Coronakrise
Arbeitnehmer verunsichert: Arbeiterkammer führte 50 Prozent mehr Beratungsgespräche
BEZIRK. "Im ersten Halbjahr führten wir 7.157 Beratungen durch und wir haben 15.000 Mitglieder im Bezirk, das heißt, fast jeder Zweite hat uns kontaktiert." Robert Taibl, Leiter der Arbeiterkammer Gänserndorf, präsentiert gemeinsam mit Arbeiterkammerrat Walter Rotter, er ist außerdem Betriebsrat im Agranawerk in Leopoldsdorf, die Bilanz des ersten Halbjahres 2020. Des Corona-Krisenjahres.
Die Krise brachte vor allem eines, bringen es die beiden auf den Punkt: Verunsicherung. Zu Beginn des Lockdowns waren große Ängste da, meint Rotter: "Viele fragten sich: Wir dürfen unsere Kinder nicht besuchen, müssen aber arbeiten gehen und sollten unsere alten Eltern versorgen. Wie passt das zusammen?" Die AK Hotlines waren bis 19 Uhr und sogar am Wochenende besetzt, die Menschen sorgten sich um ihre Sicherheit am Arbeitsplatz, drohende Kündigungen, die Kurzarbeitsmodelle und ihre Urlaubsansprüche. "Da sich die Situation wöchentlich änderte und in Pressekonferenzen manche Fakten kommuniziert wurden, für dann die keine rechtlichen Grundlagen geschaffen wurden, waren die Menschen verunsichert und wir sehr gefordert", fasst Taibl, der gemeinsam mit zwei Mitarbeitern die 7.157 Gespräche - größtenteils telefonisch oder per Mail - abgewickelt hatte, zusammen.
Zu Beginn der Krise stand die Frage nach den Risiken im Vordergrund. Gehöre ich zu einer Risikogruppe, wie kann ich dies dem Arbeitgeber gegenüber dokumentieren und in welcher Form kann ich in diesem Fall weiter arbeiten? "Jene, die bei der Österreichischen Gebietskrankenkasse als Risikopatienten erfasst sind, also beispielsweise COPD Stufe 3, wurden von der Kasse schriftlich über ihre Rechte informiert - allerdings angesichts des organisatorischen Aufwands reichlich spät", teilt Taibl mit. Arbeitnehmer, die nicht erfasst waren, mussten selbstständig vom Hausarzt entsprechende Schreiben einholen.
Mittlerweile ist die Verwirrung um die Kurzarbeit eines der Haupt-Beratungsthemen der AK. Denn die Kurzarbeit der ersten, zweiten und dritten (ab Oktober) Phase ist im Detail unterschiedlich geregelt.
Ein Blick der beiden Arbeiterkammer-Funktionäre in die Zukunft verheißt nichts Gutes. "Die Insolvenzen werden zunehmen und damit die Probleme der Arbeitnehmer", sind sich beide einig. Taibl rechnet mit einer Zunahme um zehn Prozent, die Wirtschaftskammer fürchtet 15 bis 20 Prozent.
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