Verkehrswege rasch ausbauen
Region wächst auch wirtschaftlich zusammen
Perestroika und Glasnost machten vor 25 Jahren das damals scheinbar Undenkbare möglich: die Grenzen öffneten sich innerhalb weniger Wochen. Für die Entwicklung der Region Mühlviertel und der Wirtschaft begann damit unerwartet eine Zeit des Aufbruchs und des wirtschaftlichen Aufschwungs. „Wir können mit der Wirtschaftsentwicklung des Mühlviertels in den letzten 25 Jahren sehr zufrieden sein. Der Wirtschaftsstandort Freistadt zählt zu den dynamischsten und attraktivsten in Oberösterreich, mit dem Vorteil der Achse zum starken Wirtschaftsraum Südböhmen. Trotzdem legen wir nicht die Hände in den Schoß, im Gegenteil. Wir arbeiten am noch stärkeren wirtschaftlichen Zusammenwachsen des Grenzraums, davon profitieren beide Seiten“, sagt WKO-Obfrau Gabriele Lackner-Strauss beim Treffen mit der Wirtschaftskammer Südböhmen in Leopoldschlag anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums zum Fall des Eisernen Vorhangs.
„Bis Ende der 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts galt das Mühlviertel vielfach als arme Region, mit dem sprichwörtlichen ,Rücken zur Wand‘. Die Wand war der Eiserne Vorhang des kommunistischen Tschechoslowakischen Regimes. Er hatte die regionale Wirtschaft des Mühlviertels vom Norden quasi abgeschnitten. Es gab so gut wie keine wirtschaftlichen Verbindungen zwischen der regionalen Mühlviertler und der südböhmischen Wirtschaft“, so Lackner-Strauss. Gleich nach dem Niederreißen des Eisernen Vorhangs hat die WKO Freistadt grenzüberschreitende Kontakte aufgebaut. „In vielen Veranstaltungen und Beratungen haben wir Erfahrungen ausgetauscht, die heimischen Unternehmen über die Möglichkeiten zum Arbeiten über die Grenze informiert, über Kooperationen mit tschechischen Firmen, über Niederlassungsgründungen und über Exporterleichterungen. Auch grenzüberschreitende Messeauftritte haben wir ermöglicht und gefördert“, blickt Dietmar Wolfsegger auf 20 Jahre als Leiter der WKO Freistadt zurück, in denen Tschechien immer eine wichtige Rolle gespielt hat.
Mit dem EU-Beitritt Tschechiens vor zehn Jahren und dem Schengen-Abkommen sind rechtlich und auch tatsächlich viele Barrieren weggefallen. Lackner-Strauss: „Wenn man bedenkt, wie viele geschichtliche Gemeinsamkeiten die Österreicher mit den Böhmen aufweisen, ist es eher unverständlich, dass die Grenzen immer noch relativ stark nachwirken, vor allem in manchen Köpfen. Die grenzüberschreitende Landesausstellung 2013 hat erfreulicher weise wieder wertvolle Beiträge zum Abbau von Wissensdefiziten und zum Zusammenwachsen der Region geliefert.“
Intensiv sind seit Jahren die Kontakte der Wirtschaftskammer Freistadt und der Wirtschaftskammer Südböhmen, die in Cesky Krumlov ein Büro betreibt. Unterstützung leistete auch die Junge Wirtschaft Freistadt bei der Gründung der Südböhmischen Wirtschaftsjunioren vor fünf Jahren. Stefan Piringer, stellvertretender Bezirksvorsitzender der JW Freistadt: „Wir haben eine Kooperationsvereinbarung getroffen, die lebt. Wir treffen einander alle paar Monate, tauschen Erfahrungen aus und knüpfen immer wieder neue Kontakte.“
Tschechien ist bedeutender Wirtschaftspartner Oberösterreichs
Tschechien zählt zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern Oberösterreichs. So betragen die Exporte nach Tschechien 1,06 Mrd. Euro, das damit der fünftstärkste Exportmarkt ist. Die Importe aus Tschechien betragen 1,28 Mrd. Euro, was den dritthöchsten Wert bedeutet.
Rascher Ausbau der Verkehrsachsen ist enorm wichtig
Die WKO Freistadt und die Wirtschaftskammer Südböhmen bekennen sich klar zu noch stärkeren grenzüberschreitenden Wirtschaftsbeziehungen. Lackner-Strauss: „Hier wird uns natürlich die Mühlviertler Schnellstraße S 10 als wirksame Verkehrsachse unterstützen.“ Dass bis Ende 2015 die S 10 von Unterweitersdorf bis Freistadt Nord eröffnet wird, freut die Wirtschaftsvertreter dies- und jenseits der Grenze sehr. Einen weiteren Ausbau der Verkehrsadern halten sie allerdings für sehr wichtig. So steht der Weiterbau der S10 nach Rainbach und bis zur Grenze in Wullowitz für die WKO Freistadt ganz weit vorne auf der Forderungsliste, ebenso wie der lange gewünschte Ausbau der Summerauerbahn.
Die Vertreter der Wirtschaftskammer Südböhmen setzen sich vehement für den Bau der Autobahn D3 von Ceske Budejovice bis Dolny Dvoriste an der Grenze zu Österreich ein und finden Unterstützung bei der WKO Freistadt. Nach derzeitigen Planungen in Tschechien wäre der Ausbau der Autobahn ja erst für 2022 vorgesehen.
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