunden-Weltrekord gefahren worden war. Nach Ende des Krieges war es dann am 6. Oktober 1946 so weit: Prof. Krackowizer fuhr sein erstes Motorradrennen mit dieser Rudge 250 cm³ bei strömenden Regen beim ersten Nachkriegsrennen in Salzburg-Nonntal und erreichte dabei den dritten Platz. Er musste aber auch auf seinen ersten Sieg nicht lange warten. Am 6. Juli 1947 ging das erste Motorradrennen auf der Autobahn in Salzburg-Liefering über die Bühne, das später „1. Mai Rennen“ genannt wurde. In diesem Rennen gewann Krackowizer die Junior-Klasse A bis 250 cm³ auf seiner Rudge und es sollten bis 1955 noch weitere Siege und gute Platzierungen folgen. Seine in der Jugend während der Sommermonate angeeigneten Kenntnisse in Motorradwerkstätten kamen ihm nun zu Gute und mit einem Motorradhandel in Vöcklabruck finanzierte er auch seine Rennleidenschaft.

Notgedrungen gehe ich auch einem Beruf nach, damit ich meine Familie ernähren kann
Seine berufliche Laufbahn führte ihn über das Kaufmannsdiplom an der Wiener Wirtschaftsuni, ein Jahr später zum Titel Doktor der Wirtschaftswissenschaften, zur Fa. Eternit Hatschek in Vöcklabruck, wo er auch seine spätere Frau Ingeborg kennen lernte. 1955 zogen beide nach der Heirat nach Salzburg und noch vor der Geburt ihres ersten Sohnes, der 1956 auf die Welt kam, drehte ihm seine Gattin den "Gashahn" ab. Mit Rennsaisonsende 1955 war Schluss mit dem Motorradrennsport.

In Salzburg hatte er bereits 1955 bei Porsche Österreich als Werbe- und Pressechef begonnen. Im Rahmen dieser Tätigkeit organisierte er unter anderem vom 7. und 12. April 1964 in Monza ein Journalisten-Rennen, bei dem vier neue Weltrekorde mit zwei völlig serienmäßigen VW 1500 S (Limousine und Variant) gefahren wurden. Der „Schnellste“ lag bei 126,390 km/h Schnitt für 10.000 Meilen in 127 Stunden 19:51,1 Min. Im selben Jahr wechselte er als Pressechef in das Zentralbüro von Österreich von Mercedes Benz, das sich damals noch im Hochhaus von Salzburg-Lehen befand, und 1969 dann zu British Leyland (in der Wasserfeldstraße in Salzburg-Itzling). Zuletzt, ab 1976, war er als Public Relations Manager bei Chrysler Corporation (dann umbenannt in Talbot, schließlich fusioniert mit Peugeot, in Salzburg-Parsch, dann in Wien) bis zu seiner Pensionierung 1987 tätig.

Der Journalist und Buchautor
Schon während seiner aktiven Rennfahrerzeit schrieb Krackowizer für Motorradzeitungen und -zeitschriften. Unter anderem war er Mitbegründer der österreichischen Zeitschrift "Das Motorrad" (die aber heute nicht mehr existiert). 1954 war er auf Einladung der deutschen Motorradmarke NSU am Hockenheim-Ring, Deutschland, im Sattel einer Werks-NSU-Rennmaschine, der so genannten Rennfox, im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeit unterwegs. Auch für Hans Trunkenpolz von KTM erledigte er immer wieder PR-Arbeiten. Er begann im Auftrag von Motorradfirmen und -importeuren Fahrberichte über Motorräder für Tages- und Fachzeitungen zu schreiben.

Sein erstes Buch war eine Übersetzung aus dem Englischen (Motor Cycle Racing von Peter Carrick), das in Österreich unter dem Titel „Motorradsport“ im Jahr 1972 erschien. Eine Reihe weiterer Bücher, teilweise als Co-Autor, erschienen bis Mitte der 1990er Jahre und sind heute fast alle vergriffen. Er schrieb Bücher über die Geschichte der Motorräder und des Motorradrennsports, sowie Beiträge für Fachzeitungen im deutsch- und englischsprachigen Raum.

Der „Motorrad-Professor“
Schon in den 1960er Jahren begann Prof. Krackowizer historische Motorräder in ganz Europa aufzuspüren. Einige dieser Funde behielt er selbst, ließ sie restaurieren, tauschte oder verkaufte sie wieder. 1967 gründete er den dritten Motor Veteranen Clubs in Österreich, den Motor Veteranen Club Salzburg. 1976 war Prof. Krackowizer auch kurze Zeit Präsident des Österreichischen Motor Veteranen Verbands.

