"Musikzone"-Gründer im Interview
Veranstaltungen weiter schwierig zu planen

Christian Germ ist Gründer und Inhaber der Agentur "Musikzone".  | Foto: Musikzone
2Bilder
  • Christian Germ ist Gründer und Inhaber der Agentur "Musikzone".
  • Foto: Musikzone
  • hochgeladen von Elisabeth Klein

WARTBERG. Langsam aber sicher nimmt die Veranstaltungsbranche wieder Fahrt auf. Mehr als ein Jahr lang war der 51-jährige Wartberger Christian Germ, Gründer und Inhaber der Musik- und Künstleragentur „Musikzone“, mehr oder weniger arbeitslos, wenn auch keineswegs untätig. Wir haben den gebürtigen St. Valentiner (NÖ), der seit 20 Jahren im Mühlviertel lebt, darüber gesprochen, was das vergangene Jahr für ihn bedeutete. 

Herr Germ, erzählen Sie unseren Lesern kurz von Ihrem beruflichen Werdegang. 
Ich habe E-Gitarre in München und Wien studiert, war zehn Jahre Gitarrenlehrer auf der Pädagogischen Hochschule in Linz und bin seit 25 Jahren Gitarrist und Sänger in diversen Bands wie Johnny Rockers, Lucy In The Sky, pop@rt oder in früheren Jahren bei der Tanzband Diamonds.
2005 habe ich die Musik- und Künstleragentur „Musikzone“ gegründet.

Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag unter normalen Umständen vorstellen?

Die Arbeit ist sehr vielfältig: Ich mache das Booking für einige Exclusivbands wie Mountain Crew (früher The Grandmas), Mybock, Die Schwoaz Stoaner, Die Partyhirschen, Woxx, Real Instinct oder die Eventband Gravity. Der Bogen spannt sich von der Akquise, Angebotslegung, Vertragsabwicklung bis zu organisatorischen oder technischen Angelegenheiten. Weiters vermittle ich hochwertige Bands für Mitarbeiter- oder Kundenevents, Bälle, Clubs, Zelt- und Volksfeste und natürlich auch Hochzeiten. Bis zum März 2020 ist es sehr gut gelaufen. Ich vermittle im Jahr normalerweise ungefähr 600 Auftritte. Für 2020 war der Großteil bereits fixiert.

Was hat Corona für Sie verändert? Wie war das vergangene Jahr für Sie in wirtschaftlicher und auch psychologischer Hinsicht?
Corona hat für mich und meine Branche natürlich alles verändert. Am 7. März 2020 hatte ich meine letzten Veranstaltungen. Danach hagelte es regelrecht nur noch Absagen und Verschiebungen. Ich hatte zwar nach wie vor jede Menge Arbeit aber keinen Umsatz mehr. Keiner konnte zu Beginn das Virus richtig einschätzen. Als Agentur ist man ja gerade in Grippezeiten daran gewohnt, dass Musiker oder sogar ganze Bands krankheitsbedingt ausfallen und man kurzfristig Ersatz suchen muss. Aber ein kompletter Stillstand war etwas völlig Neues. Natürlich verfolgt man dann die Medien, informiert sich und hofft, dass es so rasch wie möglich wieder mit der Arbeit weitergeht. Das war dann leider bis zum heutigen Tag nicht der Fall. Im Sommer 2020 gab es dann zum Glück wieder einige kleinere Events wie Hochzeiten oder Club-Konzerte, wo man auch keinen Unterschied zu den üblichen Feiern erkennen konnte, da vergangenes Jahr zu diesem Zeitpunkt keine Tests, Registrierungen, Masken- oder Abstandsregeln notwendig waren. Aber alle meine großen Veranstaltungen waren schon längst abgesagt und viele Bands und Veranstalter setzten ihre Hoffnungen auf 2021.

