Kaleda heuer zweimal

- hochgeladen von Hans Jost
Die Gailtaler Kaleda-Sänger treten heuer gleich zweimal hintereinander auf – das gab’s noch nie.
FÖROLACH (jost). Herbert Pitzler (75) ist seit etwa 60 Jahren Mitglied und Vorsänger der Förolacher Kaleda-Gruppe. Etliche seiner Nachbarn sind ebenfalls schon seit Jahrzehnten mit Begeisterung dabei, aber noch niemals haben sie ihre singenden Kaleda-Kollegen aus anderen Dörfern live gesehen oder gehört. Dies deshalb, weil der traditionelle Brauch eben in allen Dörfern gleichzeitig, nämlich in der Nacht vom fünften zum sechsten Jänner, stattfindet.
2016 ist alles anders
Mit viel Engagement und deutlich spürbarer Spannung fiebern bereits alle Kaleda-Gruppen des Gailtales dem 3.Jänner entgegen. An diesem Sonntag findet um 18 Uhr in der „Burg“ von St.Stefan/Gail erstmals ein vom Gailtaler Historiker Peter Wiesflecker und dem bekannten Feistritzer Langzeit-Chorleiter und Liederforscher Franz Mörtl organisiertes Kaleda-Konzert statt. Bei diesem Konzert präsentiert sich jede der insgesamt etwa 15 Gruppen auf der Bühne und singt zum jeweiligen Auftritts-Ritual ihr Kaleda-Lied in der überlieferten Original-Fassung. Das ist somit sowohl für die Kaleda-Sänger mit ihrem Gefolge als auch für das Publikum im Saal eine absolute Premiere, die mit grossem Interesse erwartet wird.
Und zwei Tage später, am 5.Jänner, ziehen dann die Gruppen wieder in gewohnter Weise in ihren jeweiligen Dörfern von Haus zu Haus.
Kaleda in Förolach
In Förolach formieren sich die Kaledasänger bei der Ortskirche, um von dort aus sämtliche Häuser zu besuchen und den Bewohnern nach altem Ritual die besten Wünsche für das neue Jahr zu überbringen.
Die gesamte Gruppe besteht aus der Sternträgerin (Šmarjeta), den Heiligen Drei Königen (Svete Trija Kralje) und dem Sackträger (Šakl), der alle Lebensmittelgaben aufnimmt, die von den besuchten Familien gespendet werden. Gesanglich begleitet werden die Könige von etwa 20 Männern aus dem Dorf, die in jedem besuchten Haus das traditionelle Kaleda-Lied „Mi žalimo“ (frei übersetzt „...wir wünschen...“) singen. Immer im Wechselspiel der Solo-Passagen des Vorsängers mit den gemeinsamen Refrain-Strecken.
Der Auftritt der Könige in den besuchten Häusern folgt einer strikten Choreographie: Zuerst betritt die Šmarjeta mit dem drehbaren Stern das jeweilige Haus mit der Botschaft „Kralje so prišli!“ (Die Könige sind gekommen). Die betreten dann wortlos und mit ihren beleuchteten Kronen den finsteren Raum. Dann folgt das Kaleda-Lied „Mi želimo“. An einer bestimmten Stelle des Liedes wird der Stern gedreht. Dann knien die Könige hin und kreuzen ihre drei Schwerter. Die Könige selbst singen aber nicht mit.
Herbert Pitzler: „Erst seit vor einem Jahr das Buch „Mi žalimo“ herausgekommen ist, gibt es erstmals Noten, nach denen unsere Lieder gesungen werden können. Vorher war alles einfachste Überlieferung von Generation zu Generation...“
Bis die Kaleda-Gruppe alle Häuser des Dorfes besucht hat, ist es meistens schon zwei oder drei Uhr früh. Als Schlusspunkt gibt’s noch eine kräftige Jause, die der Sackträger während der Nacht gesammelt hat.
Original-Text und sinngemässe Übersetzung der „Kaleda“:
Mi želimo vsi skupaj eno piasem zapet.
Na ta svete trija kralje prav pri srčno častit.
Iz jutršnje dežele ta zvezda svetva
je te svete tri kralje na to pot spravljava.
Prišle so sveti trija kralji k`so ježša iskali.
So ta ježša najšli v ta svetlej štalci.
Kralji dav pokleknajo.
Kralji darvajo.
Na kamelce se posedajo naj po svete gredo.
Wir wünschen euch alle zusammen ein Lied zu singen.
An dem Tag der heiligen drei Könige recht herzlich zu ehren.
Aus dem Morgenland – der leuchtende Stern
hat den heiligen drei Königen den Weg gewiesen.
Gekommen sind die heiligen drei Könige, die Jesus suchten.
Sie fanden Jesus in dem hellen Ställchen.
Die Könige knien nieder.
Die Könige opfern.
Sie setzen sich auf die Kamele und gehen durch die Welt.






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