Helmut Krackowizer kannte so gut wie jedes historische Motorrad im Detail, wusste die Geschichten seltener Motorräder und Lebensläufe von Rennfahrern zu erzählen, die er meist auch noch persönlich kennengelernt hatte oder zu seinen Freunden zählten (wie u. a. Sammy Miller [Trial-Weltmeister], John Surtees [einziger Automobil- und Motorradweltmeister], Walter Zeller, Luigi Taveri [mehrfacher Motorradweltmeister auf Honda], Hans Haldemann, Georg "Schorsch" Meier [1939 gewann er als erster Nicht-Brite die 500er-Klasse, die sogenannte Senior-TT, bei der berühmt-berüchtigten Tourist Trophy auf der Isle of Man] und viele andere aus der Motorrennsportszene. Selbstverständlich war er Mitglied beim Rudge Enthusiasts Club in England. Und sein Salzburger Autokennzeichen lautete: S Rudge 1.

Bekannt wurden auch seine Motorradzeichnungen von historischen Motorrädern, die bis ins letzte Detail den Originalen glichen. Legendär in diesem Zusammenhang wurde eine Begegnung zwischen dem Professor und dem deutschen Verleger Paul Pietsch(Motorbuch Verlag). Pietsch betrachtete eine Zeichnung einer AJS 350 aus dem Jahr 1938 und bekrittelte eine fehlende Staubkappe eines Reifenventils. Dazu meinte Krackowizer sehr nüchtern: „Das ist kein Ventil, das ist eine Felgensicherung. Das Ventil liegt 120 Grad weiter – mit Staubkappe!".

Oldtimer Grand Prix am Salzburgring
Einen Lebenstraum erfüllte er sich mit der Realisierung der großartigen Motor-Veteranen-Rennen auf dem Salzburgring, den "Oldtimer Grand Prix", die zwischen 1974 und 1994 stattfanden. Stars wie Niki Lauda, Juan Manuel Fangio (argentinischer Automobilrennfahrer und Weltmeister), Hans Herrmann und andere ehemalige Automobil- und Motorradrennfahrer kamen zu diesem Veteranenrennen für historische Automobile und Motorräder. Weit über 100 Automobile und bis zu 300 Motorräder fanden sich in besten Jahren zu diesem Ereignis am Salzburgring ein. Mercedes Benz schickte die berühmten Silberpfeile, BMW und Audi brachten historische Rennfahrzeuge aus ihren Museen nach Salzburg.

Prof. Krackowizer stieg auch nach seiner aktiven Rennfahrerlaufbahn noch in den Sattel von Motorrädern und nahm an verschiedenen Veteranen-Veranstaltungen teil. So nahm er beispielsweise 1973 auf dem Nürburgring auf einer Sunbeam 90, Baujahr 1929, an einer Veteranenveranstaltung teil, deren Gesamtsieger er wurde. Selbst bei seinen eigenen Oldtimer Grand Prix am Salzburgring war er manchmal im Sattel einer Rennmaschine zu erleben. Er nahm an Rennveranstaltungen für historische Motorräder in Deutschland (Hockenheim-Ring, Ingolstadt), in Italien (Imola, Bergamo) und England teil. 1990 fuhr er im Rahmen der englischen Tourist Trophy auf der Isle of Man bei der so genannten "Lap of Honour" im Sattel einer ex-Wal Handley-Rudge eine Ehrenrunde auf dem Kurs auf der Insel Man. Noch bis 1999 im Alter von 77 Jahren nahm Krackowizer aktiv an Veteranen Veranstaltungen teil.

"Ein Mann ist ein Geschöpf seiner Leidenschaften, nicht seiner Notwendigkeiten!"
Die österreichische Fachzeitschrift "autorevue" widmete Prof. Krackowizer 1997 eine Story, die mit dem Bild auf der Sunbeam „90“ und mit dem Satz von Gaston Bachelard (1884 - 1962, französischer Wissenschafter) endet: "Ein Mann ist ein Geschöpf seiner Leidenschaften, nicht seiner Notwendigkeiten!"

Trefflicher ließe sich wohl kaum diese Persönlichkeit charakterisieren, die noch heute, über zehn Jahre nach seinem Tod, bei vielen Menschen, die ihn kannten, Erinnerungen wach werden lassen. Über den „Krackerl“, wie viele ihn nannten, ließe sich noch vieles schreiben. Dieser Beitrag möchte an einen der bekanntesten Motorradfachmann im deutschsprachigen Raum erinnern, der heute, am Sonntag, den 29. April 2012 seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte.

Weiter Information findet man unter www.reisemosaik.at/Oldtimer

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