Germ steht auch selbst regelmäßig auf der Bühne.  | Foto: Musikzone
  • Germ steht auch selbst regelmäßig auf der Bühne.
  • Foto: Musikzone
  • hochgeladen von Elisabeth Klein

Inwiefern gab es für Sie staatliche Unterstützungen?
Wenn man von heute auf morgen plötzlich ohne Einkommen dasteht, stellt man sich die Frage, wie es in finanzieller Hinsicht weitergeht. Als selbständiger Unternehmer sorge ich normal selbst für mein Auskommen. Das war nun nicht mehr möglich. Es war Lockdown und fast alles stand still. Was die staatliche Unterstützung anbelangt, dürfen wir uns in Österreich sicherlich als privilegiert bezeichnen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten haben die Förderungen in meinem Fall ab Ende Mai 2020 gegriffen. Dadurch war auch ein Fortbestand meines Unternehmens möglich. Wir stehen allerdings nun vor dem Problem, dass noch nicht klar ist, wie es mit der Unterstützung ab Juli weitergeht. Die Veranstaltungsbranche lässt sich nicht wie die Gastronomie innerhalb von wenigen Wochen hochfahren. Meine Veranstalter sind nach wie vor sehr verunsichert, ob und in welcher Form sie ihre Events durchführen können oder nicht. Ich hoffe daher, dass es eine weitere Hilfe gibt, bis wir wieder normal arbeiten dürfen.

Wie ist die Situation jetzt, wo die Veranstaltungsbranche langsam wieder in Schwung kommt?
Die Veranstaltungsbranche befindet sich nach wie vor in einer sehr schwierigen Situation. Gerade größere Veranstaltungen benötigen eine gewisse Vorlaufzeit. Man spricht hier von mindestens vier bis sechs Monaten. Es gibt auch Events, die man mindestens ein Jahr im Voraus planen muss. Für Juni, Juli und auch August wurde bei mir bereits fast alles abgesagt und auf 2022 verschoben. Mit einigen der Auflagen sehen die meisten Veranstalter keine Möglichkeit, ihr Fest wirtschaftlich und gewinnorientiert durchzuführen. Bei nicht gewinnorientierten Events, wie Mitarbeiter- und Sommerfesten oder Hochzeiten, sehen viele Veranstalter das Problem mit der Maske, den zugewiesenen Sitzplätzen oder den Abständen. Hier hat es zum Glück bereits Ankündigungen gegeben, die eine Erleichterung bedeuten würden. Ich hoffe, dass Hochzeiten ab Juli gefeiert werden. Klar gibt es auch einige Veranstaltungen, die mit den aktuellen Auflagen durchgeführt werden können. Aber das ist nur ein Bruchteil der Events, die normalerweise stattfinden und davon können in unserer Branche die wenigsten leben. Stark betroffen sind neben den Agenturen und Bookern auch die vielen professionellen Musiker, Techniker, Technikfirmen oder Schausteller. 

Was haben Sie aus der Pandemie gelernt? Welche Schlüsse haben Sie gezogen? Wie haben Sie es geschafft, sich weiter zu motivieren?
Wie so viele andere Unternehmer habe auch ich versucht die Pandemie zu nutzen, um neue Projekte voranzutreiben. So ist meine neue Website exclusivbands.com entstanden, auf der ich nur ausgesuchte, qualitativ hochwertige Eventbands präsentiere. Da viele meiner Bands im vergangenen Jahr vermehrt eigene Songs veröffentlichten, habe ich mich auch mit dem Thema Musikpromotion intensiv auseinandergesetzt und biete diese Tätigkeit über meine Agentur an. Da ich auch selbst Musiker bin, habe ich die Zeit außerdem genützt, um intensiv zu üben und mich mit meinem Instrument auseinanderzusetzen. Alles sehr interessant und zeitintensiv, aber es ersetzt in keinster Weise meine Agenturtätigkeit vor der Pandemie.

musikzone.at

Christian Germ ist Gründer und Inhaber der Agentur "Musikzone".  | Foto: Musikzone
Germ steht auch selbst regelmäßig auf der Bühne.  | Foto: Musikzone
Anzeige
Foto: amixstudio/stock.adobe.com
2

Frauen in der Berufswelt
AMS: An der Seite der Frauen – vom Einstieg bis zur Weiterbildung

Das Arbeitsmarktservice (AMS) unterstützt alle bei der Jobsuche und beim Finden des passenden Berufs. Für Frauen gibt es besondere Angebote – und zwar in allen Lebenssituationen: Vom Einstieg ins Berufsleben, bei einer Neuorientierung, beim Wiedereinstieg nach der Babypause und bei Aus- und Weiterbildungen. Die AMS-Frauenberufszentren stehen insbesondere Frauen in jeder Situation bei allen Fragen zu Beruf und Ausbildung zur Seite. Für technische Berufe begeisternGegen Ende der Pflichtschulzeit...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Freistadt auf MeinBezirk.at/Freistadt

Neuigkeiten aus Freistadt als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Freistadt auf Facebook: MeinBezirk.at/Freistadt - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Freistadt und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.