Bad Bleiberg
Klangkörper wird 230 Jahre
230 Jahre Bergkapelle Bad Bleiberg. Obmann Mario Glantschnig im Interview.
Woche Gailtal: Was macht die derzeit zweitälteste Knappenkapelle Österreichs, die „Bergkapelle Bad Bleiberg“, so besonders?
Mario Glantschnig: Wir haben sehr viele Bereiche, die wir selbst abdecken können. Eigener Gesang, eigene Moderation, eigene Tontechnik, eigene Erstellung von Flyern und Printmedien. Vor allem aber viele Familienzusammenhalte, wo Eltern und Kinder gemeinsam musizieren.
Die Geschichte des Bergbaus ist in der Musik des Klangkörpers verankert. Wo wird das sichtbar?
Sichtbar wird die Tradition durch unsere historische Uniform mit roten Streifen, eine regionale Variante des traditionellen Bergkittels. Unübersehbar ist auch der weiße Federbuschen am grünen Tschako, der das „Licht“ verkörpern soll. Auch das Bergleder oder „Oarschleder“, wie wir es in Bad Bleiberg nennen, das damals den Bergleuten Schutz vor Nässe und Kälte geboten hatte, darf bei einem Auftritt nicht fehlen. Doch auch Tradition braucht mal ein neues Gesicht, so war es speziell der Wunsch der weiblichen Mitglieder, ein eigenes Dirndl mit Hilfe des Kärntner Heimatwerkes anzufertigen, das vor allem in den kälteren Monaten mehr Wärme bieten soll. So konnten wir beim Neujahrskonzert 2020 unser „Bergkapellen Dirndl“ präsentieren.
Worauf gründet sich der Erfolg der Bergkapelle, die sich seit nunmehr 230 Jahre im Hochtal hält und Bestand hat?
Bodenständigkeit, Tradition und ein Gespür für das, was dem Publikum gefällt.
Wie definiert sich der „Musikstil“ der Kapelle? Was macht ihn besonders?
Zum einen haben wir mit Christoph Glantschnig einen herausragenden Kapellmeister, der die Programmauswahl perfekt auf das Können der Kapelle abstimmt und uns zu Höchstleistungen antreibt. So versuchen wir immer wieder, andere musikalische Themen zu finden und die traditionelle Blasmusik wie Marsch, Polka und Walzer um Filmmusik, Musical oder Pop und Austro-Pop zu erweitern. Zum anderen haben wir sehr engagierte Musiker in unseren Reihen, die vor keinem Solo haltmachen und sich auch nicht zu schade sind, gleich mehrere Instrumente zu beherrschen. So gibt es beispielsweise einen Musiker (Peter Trost), der sich Tenorhorn, Bariton, Posaune, Trompete, Flügelhorn, Horn zu Gunsten der Kapelle angeeignet hat; oder unseren Schlagzeuger (Erich Stupnik), der nun auch zusätzlich den E-Bass erlernt hat, um unsere Tuben speziell im modernen Genre zu unterstützen. Außerdem haben wir das Glück, dass wir sehr viele gut ausgebildete Sänger in der Kapelle haben, wo jeder jederzeit ein Solo singen kann und wir keine externen Sänger einladen müssen. So hat sich nun auch ergeben, dass eine eigene Gesangsformation, natürlich „aBergcappella“ genannt, daraus entstanden ist und nun schon fixer Bestandteil unserer Konzerte ist. Auch eine kleine Musikformation genannt „Hochtalblech“ bestehend aus sieben versierten Musikern der Bergkapelle Bad Bleiberg hat sich entwickelt, um auch unabhängig von der großen Kapelle musikalisch zu glänzen.
Die Kapelle verzeichnet etliche junge Mitglieder. Was ist das Erfolgsrezept?
Hauptgrund dafür ist sicherlich, dass im Jahre 2007 ein eigener Musikschulstandort in Bad Bleiberg eingerichtet worden ist, von dem wir gerade jetzt profitieren. Doch leider wurde dieser wieder 2019 geschlossen. Aktuell haben wir acht Mitglieder, die unter 20 Jahre alt sind, unser jüngstes Mitglied, Chiara Wallnöfer, ist 12 Jahre alt. Doch die junge bunte Mischung mit stämmigen Eckpfeilern passt jetzt gerade wirklich herausragend gut. Die Jugend vertraut den stämmigen Eckpfeilern musikalisch wie auch organisatorisch.
Welche Ziele hat sich der Musikverein für die Zukunft gesteckt?
Die Produktion einer eigenen CD steht schon seit längerem im Raum und sollte bald verwirklicht werden. Der Ausbau der Aushängeschilder „Frühjahrskonzert“ und „Neujahrskonzert“ um noch mehr Kultur begeisterte anzusprechen, und um unsere Freude an der Musik weiter zu geben. Stärkung des Zusammenhaltes, und gemeinsame Unternehmungen abseits der Musik sollen auch wieder mehr in den Vordergrund rücken.
Was wünschen Sie sich weiterhin für den Erfolg?
Man wünscht sich natürlich, dass es so weiter geht, der Mitgliederstand ständig über 30 bleibt und dass der Jugend mehr als nur Schule, Lehre, Handy, Laptop und Tablet zugetraut wird. Ein Blasinstrument zu spielen ist ein tolles Hobby, doch es nimmt ein bis zwei Jahre in Anspruch bis man es beherrscht. Wenn man jedoch so weit ist und in einer großen Gemeinschaft musizieren kann, ist es durch fast nichts zu übertreffen!
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