Bauer in Sorge
Wolf riss allem Anschein nach Kalb in Unterweißenbach
Im Vorjahr war es vergleichsweise ruhig um den Wolf geworden, doch heuer häufen sich die Sichtungen wieder. Kürzlich gab es einen Vorfall auf einer der Weiden von Bruno und Irene Seiser in Unterweißenbach.
UNTERWEISSENBACH. Anfang Juli fand Landwirt, Produzent und Direktvermarkter Bruno Seiser auf einer seiner Weiden in Hinterberg ein totes Kalb, das nur einen Tag alt gewesen war. Der Anblick war entsetzlich, die Hälfte des Tieres fehlte, war gefressen worden. DNA-Proben zufolge, die einer der beiden Wolfsbeauftragten des Landes OÖ nach dem Vorfall genommen hatte, ist der Schuldige ein Fuchs. Für das Ehepaar Seiser ist dies ein Ding der Unmöglichkeit:
"Die Tatsache, dass Fuchs-DNA gefunden wurde, ist nicht ungewöhnlich, ist der Fuchs ja ein Aas-Fresser. Es haben etwa acht Kilogramm Fleisch vom jungen Kalb gefehlt. Das kann ein einzelner Fuchs (Anm. Füchse sind im Gegensatz zu Wölfen keine Rudeltiere) nie im Leben in einer Nacht gefressen haben."
Wenig Verständnis für "Sonderstatus" des Wolfes
Für die Landwirte ist es nicht nachvollziehbar, warum der Wolf seit einigen Jahren in Österreich regelrecht verherrlicht wird. Sie sehen nicht nur eine Gefahr für Landwirte, die rein nichts gegen derartige Vorkommnisse tun können, sondern auch für Einheimische und Touristen.
"Ich hab mittlerweile ein mulmiges Gefühl, wenn ich in den Wald geh und mach mir ernsthaft Sorgen um Familien, Wanderer, Mountainbiker, Schwammerlsucher und dergleichen. Noch dazu ist ja der Johannesweg gleich bei uns ums Eck"
, betont Seiser, der nicht darauf warten will, dass etwas Schlimmes passiert, bevor endlich etwas passiert und man ernsthaft gegen den Wolf vorgeht. Sorgen macht er sich vor allem auch deshalb, weil die Zahl der Wölfe in den kommenden Jahren weiter steigen wird, wenn man nichts unternimmt.
Freizeittourismus: gegenseitiger Respekt nötig
Neben der Wolfsthematik sieht das Ehepaar aktuell auch den Freizeittourismus als Herausforderung für die Landwirtschaft. Immer wieder kommt es zu schwierigen Begegnungen mit Wanderern, die Sperren bei Waldarbeiten ignorieren, von den Wegen abweichen, Müll wegwerfen oder einfach die Weiden oder Stallungen betreten.
"Gerade bei Mutterkuhhaltungen ist große Vorsicht geboten, da die Kühe einen stark ausgeprägten Schutzinstinkt haben. Ich verstehe nicht, wie manche Leute auf die Idee kommen, einfach in unseren Stall reinzugehen, um sich umzusehen oder Tiere zu streicheln. Ich geh ja auch nicht in fremde Gärten und füttere dort die Tiere"
, betont Irene Seiser. Sie ärgert sich auch über Hundekot auf den Feldern und Pferdemist vor der Haustüre. Die Bauern wissen natürlich und betonen auch, dass nicht alle Wanderer, Biker und Reiter gleich sind. Es gibt viele, die sehr bemüht sind und sich nichts zuschulden kommen lassen, dennoch brauche es generell mehr gegenseitigen Respekt und Verständnis.
Wissen, wo es herkommt
Bruno und Irene betreiben seit 30 Jahren ihren Hof mit Mutterkuhhaltung. Derzeit besitzen sie etwa 65 Angus-Rinder. Darüber hinaus haben sie 80 Schweine. Geschlachtet und produziert wird am eigenen Hof. Fleisch, Würste und Gekochtes wie allerlei Knödel werden in der "Speckhütte" in Schönau und ab Hof in Hinterberg 3 verkauft. Fünf Teilzeitkräfte unterstützen das Ehepaar, das keine Kinder hat. "Seit geraumer Zeit sind wir händeringend auf der Suche nach einem weiteren Mitarbeiter, finden jedoch niemanden", betont Seiser. Sein Hof ist nicht Bio-zertifiziert, seine Produkte sind jedoch seit vielen Jahren für ausgezeichnete Qualität bekannt. "Es ist mir ein Anliegen zu betonen, dass nicht bio automatisch schlechte Qualität bedeutet. Auch konventionelle Produkte können hervorragend sein. Bei uns wissen die Kunden, wo es herkommt und wer es gemacht hat."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.