„Bürokratie fast zum Verzweifeln“

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BEZIRK FREISTADT. Bürokratie und eine zu starre Regelung der Arbeitszeiten machen den Unternehmern zu schaffen.
Franz Kastler, Chef des Autohauses in Freistadt, brachte es kürzlich auf den Punkt: „Vor 20 Jahren hatten wir weniger Umsatz als jetzt, unter dem Strich blieb aber mehr übrig.“ Schuld ist einerseits der enorme bürokratische Aufwand in den Betrieben, andererseits die hohe steuerliche Belastung. Das waren neben dem Lehrlings- und Fachkräftemangel auch die Hauptsorgen der Teilnehmer am Unternehmer-Frühstück mit Landesrat Michael Strugl.
„Die Auflagen nehmen Dimensionen an, die zum Verzweifeln sind. Das ist gerade für Klein- und Mittelbetriebe schwierig“, so der Geschäftsführer der Braucommune Freistadt, Ewald Pöschko. „Dieses Problem steht auf meiner Agenda ganz oben. Viele Vorschriften kommen von der EU, ein Teil geht auf Bundesgesetze zurück“, erklärt Strugl. Eine schnellere Abwicklung bei den Genehmigungen von Betriebsanlagen wünscht sich der Leiter der Wirtschaftskammer Freistadt, Dietmar Wolfsegger. „Es gibt zu wenig Sachverständige. Warum lässt man nicht private Gutachter zu? Strugl: „Das fände ich gut.“ Allerdings gäbe es bei den zuständigen Stellen noch unterschiedliche Haltungen.
Schinko-Geschäftsführer Gerhard Lengauer sieht für seinen Betrieb, dass es dringend eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten braucht. „Nicht nur die Arbeitgeber, auch viele Mitarbeiter wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten. Doch solange die Gewerkschaft im Gegenzug eine sechste Urlaubswoche fordert, brauchen wir nicht weiterdiskutieren“, bedauert Strugl. Bis 2020 werden in Oberösterreich 45.000 Fachkräfte fehlen. Die Frage ist, so Strugl, ob eine weiterführende Schule für jeden das Richtige sei. Da müsse es ein Umdenken geben. Das zweite große Potenzial sind die Frauen. Strugl: „Wenn es uns gelingt, nur ein Prozent ins Erwerbsleben zu bringen, hätten wir 14.000 neue Fachkräfte.“

Bessere Kinderbetreuung
Heidemarie Pöschko, Vorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“, gibt zu bedenken, dass die betriebliche Kinderbetreuung verbessert werden muss. Strugl gibt ihr recht: „Betriebskindergärten werden massiv forciert.“ Weitere Maßnahmen, den Arbeitsmarkt zu entschärfen, sieht er in einer stärkeren Einbindung von Migranten und Menschen mit Vermittlungseinschränkungen. „Außerdem müssen wir länger im Erwerbsleben bleiben!“

Handlungsbedarf:

Landesrat Michael Strugl, er ist für die Bereiche Wirtschaft, Arbeit, Sport, Tourismus, Europa, Staatsbürgerschaften, Wahlen, Gewerbe, Raumordnung und Regionalentwicklung zuständig, sprach in seinem Statement unter anderem folgende Themen an:

1. Bürokratie muss abgebaut werden
2. Die Steuerbelastung ist zu hoch.
3. Fachkräftemangel
4. Das Wirtschaftswachstum ist geringer als prognostiziert.
5. Bedarf nach leistungsfähiger Infrastruktur: Strugl möchte in OÖ. einen Vollausbau des Breitbandinternets. Das würde allerdings rund 1,7 Milliarden Euro kosten und ist durch die öffentliche Hand nicht zu stemmen. Investoren werden gesucht.
6. Nahversorgung im ländlichen Raum wird gefördert.
7. Raumordnung muss novelliert werden, um Wohnraum für junge Leute zu schaffen.

Was die Unternehmer besonders ärgert:

Johannes Gschwandter, Firma Technosert:

„Der Zugang der KMU zu den Forschungsprämien ist eine große Hürde geworden.“

Christoph Heumader

Internetagentur Mühlviertel Web:
„Es gibt viele Themen, die mich beim Arbeitsablauf ärgern – etwa die 30-Minuten-Zwangspause.“

Gerhard Lengauer,
Firma Schinko:

„Es wäre für die Unternehmen einfach wichtig, dass die Arbeitszeiten flexibler werden.“

Ewald Pöschko,
Braucommune Freistadt:

„Die bürokratischen Auflagen nehmen Dimensionen an, die fast schon zum Verzweifeln sind.“

Heidemarie Pöschko,
P und P Sozialforschung:

„Die betriebliche Kinderbetreuung ist nur ein Rädchen, aber ein sehr wichtiges.“

Mike Robeischl,
Beratung in Balance:
„Warum ist es nicht möglich, Betriebe regional unterschiedlich zu unterstützen?“


Kommentar Elisabeth Hostinar:

Wo bekommen wir Fachkräfte her?

Der Lehrlings- und Fachkräftemangel ist im Bezirk Freistadt ein Riesenproblem. Zum einen ist man dank der Grenzöffnung und der neuen S10 eine der dynamischsten Regionen mit einer hohen Gründerdichte. Zum anderen wirkt sich der enorme Geburtenrückgang und der Sog aus dem Zentralraum negativ aus: Viele Firmen suchen verzweifelt nach Mitarbeitern. Noch wäre Potenzial da: Etwa bei den Migranten oder bei den Frauen. Gerade letzteren fällt der (Wieder-)Einstieg in den Job aber nicht leicht. Die Hürden sind oft ganz banal: Wohin mit den Kindern oder den pflegebedürftigen Angehörigen? Das Privatleben lässt sich von der Berufswelt eben nicht abkoppeln. Das macht die Lösung des Problems auch so schwierig und lässt sich nur durch sehr flexible Arbeitsmodelle grundlegend lösen.

Alle Fotos: Erwin Pramhofer

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