Zusatztafel für umstrittene Nazi-Künstler
Nach einer langen Kontroverse über Bildhauer Wilhelm Frass wurden nun Zusatztafeln an seinen Werken montiert. In Floridsdorf stehen zwei Skulpturen von Frass: die „Fruchtträgerin“ sowie der „Schreitende".
FLORIDSDORF. Als im Jahr 2012 unter dem Denkmal des „Toten Kriegers“ in der Krypta beim Burgtor ein Bekenntnis von Wilhelm Frass über dessen nationalsozialistisches Bekenntnis gefunden wurde, war die Aufregung in Geschichtskreisen und in Floridsdorf groß. Schließlich war der Bildhauer während und nach des Zweiten Weltkrieges vielbeschäftigter Künstler der Stadt Wien.
In Floridsdorf stehen zwei Skulpturen von Frass: die Kalkstein-Plastik „Fruchtträgerin“, die 1958 auf dem Anton-Anderer-Platz 1 vor dem Gemeindebau Franz-Jonas-Hof aufgestellt wurde, sowie der „Schreitende" in der Edisonstraße im Karl-Seitz-Hof aus der Zwischenkriegszeit. Bereits im November 2011 forderten die Floridsdorfer Grünen die Anbringung einer erklärenden Zusatztafel, die einstimmig in die Kulturkommission verwiesen und danach mehrheitlich angenommen wurde. Jetzt wurden die Zusatztafeln angebracht.
Neben Wilhelm Frass wurden auch für den Künstler Rudolf Hermann Eisenmenger Zusatztafeln gefordert. Beide Künstler bekleideten hochrangige Funktionen in der NS-Zeit und erhielten auch danach noch Aufträge. Die Kunstwerke sollen jedoch nicht entfernt werden, sondern es geht um ein Bewusstmachen ihrer Herkunft. Im Jahr 2014 erfolgte die Anbringung einer erklärenden Tafel bei einem Werk von Rudolf Eisenmenger in der Justgasse, nun wurden diese auch an den Werken von Wilhelm Frass befestigt.
Bezirksrat und Kunsthistoriker Gerhard Jordan: "Die Zusatztafel weist nun auf die Rolle des Künstlers hin und auch darauf, dass das Wirken von Künstlern, die in der Zeit der NS-Diktatur hofiert wurden, heute kritischer gesehen wird als im Wiederaufbau."
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