Floridsdorfer wehren sich gegen die Verbauung der Nordrandsiedlung
Die Baupläne der Stadt bringen Anrainer auf die Barrikaden. Sie kämpfen gegen die zunehmende Zersiedelung ihres Wohngebietes.
FLORIDSDORF. Selbst bei klirrender Kälte ist die Idylle in der Nordrandsiedlung mit netten Einfamilienhäusern und großen Gärten bemerkbar. Eine Idylle, die die Bewohner nun bedroht sehen. Grund dafür: Auf freigewordenen Grundstücken nutzt die Stadt Wien ihr Vorkaufsrecht, um den Boden an Bauträger und Fertigteilhausfirmen zu verkaufen. Diese wiederum bauen statt bisher einem Haus auf die gleichen Grundflächen bis zu vier Häuser.
Siedlungsobmann Gottfried Krause: „Durch die Verdichtung der Flächen entstehen deutlich weniger Grünflächen.“ Da die Grundflächen der Häuser durch die Vierteilung sehr gering sind, werden die Häuser entsprechend höher gebaut. Krause: „Durch die neuen Bebauungen ist das Leben in der Nordrandsiedlung nicht mehr lebenswert.“ Deshalb forderten vergangene Woche 250 Siedler eine maßvolle Bebauung des Gebietes. Aus dem Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou heißt es dazu, dass die aktuelle Stadtplanung eine Verdichtung im Bereich der Nordrandsiedlung vorsieht.
Im persönlichen Gespräch mit Siedlungsobmann Krause sagte Vassilakou jedoch ihre Berücksichtigung des Ortsbildes und Unterstützung bei einer Änderung des Flächenwidmungsplans zu. Bezirksvorsteher Georg Papai sagt zu der zunehmenden Verbauung: „Das Gebiet der Nordrandsiedlung ist in den letzten Jahren besonders durch den U-Bahn-Bau sehr attraktiv geworden. Wenn Projektträger die Grundstücke aufkaufen, ist dies für die Siedler natürlich nur schwer verkraftbar.“ Bereits 1996 wurde ein Entwurf für eine neue Flächenwidmung für die Nordrandsiedlung vorgelegt, die auf das gewachsene Ortsbild Rücksicht genommen hätte. Dieses wurde von den Siedlern damals mit der Begründung abgelehnt, dass dann die vorhandenen Häuser ebenfalls nicht adaptiert hätten werden können. Damit hätte in ihren Augen eine Entwertung der Gebäude stattgefunden.
Neuer Flächenwidmungsplan
Für Gerhard Jordan von den Grünen eine verpasste Chance: „Leider wurde damals dieses Konzept nicht weiterverfolgt und stattdessen die heute gültige Widmung beschlossen. Die Errichtung von acht Gebäuden auf einem stark versiegelten Bauplatz statt einer Siedlungsparzelle mit großem Garten – wie jetzt an der Illgasse – wäre ursprünglich nicht möglich gewesen."
Dem widerspricht Siedlungsobmann Krause entschieden: „Die Baufirmen hätten dann einfach anders geplant, das Ergebnis wäre jedoch das gleiche gewesen.“ Nun soll ein neuer Flächenwidmungsplan ausgearbeitet werden, der die Höhe und die Dichte der Bebauung neu festlegen soll. Bezirksvorsteher Papai hat dazu bereits in einem Brief die MA 21, Stadtteilplanung und Flächennutzung, mit der Einbindung des Siedlungsvereins beauftragt. Erfahrungsgemäß dauert es zwölf bis 18 Monate bis zur endgültigen Fertigstellung, inklusive den Stellungnahmen im Bauausschuss, dem Bezirksparlament und der Abstimmung im Gemeinderat.
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