Weihnachten
"Spirale, die von Jahr zu Jahr teurer wird"

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WALDBURG. Clemens Mitterlehner aus St. Peter (Waldburg) ist Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatung GmbH. Sie ist die Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen. Wir haben den 46-jährigen Absolventen der HAK Freistadt zum Interview gebeten.

Herr Mitterlehner, warum verschulden sich viele Menschen gerade zu Weihnachten? 
Weihnachten wird von vielen als „Fest des Schenkens“ bezeichnet. Das steigert sich von Jahr zu Jahr und neuerdings wird die Weihnachts-Shopping-Saison spätestens Ende November mit dem Black Friday und dem Cyber Monday eingeläutet. Wer selbst Kinder hat, merkt ja recht schnell, dass der eigentlich religiöse Gedanke von Weihnachten sehr in den Hintergrund gerückt ist.

Warum leben viele Menschen ausgerechnet in der besinnlichen Zeit über ihren finanziellen Verhältnissen?
Vermutlich verwechseln viele Menschen persönliche Zuneigung mit möglichst großen Zuwendungen finanzieller Natur. Beschenkte wollen auch etwas zurückschenken – das ist dann oft eine Spirale, die von Jahr zu Jahr teurer wird. Dazu kommt aber natürlich, dass es der Handel so leicht wie möglich macht, zu kaufen, zu schenken und leider auch sich zu verschulden. Die wenigsten Menschen überlegen vor dem Geschenke-Einkauf, wie viel sie in Summe ausgeben wollen oder ausgeben können. Oftmals wird sehr spontan gekauft, bis man alle Geschenke beisammenhat. Und dann kommt das böse Erwachen, wenn man nach den Feiertagen auf den Kontostand blickt. 

Wie kommen die Leute zu Geld, das sie nicht haben? Nehmen sie Kredite auf oder leihen sie es von Freunden und Verwandten?
Viele finanzieren ihre Weihnachtseinkäufe mit einem kräftigen Kontoüberzug – das passiert schleichend und fällt zunächst einmal nicht großartig auf. Wenn es in den Monaten nach Weihnachten gelingt, dieses „Weihnachts-Minus“ wieder abzubauen, ist das oft auch kein großes Problem. Gefährlich wird es, wenn man das Kontominus nicht mehr kurzfristig loswird oder wenn andere wichtige Zahlungen – wie zum Beispiel Miete, Heizung oder Strom – auf der Strecke bleiben. Immer häufiger werden Geschenke mit Konsumkrediten oder Ratenkäufen finanziert. Da zahlt man dann für die Geschenke von heuer noch bis Weihnachten in drei Jahren. Wenn man das öfter macht, kommt ein beträchtlicher Schuldenberg zusammen und leider geht dabei oft auch die Übersicht über die Finanzen verloren. Das ist eine große Gefahr und mitunter der Einstieg in die Schuldenspirale. Aus unserer Erfahrung sollte es ein absolutes Tabu sein, sich für Geschenke zu verschulden – egal ob es ein Minus am Konto, ein Ratenkauf oder privat geborgtes Geld ist.

Was ist Ihr Tipp, damit man durch zu großzügige Weihnachtseinkäufe nicht auf einem Schuldenberg sitzen bleibt?
Das Wichtigste ist die Vorbereitung auf die Shopping-Tour – egal, ob man im Geschäft oder im Internet einkauft. Ich muss mir die Frage stellen: Wem möchte ich etwas schenken und wie viel darf es kosten? Mit Blick auf mein Einkommen, meine Ausgaben, meine Ersparnisse und meinen Kontostand muss ich mir ein Gesamtbudget festlegen, das ich maximal für Geschenke ausgeben kann. Vielleicht ist auch im Vorfeld ein offenes Gespräch unter Geschwistern oder Freunden gut: Wollen wir uns heuer überhaupt etwas schenken? Wollen wir uns auf eine Kleinigkeit einigen? In manchen Familien wird ein Höchstbetrag pro Person vereinbart. 

Wann wird der Schuldenberg in der Regel wirklich schlagend?
Erste Alarmzeichen zeigen sich, wenn man aus dem Kontominus nicht mehr rauskommt. Wenn man schon im August beginnt, das Weihnachtsgeld für das Bezahlen rückständiger Rechnungen zu verplanen, dann ist jedenfalls Handlungsbedarf. Wirklich kritisch wird es, wenn wegen der Schulden existentiell wichtige Ausgaben auf der Strecke bleiben. Das heißt, wenn die Miete nicht bezahlt werden kann, wenn Stromabschaltungen angedroht werden, wenn gegen Ende des Monats kaum mehr Geld für den Lebensmitteleinkauf vorhanden ist oder wenn der Kauf von Schulsachen oder der Beitrag zu einem Schulausflug unlösbare Probleme darstellen.

Was soll man tun, wenn man in ernsthaften Finanzschwierigkeiten steckt?
Wichtig ist, das Problem zu erkennen, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Hoffentlich gibt es Familienmitglieder oder Freunde, mit denen man über die Probleme sprechen und an Lösungen arbeiten kann. Wenn das nichts hilft, ist es Zeit für professionelle Hilfe. Die staatlich anerkannten Schuldenberatungen beraten kostenfrei und vertraulich und helfen, den Weg aus einer Finanzkrise zu finden. Manchmal reichen einfache Maßnahmen, um das Haushaltsbudget wieder ins Lot zu bringen. Hier bieten wir die Budgetberatung an. Leider ist in vielen Fällen der Privatkonkurs der einzige Ausweg aus der Schuldenmisere. Schuldenberatungen können in fast allen Schuldensituationen Perspektiven aufzeigen und sind Wegweiser für Betroffene am Weg in ein schuldenfreies Leben.

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