"Die Frage ,Mensch oder Ziesel?' ist absurd"
Die grüne Bezirksrätin Gabriele Tupy hat die geplanten Bauprojekte in Floridsdorf gezählt und ist zu dem Schluss gekommen: Auch ohne die Projekte beim Heeresspital werde genug gebaut.
Sie haben versucht, alle in Bau, Planung oder kurz vor der Übergabe stehenden Wohnbauten in Floridsdorf zusammenzutragen und die Wohneinheiten zu zählen. Warum?
"Wir wollten wissen, wie sich die Zahl der neuen Wohnungen zum Bevölkerungswachstum in Floridsdorf verhält. Vor allem um das Argument zu entkräften, dass die Gründe beim Heeresspital verbaut werden müssten, um genügen Wohnraum zu schaffen."
Was ist das Ergebnis?
"Dass in Floridsdorf sogar ,zu viel' gebaut wird. Es wird in den nächsten Jahren 15.000 neue Wohnungen für etwa 31.000 Menschen geben. Bis 2034 sollen im 21. Bezirk laut Vorhersage aber nur 26.000 Menschen mehr leben als 2013.
Die 1000 Wohnungen, die in Stammersdorf auf der von den geschützten Zieseln bewohnten Fläche errichtet werden sollen, sind dabei nicht mitgezählt – und das Ergebnis zeigt eindeutig, dass die Frage ,Mensch oder Ziesel?' absurd ist. Diese Gründe dürfen auf keinen Fall verbaut werden und es besteht auch keine Notwendigkeit."
Finden Sie allgemein, dass zuviel gebaut wird?
"Wir bauen jetzt für die nächsten 20 Jahre und alle Projekte, die schon in Planung sind, sollen abgewickelt werden. Aber ich finde, dass es keine außer der bereits geplanten Umwidmungen in Wohnfläche geben soll, und dass man bei einigen Projekten, wie etwa in Donaufeld, über die Dichte nachdenken kann. Die 6000 Wohnungen, die dort geplant sind, dürfen kein Dogma sein."
Profitiert Floridsdorf nicht davon, wenn junge und kaufkräftige Menschen zuziehen?
"Ja, der Bezirk profitiert, aber die Ausgewogenheit ist wichtig. Wenn so viele Menschen zuziehen, muss man sich fragen, was man außer Wohnungen noch braucht. Grünraum, Kultur, ein "essbares Floridsdorf", der Schwerpunkt muss darauf liegen, auch diese Dinge voranzutreiben.
Wir in Transdanubien schätzen den Grünraum, wir schätzen den Übergang zwischen Stadt und Land, das ist das Verständnis der Menschen hier.
Ich denke, dass wir das Thema der Wanderungsbewegungen über Bezirks- und Stadtgrenzen hinaus im ganzen Land diskutieren müssen. Ich verstehe jeden, der in die Stadt zieht, aber es sind die kleinen Gemeinden nicht glücklich darüber, dass sie die Leute wegen mangelnder Bildungs- und Arbeitschancen nicht halten können. Wir wollen keine Entvölkerung des Landes, der kleinen Gemeinden. Wie wir diesen Trend stoppen, darüber können wir nur gemeinsam diskutieren."
Sie würden also den Wohnbau nach den aktuellen Projekten stoppen oder dämpfen. Wird das die Leute wirklich aufhalten oder treibt das nicht nur die Mieten nach oben?
"Bei den Wohnungen ist es wie bei den Straßen: Wenn man sie baut, dann werden sie auch genützt und nachgefragt. Das heißt aber nicht, dass sich weniger Angebot automatisch auf die Mietpreise durchschlägt. Wir haben viel sozialen und geförderten Wohnbau in Wien, der dafür sorgt, dass die Mieten nicht aus dem Ruder laufen."
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