Vergiftetes Klima in Dürnkrut: Bürger zeigt Bürgermeister wegen Pestizid-Einsatz an
DÜRNKRUT. "Unser Bürgermeister vergiftet die Flächen in der Gemeinde, da schau ich nicht mehr länger zu, ich erstatte Anzeige. "Walter Kolarik aus Dürnkrut, im Ort als streibarer Mitbürger bekannt, empört sich über die Unkrautvernichtungs-Maßnahmen in seiner Gemeinde. "Es kam Glyphosat, das ist laut Verordnung verboten, zum Einsatz", wettert er.
Tatsächlich bestätigt Bürgermeister Herbert Bauch: "Glyphosat ist zwar nicht generell verboten, aber man darf es nicht auf versiegelten Flächen, also Asphalt, aufbringen." Genau das ist - wenn auch nicht flächendeckend - in Dürnkrut passiert, gesteht der Ortschef ein. Es habe sich um eine verübergehende Maßnahme gehandelt, da die Kehrmaschine kaputtgegangen war und das Unkraut gewuchert sei. "Wir haben die Maßnahmen eingestellt", ergänzt er.
Glyphosatfreie Gemeinde
Das Ziel der Gemeinde ist jedoch klar definiert: "Wir wollen noch heuer vollständig Glyphosat-frei werden", betont Bauch. Darin seien sich die sieben Gemeinden im March-Thaya-Verband einig. Ein gemeinsames Gerät zur Unkrautvernichtung hatte sich jedoch nicht als praktikabel erwiesen. Bauch möchte daher noch heuer den Ankauf einer Kehrmaschine mit entsprechendem Bürstenaufsatz beschließen lassen.
Es gibt in Österreich 49 verschiedene zugelassene Glyphosate, davon sind die meisten nur im Ackerbau, einige aber auch für „Nichtkulturland“ zugelassen. Tatsächlich wird Glyphosat in Österreich vorwiegend außerhalb der Landwirtschaft eingesetzt - nämlich zur Grünraumpflege.
Im Niederösterreich verzichten offiziell bereits über 300 Gemeinden freiwillig auf Glyphosat zur Unkrautvernichtung, im Bezirk Gänserndorf sind das Auersthal, Bad Pirawarth, Deutsch-Wagram, Ebenthal, Eckartsau, Marchegg, Gänserndorf, Groß-Enzersdorf, Ringelsdorf-Niederabsdorf, Spannberg, Sulz und Velm-Götzendorf.
Zur Sache
Glyphosat ist so giftig wie Pril und hat bei der IARC die selbe Krebseinstufung (2A) wie Inhaltsstoffe von Kaffe, Chips und Pommes (=Acrylamid). Die IARC stuft von 1068 untersuchten Stoffen nur einen als ohne Krebsrisiko ein.
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