Ziesel: Winterschlaf gefährdet
Der seit Jahren andauernde Konflikt um die Zieselpopulation im Bereich des Heeresspitals in Floridsdorf wird um ein Kapitel reicher. Ab 15. März soll mit ersten Bauarbeiten in dem Gebiet begonnen werden. Die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal stemmt sich vehement dagegen.
Bagger rollen im März
Die bereits seit 2009 bestehenden Pläne der Stadt Wien zur Errichtung von Wohnbauten auf der freien Fläche rund um das Heeresspital, in welcher eine große Ziesel- Habitation vorhanden ist (die bz berichtete), scheinen nun tatsächlich umgesetzt zu werden. Mitte März sollen Bagger anrollen, um im zieselfreien Bereich des Habitats zur Bewirtschaftung den Oberboden abzutragen. Zieselexperte Helmut Bauer von der IGL- Marchfeldkanal kritisiert die Vorgehensweise: „Die Behörden und Bauträger versuchen damit klare Gesetze zum Schutz der Ziesel zu umgehen. Die Schwingungen der Bagger unter der Erde sollen die Ziesel gänzlich und „freiwillig“ aus dem Gebiet vertreiben. Dieser Vorgang ist nicht nur traumatisch und fatal für die sich im Winterschlaf befindlichen Tiere, sondern auch eindeutig ungesetzlich.“
Sanktionen gegen Österreich möglich
Abgesehen vom Schutz der in Wien unter Lebensraumschutz stehenden Tiere, Ziesel gehören zur Familie der Erdhörnchen und sind nächste Verwandte des Murmeltiers, warnt Bauer auch vor Sanktionen gegen die Republik Österreich wegen Verstößen gegen die europäischen Naturschutzrichtlinien:„Sollte es zu einer Verurteilung durch die Europäische Kommission in Brüssel kommen, drohen Strafen im hohen zweistelligen Millionenbereich sowie sündteure Wiederansiedlungsprogramme. Damit müssten dann die österreichischen Steuerzahler die Versäumnisse der Stadt Wien ausbaden.“
Ersatzgrundstücke vorhanden
Bei der IGL- Marchfeldkanal spricht man sich für eine Verlegung des Bauprojektes aus. „Die Verantwortlichen wussten von Anfang an, dass es sich bei dem Gebiet um ein kopfstarkes Ziesel-Reservat handelt und haben es einfach ignoriert. Die Stadt Wien besitzt zwei Millionen m² Bauland, da sollte es kein Problem sein ein Ersatzgrundstück für die Wohnbauten zu finden. Die Bauträger würden ihr Projekt auch an einem anderen Standort umsetzen“, versichert Birgitta Bauer, Gründerin der IGL-Marchfeldkanal.
Stadt Wien winkt ab
Umweltstadträtin Ulli Sima sieht keine Gefahr für die Ziesel oder die Republik Österreich. "Nach den Aussagen der Sachverständigen ist keine relevante Zunahme der Störfaktoren nach Verwirklichung des Bauprojekts zu erwarten und die Zieselpopulation ist außerdem bereits jetzt siedlungsnahe. Die erteilte Genehmigung entspricht den Bestimmungen des Naturschutzgesetzes und den Vorgaben der FFH-Richtlinie. Es sind daher keine Maßnahmen durch den Wiener Gemeinderat zu treffen", so Sima.
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