Fastenzeit
Kefermarkter Diätologin stellt Fastenkuren auf den Prüfstand
Viele Menschen verzichten während der Fastenzeit auf Alkohol, Zucker oder andere Genussmittel. Manche entsagen einigen Tagen sogar völlig fester Nahrung. Doch wie wirkt sich Fasten auf unseren Körper aus und ist es überhaupt gesund? Dieser Frage ist die BezirksRundschau mit der Kefermarkter Diätologin Mariella Istok auf den Grund gegangen.
KEFERMARKT. Neben Neujahr ist die Fastenzeit die beliebteste Zeit für gute Vorsätze und um sich Gedanken um seine Gesundheit und Ernährung zu machen. „Mit einer gezielten Fastenkur alte Gewohnheiten zu durchbrechen, wieder an Genussfähigkeit zu gewinnen oder auch ein Hunger-Sättigungsgefühl zu erlangen ist sicher von Vorteil“, ist sich Istok sicher. Beim Fasten gehe es in erster Linie um bewusstes Verzichten. Zum Abnehmen sei totales Fasten jedoch nicht geeignet. Es sollte auch nicht das primäre Ziel sein. „Wenn nichts gegessen wird, muss der Körper auf ‚Plan B‘ umstellen. Der sogenannte Hungerstoffwechsel setzt ein“, erklärt die Diätologin. Bestimmte Systeme, Organe, Gehirn, Herz müssen notversorgt werden. Diese gewinnen ihre Energie normalerweise aus Traubenzucker (Glukose). Ist dieser nicht mehr vorhanden und wird nicht durch Nahrung zugeführt, werden körpereigene Proteine abgebaut und in Glukose umgewandelt: Es kommt zum Muskelabbau. Dieser unerwünschte Muskelabbau ist der Grund, warum nach dem Fasten wieder rasch Gewicht zugenommen wird.
Körpereigenen "Schrott" abbauen
Istok empfiehlt: „Wer eine Fastenkur antreten möchte, sollte dies nur unter ärztlicher Kontrolle machen, da Fasten gesundheitliche Risiken nach sich ziehen kann wie Herzrhythmusstörungen, Störung des Säure-Basen-Haushaltes oder Gichtanfälle.“ Dennoch wirkt sich Fasten positiv auf den Körper aus: Wird einige Zeit nichts gegessen, kommt es zu einer Art Recycling in den Zellen. Aufgrund fehlender Nahrung wird körpereigener „Schrott“ abgebaut. Man nennt dies Autophagie. Das kommt vom Altgriechischen und bedeutet so viel wie „sich selbst essen“. Immer wieder ist auch vom Entschlacken des Körpers die Rede. Fasten gilt deshalb als lebensverlängernd, hat einen aktivierenden Effekt auf das Immunsystem und verringert wahrscheinlich das Risiko für Alzheimer. „Jedoch ist noch nicht ausreichend geklärt, wie lange man fasten muss, um diesen Effekt zu erzielen“, berichtet Istok.
Fasten ist nicht gleich fasten
Heutzutage gibt es viele verschiedene Arten des Fastens. Während Heilfasten eher als reinigendes Ritual unter strengen Vorschriften bei der Ernährung verstanden wird und hilft, den Körper von Giftstoffen zu befreien, versucht das sogenannte Intervall-Fasten einen gesunden und effektiven Kompromiss aus natürlichem Essbedürfnis und dem Kampf gegen überschüssige Kilos zu bilden. Beim Intervall-Fasten, auch "1:1-Methode" genannt, steht der Fettabbau im Vordergrund. Dabei fastet und isst man abwechselnd einen Tag, ohne Empfehlung von Lebensmitteln oder Speisen. Einen Tag nimmt man also gar nichts zu sich, am nächsten Tag kann man essen, worauf man Lust hat. Hier findet durch die fehlende Insulinproduktion zwar eine Gewichtsreduktion statt, es kann aber zu einem Nährstoffmangel kommen, wenn am Esstag nicht ausreichend auf eine gute Nährstoffversorgung geachtet wird.
Besser: langfristig Ernährung umstellen
Eine weitere Fasten-Art ist die sogenannte Mosley Diät. Dabei isst man fünf Tage und fastet zwei Tage hintereinander pro Woche, nimmt also bewusst sehr wenige Kalorien zu sich. „Das ist eine gute Möglichkeit, seinem Körper Erholung von einem Kalorienüberfluss zu gönnen. Auch dabei wird die Autophagie angeregt“, erklärt die Kefermarkterin. Fasten kann man nicht nur tageweise, sondern auch stundenweise. Beim „16:8-Fasten“ kann an acht Stunden am Tag gegessen werden und 16 Stunden pro Tag wird durchgehend gefastet. Das ist zwar kein Fasten im engeren Sinn, ist aber gut, um den Stoffwechsel anzuregen und den Insulinspiegel ein paar Stunden niedrig zu halten. Besser als kurzfristiges Fasten während der Fastenzeit ist jedoch eine langfristige Umstellung der Ernährung, empfiehlt Istok: „Sobald man mit dem Fasten wieder aufhört, erlangt man schnell wieder sein Ausgangsgewicht.“
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