Manche nehmen's mit Überstunden nicht so genau
BEZIRK FREISTADT. "Die Einführung des Zwölf-Stunden-Tages und der 60-Stunden-Woche wird negative Auswirkungen auf die Arbeitnehmer haben", stellt der Bezirksstellenleiter der Arbeiterkammer Freistadt, Klaus Riegler, fest. "Durch die Ausweitung der Tages- bzw. Wochenarbeitszeiten in Verbindung mit langen Durchrechnungszeiträumen stehen österreichweit insgesamt rund zwei Milliarden Euro an Zuschlägen bzw. Mehrarbeitsstunden auf dem Spiel."
Dass es manche Arbeitgeber jetzt schon, wo noch Schutznormen gelten, mit der Abrechnung der Überstunden nicht so genau nehmen, zeigen zwei Beispiele aus der Praxis auf.
Fall eins stammt aus dem Gastgewerbe, laut Riegler ohnehin eine "Problembranche". Ein Mitarbeiter eines Betriebes aus dem Bezirk Freistadt wurde zur Leistung von 1.100 Überstunden gezwungen. "Das entspricht fast der doppelten Normalarbeitszeit", sagt Riegler. So nebenbei wurde der Beschäftigte im Krankenstand bei der Sozialversicherung abgemeldet, der Lohn für fast zwei Monate nicht ausbezahlt und das aliquote Weihnachts- und Urlaubsgeld unterschlagen. Summa summarum klagte die Arbeiterkammer 17.000 Euro ein. Bei einem Vergleich vor Gericht erhielt der Dienstnehmer immerhin 12.000 Euro.
Im zweiten Fall steht ein mittlerweile insolventer Malereibetrieb im Mittelpunkt. Der Chef weigerte sich, einem Mitarbeiter 80 Überstunden, die in dreieinhalb Wochen angefallen waren, auszubezahlen. Auch hier stand am Ende ein Vergleich. "Dem Arbeitnehmer wurden schließlich 800 Euro zugesprochen", so Riegler.
Was das Thema "Lohnraub" betrifft, wartet der AK-Bezirksstellenleiter mit einer alarmierenden Zahl auf. Seit Beginn des Jahres 2018 wandten sich in dieser Causa bereits 166 Arbeitnehmer an die Rechtsexperten der Arbeiterkammer Freistadt. Und eines verspricht Riegler schon heute: "Die Situation wird sich massiv verschärfen!"
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