Kindheit – gar nicht kinderleicht
BEZIRK FREISTADT. Depressionen zählen zu den Störungen, deren Zahl bei Kindern (3 Prozent) und Jugendlichen (6,4 Prozent) in industrialisierten Ländern massiv zunehmen. Leider wird diese Tatsache, dass in dieser Altersgruppe erhebliche seelische Probleme bestehen, immer mehr zum gesellschaftlichen Thema und zur Herausforderung für die psychosoziale Versorgung.
Zum einen können sich Depressionen als Reaktion auf belastende Lebensumstände, etwa schulische Probleme, Scheidung der Eltern oder Verlust von Haustieren, entwickeln. Besonders problematisch sind andererseits Dauerbelastungen, wie ständiger Streit, Vernachlässigung, Missbrauch, Geldmangel oder eine psychische Beeinträchtigung der Eltern.
Karoline Fischer-Hummer, Klinische- und Gesundheitspsychologin am LKH-Freistadt, warnt: "Bei Suizidgedanken und lauten Äußerungen über die Traurigkeit und das vermeintliche Vorhaben ist rasches Handeln gefordert. Wichtig: Sofort ansprechen! Dem betroffenen Kind aktiv zuhören und ihm die Möglichkeit geben, seinen seelischen Ballast loszuwerden." Zunächst geht es also darum, das Thema anzusprechen. Im nächsten Schritt sollte man Vertrauenspersonen und Fachleute wie Schulärzte, Schulpsychologen oder Kinder- und Jugendpsychiater einbinden.
Im Gegensatz zu einer Erkrankung im Erwachsenenalter äußern sich Depressionen in jungen Jahren anders. "Bei noch sehr jungen Kindern zeigen sich seelische Qualen psychosomatisch, etwa mit Erbrechen, Übelkeit, Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen. Im Kleinkindalter stehen Apathie und Spielunlust im Vordergrund, im Vorschulalter zeigt sich vor allem Stimmungslabilität, Freudlosigkeit und aggressives Verhalten. In der Pubertät zeigen sich Depressionen durch ein vermindertes Selbstwertgefühl, Ängste, Konzentrationsmangel und extreme Stimmungsschwankungen über den Tag verteilt. Typisch sind Gedanken, die sich im Kreis drehen: Wozu das Ganze, welchen Sinn hat das Leben eigentlich?", so die Psyhologin.
Die psychotherapeutische Intervention ist bei Kindern und Jugendlichen das Mittel der Wahl. Sie wollen sich jemanden „face to face“ anvertrauen und erwarten sich dann aber auch entsprechend Hilfe. Handelt es sich allerdings um eine schwere Form der Depression,sollten auch Antidepressiva verabreicht werden.
Hier gibt es Hilfe
Die KrisenhilfeOberösterreich bietet Rat und Hilfe bei psychischen Krisen, und zwar rund um die Uhr unter 0732/ 2177;
Kriseninterventionszentrum Linz: Scharitzerstraße 6-8/ 4. OG office@krisenhilfeooe.at,
Regionalstelle: Bad Leonfelden
Weitere Informationen findetman unter krisenhilfeooe.at – ein gemeinsames Angebot von pro mente OÖ, EXIT-sozial, Rotes Kreuz OÖ, Telefonseelsorge OÖ und Notfallseelsorge.
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