Holocaust-Gedenktag
Zeitzeuge im Gespräch mit der Vienna Business School Floridsdorf
Am 27. Jänner findet der Holocaust-Gedenktag statt. Die Vienna Business School (VBS) Floridsdorf begeht diesen mit Hilfe von Zoom und Switch und schafft dabei Bezug auf aktuelle Ereignisse.
WIEN/FLORIDSDORF. Das Konzentrationslager Auschwitz wurde am 27. Jänner 1945 befreit. Dieses steht sinnbildlich für die millionenfache systematische Ermordung von Juden durch das NS-Regime. Anlässlich dazu findet am 27. Jänner der Holocaust-Gedenktag statt. Aktueller denn je zeigt sich wie nahe Gedenken und Warnung beieinander liegen.
Schüler der Vienna Business School erkennen während der Pandemie den Missbrauch von Symbolen des Holocaust. Etwa der sogenannte "Judenstern", der bei Demonstrationen gegen die Covid-Maßnahmen zur Erscheinung kommt. Ebenso auch neue antisemitische Verschwörungserzählungen rund um die Pandemie. Die Erinnerung an den Holocaust ist nicht nur geschichtlich-kulturell von Bedeutung, sondern eine Mahnung an die Zukunft.
Online mit Zeitzeugen sprechen
In der VBS Floridsdorf widmet man sich dem Gedenktag mit außergewöhnlichen Projekten. "Gerade in den vergangenen Monaten werden in sozialen Medien Vergleiche mit dem Holocaust gezogen", berichtet Stefan Lamprechter. Er ist Lehrer und leitet den Thementag. "Unseren Schülerinnen und Schülern und wie auch uns ist wichtig, dass dieses Ereignis nicht verharmlost wird. Es gilt nicht zu vergessen und auch darum, die Tragweite dieses Ereignisses nicht falsch darzustellen".
Ein Grund warum gerne Zeitzeugen befragt werden. Durch die Pandemie ist das persönliche Gespräch leider nicht möglich. Die VBS Floridsdorf hat mit Hilfe von Videokonferenz mit Harry Merl gesprochen. Der Oberösterreicher (86) ist Psychiater und Begründer der Systemischen Familientherapie. Er erzählt seine Geschichte als von den Nazis verfolgtes jüdisches Kind in Oberösterreich. Außerdem hat er Fragen der jungen Zuhörer beantwortet.
"Anfangs war die alte Angst da. Aber dann dachte ich: Nein, ich lass mich nicht mehr durch die Angst behindern. Und das war gut so", sagt Merl. Die Schüler wussten es zu schätzen, dass der Zeitzeuge über das Erlittene gesprochen hat. "Es ist wichtig, damit man eine andere Perspektive auf die damalige Zeit bekommt", sagt Schüler Lukas Trecha und ergänzt: "Man kann sich nicht so richtig vorstellen, wie schlimm die Zeit für die Menschen damals war. Ich denke, dass man die Situation besser nachvollziehen kann, wenn ein Zeitzeuge darüber berichtet."
Im Nachhinein ist Harry Merl über den digitalen Austausch mit den Schülerinnen und Schülern froh: „Es gab eine offizielle Anfrage seitens des Bildungsministeriums, mein Leben als einziger jüdischer Zeitzeuge aus Oberösterreich Jugendlichen in Schulen vorzustellen, gemeinsam mit meinem Enkel. Die Jugendlichen zeigten sich interessiert, nachdenklich und berührt durch die Begegnung. Das Online-Zeitzeugengespräch ist eine gute Möglichkeit Jugendliche in anderen Bundesländern zu erreichen."
Digital in der Rolle der Verfolgten
"Computersimulationen über Apps oder Spielekonsolen geben den Schülerinnen und Schülern nicht nur die Möglichkeit Zuseher und Zuseherin zu sein, sondern aktiv einzugreifen", erklärt Lehrer Lamprachter. Mittels moderner Technik kann man ansatzweise in die Rolle der Opfer des Holocaust schlüpfen. "Sie treffen Entscheidungen und erleben zumindest digital die Konsequenzen ihrer Handlungen - vom passivem Beobachter zum aktiven Erleben, auch wenn dies gottseidank nur digital dargestellt wird", ergänzt Lamprachter.
Zum Beispiel kann mit einer Switch dem Bildungsauftrag in einer Weise nachgekommen werden, die die Schüler in ihrer Lebenswelt abholt. Bei den Schülern kommt das wie folgt an: "Ich erwarte mir, zu sehen, wie der Ablauf der Geschehnisse damals war und auch, dass wir uns besser in die Lage versetzen können und beizutragen, dass diese Dinge sich nicht mehr wiederholen", meint Schülerin Katrin Schmucker.
Wege der Erinnerung
In Wien gibt es einige Orte die an den nationalsozialistischen Völkermord erinnern. Schüler der VBS Floridsdorf werden deshalb am 27. Jänner an ausgewählten Plätzen Blumen hinlegen und Kerzen anzünden. "Unser Weg wird uns von der Grabstelle der Kindereuthanasie-Opfer am Zentralfriedhof, über das Mahnmal für die Opfer vom Spiegelgrund und die neue Shoah Gedenkmauer im Ostarrichi-Park zurück in die Franklinstraße zur Gedenkstelle für die Opfer aus den Reihen der Lovara, Roma und Sinti führen", erklärt Lehrerin Marianne Krejci.
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