Marchfeldkogel light: Markgrafneusiedl sorgt sich um Grundwasser und lehnt Berge im Flachland ab
MARKGRAFNEUSIEDL. Die Gemeinde lud explizit zu einer "sachlichen Diskussion" ein, wie zu erwarten wurde es emotional. Denn das Thema der Veranstaltung war das Deponieprojekt "Kies IV" und die Bevölkerung hat angesichts der heftigen Debatten und das Großprojekt Marchfeldkogel grundsätzlich einen emotionalen Zugang zu Deponien, vor allem wenn die Projektunterlagen künstliche Hügel in der Ebene enthalten.
Die Firma Rohrdorfer, Rechtsnachfolger von CEMEX, ehemals Kies Union, plant eine Bodenaushub- und Baurestmassen-Deponie auf einer Fläche von 22,5 Hektar. Ein knapp 25 Meter hoher Kogel soll hier entstehen. "Eine Befüllung ohne Aufschüttung ist unwirtschaftlich", erklärt der Projektwerber. "In einem flachen Gebiet macht man keine Berge", kontert der Parbasdorfer Bürgermeister Gregor Iser und erhält Applaus vom Publikum.
Böse Hügel
Die größten Sorgen der Bevölkerung betreffen Verkehrslärm, (Fein-) Staubbelastung und das Grundwasser. Die fachlichen Argumente der Sachverständigen - absolut sichere Abdichtung durch Lehm, regelmäßige Wasser-Kontrollen, Begrünung des Hügels, finanzielle Sicherheiten für den Fall eines Konkurses, Befeuchtung der Deponie, Reduktion der Lkw-Fahrten durch logistische Optimierung und weniger Lastwagen im Ortsgebiet - kamen bei den meisten Zuhörern nicht an. Das Vertrauen in das Unternehmen fehlt. "Wir vertrauen Ihnen nicht mehr als den anderen Firmen. Wir alle wissen nicht, was die bösen Hügel in unserem Ort anstellen können", sprach der Landwirt Alfred Prenner für viele andere Markgrafneusiedler.
Präzedenzfall verhindern
Die Gemeindevertretung steht dem Projekt ebenfalls kritisch gegenüber. Bürgermeister Franz Mathä: "Zu Lärm und Grundwasser sind noch viele Fragen offen." Christian Bauer von der MMB-ÖVP will das Projekt verhindern: "Das wird zum Präzedenzfall und öffnet weiteren Kogel-Projekten Türen und Tore."
Umweltanwalt gegen das Projekt
Auch die Umweltanwaltschaft spricht sich in einer Stellungnahme gegen die Berge aus: "Für eine gesamtheitliche Landschaftsbildbewertung des Untersuchungsraumes ist es unerlässlich, dass bereits anhängige Deponieprojekte (Marchfeldkogel der Errichtungsgesellschaft Marchfeldkogel mbH und Deponie Kleeblatt der Zöchling GmbH) bei der Bewertung mitberücksichtigt werden. ... Die daraus resultierenden Änderungen der Geländeformen und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind jedenfalls fachlich zu beleuchten.
Die NÖ Umweltanwaltschaft möchte nochmals deutlich aussprechen, dass das Deponieprojekt in Zusammenschau mit den beiden weiteren beantragten Deponievorhaben auf Grund der geländeuntypischen massiven Überhöhung als für das Landschaftsbild unverträglich eingestuft wird!
Weiters soll auch zur Thematik Staub und Lärm nochmals hervorgehoben werden, dass durch das bestehende Abbau- und Deponiegebiet bereits eine starke Vorbelastung besteht, die nur durch eine möglichst rasche Schließung und Rekultivierung der Abbau- und Deponiestandorte reduziert werden kann."
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