Gailtal
Betrieb sucht Lehrling
Wie ist es um die Lehrlingssituation im Gailtal bestellt? Die Gailtaler WOCHE hat sich schlau gemacht.
GAILTAL. Wer sich für eine Lehre entscheidet legt den Grundstein für einen sicheren Arbeitsplatz in der Zukunft. Betriebe die Lehrstellen schaffen sichern sich ihre Fachkräfte für die Zukunft.
Im Bezirk Hermagor befinden sich mit Stand 31. August 2021 200 Personen in einer Lehrausbildung. Die meisten davon werden aktuell im Einzelhandel, in der Kraftfahrzeugtechnik, Zimmerei, Installations- und Gebäudetechnik, Land- und Baumaschinentechnik, Elektronik und in der Gastronomiebranche als Koch ausgebildet. Die Gesamtlehrlingszahl per 31. August 2021 ist im Vergleich zum selben Stichtag im Vorjahr nahezu unverändert geblieben. Die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr mit 75 Lehranfängern liegt aktuell um 16 höher als Ende August 2020. Das ist ein Zuwachs von 27 Prozent.
Zu wenige haben „Bock“ auf Lehre
Dennoch ist die Situation keine rosige. Generell kann ein massiver Mangel an Lehrstellensuchenden festgestellt werden. Auf eine sofort verfügbare Lehrstelle kommen lediglich 0,14 sofort verfügbare Suchende. Laut AMS-Statistik stehen im Bezirk 70 offene Lehrstellen zur Verfügung. Lediglich zehn Jugendliche sind auf der Suche nach einer. Auf die aktuell 70 zu besetzenden Stellen entfällt ein großer Anteil auf die Sparte Tourismus, gefolgt von den Metall- und Elektroberufen (12 offene Stellen), den Bauberufen (7 offene Stellen) und den holzverarbeitenden Berufen (5 offene Stellen).
Mehrere Faktoren im Spiel
Der Mangel an Lehrstellensuchenden ist kein Bezirksspezifikum. „Wenngleich dieser in Hermagor noch stärker ausgeprägt ist“, weiß Benno Tosoni, Leiter der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Kärnten. Der Experte führt die Problematik zum wesentlichen Teil auf die demografische Entwicklung zurück: „Sehr schwache Geburtenjahrgänge beenden die Pflichtschule.“ Auch die höherbildenden Schulen werben um (die immer weniger werdenden) Schulabgänger. Des Weiteren tragen gemäß Tosoni auch Lockerungen im Zusammenhang mit dem Aufstiegsrecht in den Schulen zweifelsohne ihr Scherflein zum Lehrlingsmangel bei sowie die Corona-bedingt eingeschränkten Möglichkeiten Schnupperlehren zu absolvieren.
Ringen um Fachkräfte
Noch vor Jahren - dank der „Babyboomer Generation“ - wetteiferte die Wirtschaft um die schlauesten Köpfe. Jetzt tut sie sich schwer, offene Lehrstellen zu besetzen.
„Es ist hinreichend bekannt, dass der ebenfalls wesentlich auf die demografische Entwicklung zurück zu führende Fachkräftemangel mittlerweile die größte Herausforderung für den Wirtschaftsstandort ist“, weiß Tosoni und erläutert: „Wie die steigende Zahl der Lehranfänger zeigt, versuchen die Unternehmen natürlich darauf zu reagieren und die Bereitschaft beziehungsweise der Wunsch, Lehrlinge als zukünftige Fachkräfte selbst auszubilden, ist groß. Kann aber bereits die Nachfrage nach Lehranfängern nicht gedeckt werden, erschwert das die Vorsorge aber natürlich massiv. Und jeder Jugendliche weniger, der heute nicht zur Fachkraft von morgen ausgebildet wird, wird uns zukünftig fehlen“ skizziert der Fachmann das Zukunftsszenario.
Der Engpass an Lehrlingen zieht nicht zuletzt einen Wettstreit der Betriebe um diese mit sich. Für Unternehmen bedeutet die Lage de facto, dass sie um künftige Fachkräfte buhlen müssen. Schlussendlich steht (immer noch) die Frage im Raum: Was tun, um junge Menschen eine Lehre schmackhaft zu machen?
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