Wohnbauprojekt Zistersdorf
Bäume, Eulen und großer Ärger
ZISTERSDORF. "Wir haben die vier Bäume in der Friedensgasse heute gefällt", sagt Zistersdorfs Bürgermeister im Gespräch mit den Bezirksblättern Gänserndorf.
Das besondere daran: Genau diese vier Bäume sorgten bei einem geplanten Wohnbauprojekt in der Zistersdorfer Friedensgasse bereits für eine Bauverzögerung von einem Jahr und jede Menge Ärger. Nun droht der Gemeinde aufgrund einer Klagsandrohung eine weitere Verzögerung.
Aufregung unter den Nachbarn
Die von der gemeinnützigen Wohn- und Siedlungsgesellschaft „Schönere Zukunft“ geplante Wohnhausanlage sorgte für Aufregung bei den Nachbarn. Diese fürchten nämlich um ihre Lebensqualität. „Wir werden dann nicht mehr auf Wiesen und Bäume blicken, sondern auf die Fassade des neuen Wohnkomplexes“, so die Anwohner. Die Menschen im Grätzl haben auch Angst um seltene Waldohr-Eulen, die angeblich in den Bäumen, die dem Wohnbau zum Opfer fallen werden, nisten. Eine eigens gegründete Bürgerbewegung "Natur! Denk! Mal!" protestierte im vergangenen Jahr lautstark gegen den Bau der Wohnanlage.
Bäume bereits gefällt
Die Bäume in der Friedensgasse sind seit heute Vormittag bereits Geschichte. "Nachdem sich ein Experte die Sachlage nochmals vor Ort angesehen hat, haben wir die vier Bäume nun Fällen lassen", sagt Helmut Doschek, Bürgermeister von Zistersdorf und weiter: "Es ist sehr schade, dass sich einige wenige Bürger gegen den Bau der Wohnhausanlage stellen, denn die Zeiten der Abwanderung müssen vorbei sein".
"Es gab seitens des Experten die Bestätigung, dass sich keine Vögel in den vier Bäumen eingenistet haben. Und diese Nester gab es auch nie. Waldohreulen mögen zwar dort gesehen worden sein, aber ihre Nester hatten sie ganz wo anders. Damit sich im Frühjahr aber nicht vielleicht Vögel einnisten, haben wir uns dafür entschieden die Bäume jetzt zu fällen", so Doschek.
Der Widerstand der Bürgerinitiative sorgte dafür, dass der Bau sich bereits um ein Jahr verzöget hatte.
Bewohner kämpfen für Wegerechte
Jetzt könnte es sein, dass sich der Neubau erneut um ein weiteres Jahr verzögert. Die Bürgerinitiative hat nämlich einen Anwalt eingeschaltet, der sich bereits mit eine Klagsdrohung an die Gemeinde gewandt hat. "Dieses Vorgehen ist für mich eigentlich unbegreiflich, denn die betroffenen Wegerechte wurden den Anwohnern bereits von Anfang an zugesichert. Sie stehen im Vertrag und sind auch im Grundbuch so eingetragen. Der Bau könnte sich dadurch jetzt wieder enorm verzögern und Menschen die sich in Zistersdorf niederlassen wollen müssen enttäuscht werden", sagt Bürgermeister Doschek. Auch die Gemeinde hat jetzt ihren Anwalt mit eingebracht.
Große Trauer und Ohnmacht
Die Bürgerinitiative sieht die Lage ganz anders: "Wir sind eigentlich fassungslos und die Trauer unter den Bewohnern hier ist sehr groß. Da möchte sich Zistersdorf als grüne Gemeinde etablieren und nimmt uns das einzige Grün das wir im Naherholungsgebiet haben", erzählt uns ein Anwohner. Eine weitere betroffene sieht die Lage so: "Oben im Rathaus herrscht die Macht, bei der Bevölkerung untern herrscht nur noch Ohnmacht".
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