Usutu-Seuche rafft Weinviertler Vögel dahin

Ein Stamm des West-Nil-Virus ist nach der Gemeinde Rabensburg benannt.
  • Ein Stamm des West-Nil-Virus ist nach der Gemeinde Rabensburg benannt.
  • hochgeladen von Ulrike Potmesil

WEINVIERTEL. Wenn es um tote Vögel geht, ist man in Ostösterreich in Alarmbereitschaft. Zahlreiche Vergiftungsfälle - Greifvögel wurden mit Carbofuran, einem inzwischen in Österreich verbotenenen Insektizid, getötet - wurden innerhalb von zwei Jahren gemeldet.
Seit dem Sommer 2017 wird nun eine große Zahl an toten Singvögeln registriert. Doch nicht jeder tote Vogel ist ein vergifteter Vogel. Vielmehr fallen die Singvögel einem Virus zum Opfer, der sich aufgrund der globalen Erwärmung aus Afrika Richtung Europa ausbreitet: dem Usutu-Virus.

Zyklische Seuche

Franz Rubel, Universitätsprofesser der VetMed Wien, informiert: "Die Seuche verläuft zyklisch und trat zuletzt 2003 bei uns auf. Danach war der Großteil der Vögel immunisiert, daher dauert es eine Generation bis zum nächsten Zyklus." Der heiße Sommer 2017 begünstigte die Ausbreitung, denn Usutu stammt wie der West-Nil-Virus aus tropischen Regionen. Die Viren werden durch Stechmücken übertragen. "Es sind alle Sing- aber auch Greifvögel betroffen, jedoch besteht keine Gefahr für die Populationen, die erholen sich rasch, auch wenn bis zu 50 Prozent der Amseln betroffen sind."
Für den Menschen besteht keine unmittelbare Gefahr, obwohl der Virus auch auf ihn übertragbar ist. "Wer ihn in sich trägt, merkt es zumeist nicht, da die Symptome ähnlich eines grippalen Infekts sind", sagt Rubel. Weil die Krankheit jedoch für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich ist, werden Blutspenden aus Niederösterreich routinemäßig auf die sogenannten Flaviviren getestet.

Rabensburg-Virus

Gefährlicher als der Usutu- ist der West-Nil-Virus. Er kann hohes Fieber und in Einzelfällen Meningitis oder Enzephalitis hervorrufen. Laut Rubel sind in Ungarn, Italien und Griechenland Krankheitsfälle registriert worden, aber auch in Ostösterreich wurde der Virus, der von Gelsen übertragen wird, nachgewiesen.
Die Gemeinde Rabensburg ist übrigens Namenspate für einen Stamm des West-Nil-Virus. In einer Thaya-Au-Gelse, die nahe der Gemeinde gefangen wurde, wiesen Biologen das „Rabensburg-Virus“ zum ersten Mal.

Zur Sache

Usutu zählt wie West Nil-, Dengue- und FSME-Viren zu den Flavivieren und wird von Stechmücken übertragen. Er kann er Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden. In Österreich wurden bisher 17 West-Nil-Virus-Fälle dokumentiert. Der Virus ist nicht nur auf Menschen und Vögel sondern auch auf Pferde übertragbar, deren Sterblichkeitsrate ist bei Infizierung realtiv hoch.

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