Von Teheran nach Aderklaa: ein harter Weg in die Freiheit
Landtagsabgeordnete Amrita Enzinger beherbergt eine Flüchtlingsfrau aus dem Iran und berichtet über Erfolge und Hürden bei der Begleitung einer Asylwerberin.
ADERKLAA. "Schokolade, Schokolade...", schreibt Kobra in ihrem Heft. Eine ganze Seite lang, dann schreibt sie "Milch, Milch...". Die 46-jährige Kobra lernt seit August Deutsch, Lesen, Schreiben und Rechnen. Sie stammt aus Teheran, flüchtete zu Fuß über Mazedonien nach Österreich und verbrachte über ein halbes Jahr im Flüchtlingslager Traiskirchen, bis sie in Aderklaa ein neues vorübergehendes Zuhause fand.
Seit August wohnt die Iranerin im Haus der Grünen Landtagsabgeordneten Amrita Enzinger, die damals angesichts der katastrophalen Situation in Griechenland und Traiskirchen Initiative gezeigt und sich mit der Diakonie in Verbindung gesetzt hatte. "Ich habe Kobra am Bahnhof Traiskirchen kurz gesehen, eine Woche später zog sie bei uns in eines der Kinderzimmer ein", erzählt Enzinger.
Seitdem ist die Politikerin für die Betreuung zuständig, organisierte Dolmetscher, Sprachkurse, begleitete die Iranerin bei Behördenwegen und half ihr bei der Erstellung eines Passes. Denn das Bleiberecht bekam Kobra, die in ihrer Heimat aus religiösen Gründen verfolgt worden war, sehr rasch. "Während der sieben Monate in Traiskirchen geschah nichts", kritisiert Enzinger. Doch dann, im Oktober, fand das erste offizielle Interview mit der Asylwerberin statt und zwei Wochen später erhielt sie den Bescheid.
"Es wird einem nicht leicht gemacht, zu helfen", weiß die Abgeordnete aus Erfahrung. Behördenwege werden zum Hindernislauf, die iranische Kalenderrechnung entspricht nicht unserer gregorianischen, Farsi-Dolmetscher stehen nicht ausreichend zur Verfügung - für Analphabeten wie Kobra, die in ihrer Heimat keine Ausbildung absolvieren durfte, unüberwindbare Hürden.
Enzinger will Bund und Land in die Pflicht nehmen: "Der Schlüssel zur Integration sind Deutschkenntnisse, wir brauchen mehr Deutschkurse für die Flüchtlinge."
Im Bezirk Gänserndorf werden viele Flüchtlinge von Freiwilligen unterrichtet, so zum Beispiel über den Verein menschen.leben in Deutsch-Wagram und Gänserndorf oder auf Privatinitiative in Hohenau.
Kobras Deutsch-Kenntnisse wachsen langsam, aber stetig. Sie will in Österreich bleiben, will hier Fuß fassen, einen Arbeitsplatz finden. In ihrer Heimat war sie Köchin und sie liebt den Umgang mit Kindern. Bis zum selbstständigen, selbstbestimmten Leben liegt noch ein harter Weg vor ihr.
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