"Sensibel trotz Politik" – Bürgermeisterin Monika Schwaiger im Interview

"Frauen können genausoviel wie Männer", ist Bürgermeisterin Monika Schwaiger überzeugt.
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  • hochgeladen von Manuel Bukovics

In 35 der 37 Flachgauer Gemeinden steht ein Mann als Ortschef an der Spitze. Wäre es wichtig, dass mehr Frauen Bürgermeisterinnen werden?
MONIKA SCHWAIGER: Unbedingt. Die Verteilung zwischen Männern und Frauen in verschiedenen Spitzenpositionen ist nicht repräsentativ für die Kompetenzen und das Können. Es ist kein Abbild der wirklichen, realistischen Verteilung der Fähigkeiten. Frauen können genauso viel wie Männer – manches besser, manches weniger gut. Wenn es danach geht, müsste es in allen Positionen eine 50-zu-50-Aufteilung geben.

Was wird sich durch Sie als Bürgermeisterin speziell für Frauen in der Gemeinde verbessern?
MONIKA SCHWAIGER: Vor allem Dinge im Bereich der Familienbetreuung. Familie und Beruf waren mir von Anfang an sehr wichtig. Um gewisse Bereiche kämpfe ich immer mit Männern. Ich habe von Kollegen auch schon gehört, dass Frauen daheim bleiben sollen. Doch was brauchen wir? Kinderbetreuungseinrichtungen! Oft fehlt hier das Verständnis, dass es heute für Frauen selbstverständlich ist, berufstätig zu sein und sich beide Partner um Kinder kümmern. Ich habe bereits sehr viel umgesetzt. Vor mir hat es keinen Sommerkindergarten, keinen Ganztageskindergarten und keinen Mittagstisch für "Halbtageskinder" gegeben. Auch Streetwork-ähnliche Jugendarbeit habe ich eingeführt. Amtskollegen haben am Anfang noch gesagt: "Wozu? Wir haben keine Probleme mit Jugendlichen." Doch die jungen Menschen selbst haben Probleme, manche stehen sogar auf der Straße. Wir waren hier die erste Flachgauer Gemeinde. Ich kann mir vorstellen, dass man auf so etwas als Frau eher draufkommt. Ich habe selbst Kinder.

Gibt es Unterschiede zwischen "männlicher" und "weiblicher" Politik?
MONIKA SCHWAIGER: Ganz sicher. Ich bin überzeugt davon. Der erste Unterschied liegt in den handelnden Personen schlechthin. Ich bin stolz, trotz zwölf Jahren in der Politik – davon sieben als Bürgermeisterin – meine Sensibilität bewahrt zu haben. Es gibt noch immer Situationen, die mir die Tränen in die Augen treiben. Ein Mann würde nie zugeben, wenn ihm Schmerz zugefügt wird oder ihn etwas verletzt. Manche haben auch eine so dicke Haut aufgebaut, dass es sie tatsächlich nicht mehr stört. Ich hingegen bin froh, dass ich meine Sensibilität bewahrt habe.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?
MONIKA SCHWAIGER: Völlig zufällig. Ich stamme aus einer sehr politischen Familie, mein Vater war bekennender ÖVPler, aber selbst nicht in der Politik tätig. Ich habe auch nie einer Partei angehört – bis zu dem Zeitpunkt, als ich gefragt worden bin, ob ich in die Politik gehen will. Ich habe erst mit 42 Jahren mein Jus-Studium begonnen und mit 46 Jahren abgeschlossen – trotz drei Kindern in Mindestzeit. Nach vier Jahren war ich bereits Vizebürgermeisterin, nach fünf Jahren Bürgermeisterin. Daran habe ich zuvor allerdings im Traum nicht gedacht.

Glauben Sie, dass Mobbing gegen eine weibliche Bürgermeisterkandidatin – wie in Vorarlberg, wo eine dreifache Mutter nicht angetreten ist, weil sie sich "um die Kinder kümmern soll" – bei uns auch denkbar wäre?
MONIKA SCHWAIGER: Für mich unvorstellbar, dass es solche Ansichten noch gibt. Darüber kann ich mich nur wundern. Es ist einfach traurig. Aber ich habe meine Kinder schon erzogen, war dafür 15 Jahre lang zuhause. Meine Aufgaben als Frau habe ich alle erfüllt. Theoretisch könnte so etwas bei uns auch passieren – es ist erschütternd.

Haben Sie aktuell ein Lieblingsthema, an dem Sie für die Gemeinde arbeiten?
MONIKA SCHWAIGER: Eigentlich das Soziale. Aber ich mag das Bauressort – das ich in dieser Amtsperiode leite – genauso. Als Frau darf man sich nicht nur auf Soziales reduzieren lassen. Doch was ist am Allerwichtigsten? Wie es den Menschen in der Gemeinde geht. Ob in einer Straße ein Schlagloch ist oder nicht, hat keinen Einfluss auf die Lebensqualität. Um was geht es im Leben? Darum, dass Menschen in einer schönen Landschaft leben, leistbare Wohnungen haben und dass es ihren Kindern gut geht. 30.000 Euro für die Jugendarbeit sind viel mehr wert als eine Million für Straßen.

Hier geht's zum Kommentar "Beurteilt doch endlich nach Leistung"

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