Pilotprojekt Lavendelanbau
Das Mühlviertel duftet bald nach Provence
Der Mühlviertler Granit-Lavendel soll neues Markenzeichen der Region nördlich der Donau werden. Die Bergkräutergenossenschaft in Hirschbach ist Teil eines Projektteams, das die in der Provence heimische Pflanze erstmals in Oberösterreich für die Lebensmittelproduktion in Bio-Qualität anbaut.
BEZIRK FREISTADT. Lavendel aus dem Mühlviertel? Ein Pilotprojekt im Lebensmittel-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria macht’s möglich. Drei Partner arbeiten daran, den Lavendelanbau im Mühlviertel zu etablieren, Ernte- und Aufbereitungstechniken zu entwickeln sowie innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Mühlviertler Granit-Lavendel soll zum neuen Markenzeichen für die Region werden.
Klimawandel als Chance für regionale Landwirte
Derzeit wird der heimische Bedarf an Lavendel durch Importe gedeckt. Die Klimaerwärmung könnte eine Chance sein, die wärmeliebende Pflanze auch in Österreich heimisch zu machen und zu kultivieren. „In Frankreich, Bulgarien und Spanien haben die Produzenten wegen der Trockenheit mit Schädlingsbefall und Ernteausfällen zu kämpfen", erklärt Karl Dirnberger, Geschäftsführer der Österreichischen Bergkräutergenossenschaft in Hirschbach. "Da unser Firmen-Credo auf Regionalität basiert, wollen wir auch exotische Rohstoffe wie Lavendel von lokalen Produzenten aus dem Mühlviertel beziehen und unsere Landwirte unterstützen.“ Dirnberger koordiniert das Projekt und ist für Qualitätsprüfung und Produktentwicklung verantwortlich. Alois Resch, Anbauberater bei der Bergkräutergenossenschaft, begleitet die Umsetzung auf den Feldern.
Rentabler neuer Betriebszweig
Das Biokompetenzzentrum Schlägl (ein Kooperationsprojekt des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL Österreich und des Absolventenverbands der Bioschule Schlägl) begleitet die Anbauversuche bei sechs Landwirten auf wissenschaftlicher, fachlicher und praktischer Ebene. Um den wärmeliebenden Lavendel im Mühlviertel zu kultivieren, müssen geeigneten Sorten und Anbaumethoden gefunden und dazu passende Ernte- und Aufbereitungstechniken entwickelt werden. Ziel ist es, angesichts des Klimawandels wirtschaftlich rentable und klimaangepasste neue Betriebszweige für die kleinstrukturierte Landwirtschaft im Mühlviertel zu etablieren.
Spannende Pionierarbeit für Maschinenbauer
Das Kultivieren von Lavendel im Mühlviertel mit solch hohen Qualitätsstandards bringt jedoch auch technische Herausforderungen mit sich. Maschinenbauer Johannes Mittermair aus Schönegg (Gemeinde Vorderweißenbach) entwickelt gemeinsam mit den Landwirten eine schonende, der Handernte nahe aber automatisierte Erntetechnologie. Des Weiteren braucht es effiziente Lösungen zur Trocknung des Lavendel sowie für die präzise Trennung von Blatt, Blüte und Stängel. Der Lebensmittel-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria unterstützte die Projektpartner beim Einreichen des Förderantrags und bei der Koordinierung.
Regionale Wirtschaft und Umwelt stärken
Der regionale Rohstoff Mühlviertler Granit-Lavendel als Alternative zu importiertem Lavendel soll regionale Wirtschaftskreisläufe fördern, indem die gesamte Wertschöpfung in der Region erfolgt: von der Rohstoffproduktion über die Verarbeitung bis hin zum fertigen Produkt. Die blütenreichen Pflanzen sind außerdem eine Nahrungsquelle für Insekten. So leistet der Lavendel einen Beitrag zur Biodiversität im Mühlviertel. Gleichzeitig werten die Lavendelfelder die Kultur- und Agrarlandschaft auf und erhöhen die Chancen auf sanften Tourismus in der Region.
Erste kleine Ernte im Sommer 2021
Die ersten zarten Triebe sprießen da und dort schon aus dem Boden. Denn bereits im September wurden Lavendelpflanzen angebaut. Lavendel kann sowohl im Herbst als auch im Frühling gepflanzt werden. Um den besten Zeitpunkt für das Pflanzen im Mühlviertel herauszufinden, erfolgt der zweite Teil der Pflanzung im Mai. Im Sommer erwarten die Projektpartner bereits eine erste kleine Ernte. Im Sommer 2022 soll diese schon größer ausfallen.
Nachfrage nach Lavendel ist groß
Der Lavendel zählt zu den bekanntesten Heilkräutern Europas und findet sich auf dem österreichischen Markt in vielen Produkten wieder. Der angenehme Duft und das Aroma wirken beruhigend beim Einschlafen. Lavendel soll auch bei kleinen Hautverletzungen helfen. Lavendelblüten verschönern und aromatisieren Tees und Gewürze. In der Küche kommt Lavendel beim Brotbacken, als Sirup oder im Salat zum Einsatz. Da gesunde Ernährung, Naturkosmetik und Naturheilkunde im Trend liegen, erfreuen sich Lavendelprodukte großer Nachfrage.
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