Stammersdorf: Der vergessene Teil von Floridsdorf?
In Stammersdorf stimmt die Wohnqualität, aber es fehlt an wichtiger Infrastruktur. Die bz hat einen Lokalaugenschein im Bezirksteil gemacht.
FLORIDSDORF. Keine Bank, keine Post und nur wenige Geschäfts – die dörfliche Idylle in Stammersdorf trügt, denn für viele Bewohner sind die vielen Weingärten und die Naturdenkmäler Alte Schanze zum Leben zu wenig. „Das ursprüngliche Dorfverkommt immer mehr, Neu-Stammersdorf wurde errichtet, ohne dass die Infrastruktur ausgebaut wurde“, so Unternehmensberater und Ur-Stammersdorfer Karl Sruc.
Aber auch Unternehmerin Pia Lendl von der gleichnamigen Bäckerei meint: „Wir bestehen seit 1965, aber ohne den Großabnehmern, der Belieferung von Schulen und Kindergärten und ohne anderen Standbeinen könnte das Geschäft hier nicht überleben.“ Trotzdem will die Unternehmerin ihr Angebot an die Stammersdorfer erhöhen und bietet bereits in den kommenden Wochen Bankomatzahlungen an. Andere Geschäfte haben in den letzten Jahren zugesperrt und viele Heurigen bestehen auf Barzahlung. Das Postamt wurde in ein Eventlokal umgebaut, der Postpartner musste aus Krankheitsgründen sperren und die Bank wurde geschlossen. Die nächste Bankfiliale befindet sich in Strebersdorf oder in Jedlersdorf.
Bezirk interveniert
Unmittelbar nach der Bekanntmachung der Schließung des Postpartners in der Kummergasse hat Bezirksvorsteher Georg Papai Gespräche mit der Post geführt und neue Geschäftspartner vorgeschlagen. Die Verhandlungen laufen noch, aber es sieht gut für einen neuen Postpartner in Stammersdorf aus. Papai: „Der Bezirk kann keine Entscheidungen von Unternehmen treffen, aber wir können in positivem Sinn als Lobbyist für die Bevölkerung und für Stammersdorf auftreten.“
Dadurch konnte auch die Errichtung eines Bankomates der Ersten Bank am Bahnhofsvorplatz erreicht werden. Der Platz wird gerade vom Bezirk umgebaut und saniert. Durch die Übernahme der Leerverrohrung im Zuge des Umbaus und durch Mithilfe bei Gesprächen mit den Wiener Linien scheint trotz der hohen Kosten für die Bank eine Errichtung des Bankomates bis Herbst 2018 realistisch. Zusätzlich stehen Bankomaten in einem Lebensmittelgeschäft am Rendezvousberg um im Einkaufszentrum B7 zur Verfügung.
Aufschwung durch Neubauten
Erfreulich scheint die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs und der Nahversorgung in Stammersdorf. In die ehemalige Zielpunktfiliale ist ein neuer Lebensmittelmarkt eingezogen und die Bäckerei Lendl versorgt mit Brot, Gebäck und Kärnter Spezialitäten. Durch den Ausbau entlang der Brünner Straße mit Wohnbauten fährt die Straßenbahnlinie 31 spürbar öfters. Mit der Eröffnung der Neuen Mittelschule für rund 500 Kinder im Herbst wird es hier zusätzlich eine Verstärkung geben.
Positiv wird auch die Busverbindung zur U-Bahn Leopoldau oder nach Strebersdorf empfunden. Allerdings: „Der Ausbau und die dringende Sanierung der Nebenstraßen wurden eingestellt“, so Sruc. Hier fehlen oft Gehsteige und bei Regen stehen tiefe Wasserpfützen in den Straßen. Papai betont, dass in Stammersdorf 2016 die Hagenbrunner und die Stammersdorfer Straße und heuer der Bahnhofsplatz saniert wird. Zusätzlich ist das Straßenbaubudget des Bezirks in der Höhe von 3,5-4 Mio Euro heuer durch den Ausbau des Radwegs bis zur neuen Schule belastet.
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