30 Jahre nach Tschernobyl – wie Kernenergie den Bezirk Gänserndorf betrifft
BEZIRK. Am 26. April jährt sich der Reaktorunfall von Tschernobyl zum 30. Mal. Eine radioaktiv belastete Fläche, elfmal so groß wie Niederösterreich und 600.000 Menschen, die einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt wurden. Und noch immer leiden die Menschen unter den Nachwehen des Supergaus 1986. Die Gefahr einer neuerlichen Katastrophe liegt direkt vor der Haustür. Die Bezirkshauptstadt Gänserndorf liegt 146 Kilometer Luftlinie von Bohunice und 120 Kilometer von Mochovce entfernt. Tschechien, Slowakei und Ungarn verfolgen Ausbaupläne.
Bereits 1978 hat Österreich in einer Volksabstimmung den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. In Zwentendorf steht weltweit das einzige Atomkraftwerk, das nie in Betrieb ging. Dennoch ist die Gefahr für Niederösterreich nicht gebannt. „Wir haben bewiesen, wie die Energiewende gelingen kann“, betont Umwelt-Landesrat Stephan Pernkopf das klare Nein Niederösterreichs zu Atomkraftwerken. Seit wenigen Monaten deckt Niederösterreich seinen Strombedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien.
444 Atomkraftwerke
In 30 Ländern weltweit sind 444 Atomkraftwerke in Betrieb, davon liegen 185 in Europa und wiederum 129 in 13 der 28 EU-Staaten. Insgesamt trägt die Atomenergie zu zirka 11 Prozent zur weltweiten Stromerzeugung bei. In der Europäischen Union liegt der Anteil bei 27 Prozent. Zum Beispiel decken in Frankreich 58 Reaktoren zu drei Viertel den Strombedarf.
Atomkraftwerksausbau in Tschechien, Ungarn und der Slowakei
„In der Slowakei sind drei neue Atommeiler geplant, Tschechiens neues Energiekonzept sieht einen Ausbau der Atomenergie von 33 auf 50 Prozent vor und Ungarn will zwei neue Kraftwerksblöcke bauen. Das ist nicht zu akzeptieren. Wir fordern die Schließung der Schrottreaktoren. Atomkraftwerke sind ökologisch und ökonomisch ein unkalkulierbares Risiko“, so Dr. Pernkopf.
Mit Stichtag Ende 2017 sind neun der 14 in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke in Temelin, Dukovany, Bohunice, Mochovce und Paks 30 Jahre oder länger in Betrieb. „Nach 30 Jahren ist der weitere Betrieb eines Kernkraftwerks kritisch zu prüfen. AKW‘s haben je nach technischer Ausstattung und Design eine Auslegungsdauer von rund 30 bis 40 Jahren“, weiß Mag. Christoph Urbanek, Anti-Atom-Koordinator des Landes NÖ.
Die Bezirkshauptstädte sowie Statutarstädte in Niederösterreich befinden sich alle in Umkreis von 150 Kilometer zum nächstgelegen Atomkraftwerk, neun davon in einer Distanz von weniger als 100 Kilometer Entfernung. „Die Luftlinie zwischen St. Pölten und Tschernobyl beträgt gut 1.000 Kilometer. 1986 wurde nach dem Supergau auch in Niederösterreich eine erhöhte Strahlenbelastung gemessen. St. Pölten liegt 100 Kilometer von Dukovany entfernt“, untermauert Dr. Pernkopf die Gefahr „vor der Haustür“.
Atomkraft ist wirtschaftlich nicht vertretbar
Neben den verheerenden Folgen eines Supergaus sind Atomkraftwerke unrentabel, wie Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur NÖ, weiß: „Sämtliche geplanten Projekte können nur durch massive staatliche Unterstützung und Subventionen realisiert werden, die den Wettbewerb zulasten Erneuerbarer Energien verzerren.“
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