"Ein Politiker muss Fehler zugeben können" - Bürgermeister Peter Eder im Interview

Peter Eder, Bürgermeister von Bürmoos will "Politik am Ohr der Bürger" machen. | Foto: Evelyn Baier
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BÜRMOOS (eve). Im Flachgau werden nur zwei von 37 Bürgermeister von der SPÖ gestellt. Woran liegt das?

Der Flachgau ist sehr landwirtschaftlich strukturiert. Landwirtschaft ist traditionell nicht SPÖ Klientel. Obwohl Kreisky sehr viel dafür getan hat - aber das ist lange her. Da gibt es Schwierigkeiten. Teilweise spüren wir den Trend der Landes und Bundespolitik auch auf Gemeindeebene. Ich sehe es aber wiederum auch an meiner Gemeinde wo es andere Fraktionen schwer haben – wenn ein Bürgermeister mit seiner Partei gute Politik macht und die Wünsche der Bürger umsetzt, haben es andere Parteien umso schwerer Fuß zu fassen.

Die Wohnbauförderung des Landes steht oft in der Kritik. Wie machen sich Probleme bei der Finanzierung Ihrer Gemeinde bemerkbar?

Es ist unerträglich was zurzeit im Wohnbau passiert. Das sage ich jetzt nicht als SPÖ Politker sondern als Bürgermeister, der Wohnungsvergaben vornimmt. Ich kenne Hans Mayr gut, aber den Menschen hier vorzugaukeln, sie zu verstehen wird nicht funktionieren. Ich sage nicht, dass das alte System einwandfrei war. Die Landespolitik hätte hier viel mehr tun müssen weil verschiedene Mechanismen in diesem Fördersystem Mieten verteuern. Ich hatte bei mir schon oft Jungfamilien sitzen, die gerade bei der Hausgründung waren und nicht weiter wussten. SIe haben mit dieser einmal Finanzierung gerechnet, das Grundstück bereits gekauft und wussten aber nicht wann oder wie sie etwas bekommen. So etwas lapidar abzutun - da fehlt es schon weit. Ein Politiker muss auch eines können - Fehler zugeben. Da ist nichts dabei, das ist menschlich. Das haben anscheinend viele Politiker verlernt. Wo ist das Problem zu sagen, da haben wir uns geirrt, da machen wir eine Korrektur? Wir haben hier klar Handungsbedarf.

Wie schaffen Sie es, dass Mieten in Bürmoos leistbar bleiben? NACHFRAGEN WIE VIELE WOHNUNGEN, WIE ÄUßERT ES SICH AUF GEMEINDEEBENE

Wir haben viele Wohnungen gebaut und machen das nach Bedarf. Zwei Zimmer Wohnungen sind die, die uns noch abgehen, ansonsten sind wir gut abgedeckt.
Das Wohnen wird allerdings immer weniger leistbar und von Jahr zu Jahr teurer. Ich fordere mehr Angebot und weniger Paläste. Wir können auch nicht nur Vorschriften machen, dass alles barrierefrei sein muss, wobei wir wissen, dass das Preistreiber sind. Man wird sich da intensiv zusammensetzen müssen um Lösungen zu suchen. Es geht vor allem darum, das Wohnen für junge Menschen leistbar zu machen.

Zum Thema Kinderbetreuung - wie bringen Sie selbst Familie und Arbeit unter einen Hut?

Ich gehöre zu denjenigen, die das Glück haben, dass meine Frau nur am Vormittag arbeitet und am Nachmittag mit den Kindern Aufgaben macht und lernt. Ich weiß aber auch, dass das für eine Frau eine große Belastung ist. Und die Frau, die den ganzen Tag arbeiten geht, soll das noch um vier oder fünf Uhr bewältigen? Wie soll das funktionieren? Da unterscheidet sich rote und schwarze Familienpolitik massiv.

Stichwort Verkehrspolitik - was sollte Ihrer Meinung nach anders gemacht werden?

Im Grunde ist nicht die Stadt das Problem sondern wir, die Umlandgemeinden und die Touristen. Das sehe ich als landespolitisches Thema, da hat das Land zu reagieren. Wo sind die Park&Ride Plätze für die Salzburger Lokalbahn? Wo ist der S-Bahn Ausbau? Wo ist die Attraktivität damit ich wirklich sagen kann, ich steige um? Die vermisse ich und das ist klar Aufgabe des Herrn Landesrat. In Bürmoos können wir nicht jammern, die Lokalbahn tut hier sehr vieles. Aber wenn ich nach Mattsee oder St. Gilgen schaue - wo ist hier der öffentliche Verkehr? Wo sind da die attraktiven Bustaktzeiten? Da haben wir anzusetzen, da kann ich Millionen investieren, da ist die Landespolitik verantwortlich.

Woher würden Sie das Geld nehmen? NEU

Ich sage ja nicht dass das Geld auf den Bäumen wächst aber wir zeigen es in den Gemeinden vor. Da muss man hart umschichten. Wir bauen jetzt wieder neue Park&Ride Plätze um das bei uns attraktiver zu gestalten. Ich habe auch schon öfter darüber nachgedacht für die Pendler eine Gemeindeförderung einzurichten, aber ich sehe nicht ein, dass ich für das Land die Arbeiten auch noch übernehmen soll.

Beim neuen Dienstleistungszentrum Stierlingwald geht es auch um den Umweltschutz - was wurde hier erreicht?

Wir sind beim Müll den Weg genagen, viel intensiver den Kunststoff zu trennen. Der Kunststoff bringt der Gemeinde dann mehr Geld. Im Dienstleistungszentrum können wir den Kunststoff selbst pressen. Durch das Pressen werden natürlich auch Anfahrtswege erspart. Und unser Gebäude ist auf dem neuesten Stand gebaut mit Betonkern, Erdwärme, Photovoltaik, das ist schon fast autark. In Bürmoos haben wir auch Solaranlagen auf den Dächern öffentlicher Einrichtungen gebaut. Das wollen wir in den nächsten Jahren erweitern, weil wir auch hier autark sein wollen. Wir roten haben als auch einen grünen Daumen (lacht).

Die SPÖ rund um Walter Steidl fordert, dass bis 2030 an allen Schulen „frisch gekocht“ wird. Wie wird das aktuell in Bürmoos umgesetzt?

Wir haben durch das, dass wir keine Ganztagsschule haben, dort keine Küche. Frisch Gekochtes haben wir an den außerschulischen Nachmittagen im Kidsclub, hier werden wir von Oberndorf beliefert. Das Essen kommt hier aus einem Gasthaus. In unserem Kindergarten ist eine Köchin angestellt, die bei Bedarf für die Kinder frisch kocht.

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