Landwirtschaft
"So etwas haben wir noch nie erlebt!"
Hof Kunz: Nach einem großen Hagelschaden kämpft die Familie Bachmann/Enzi jetzt um ihre Ernte.
KREUTH OB JENIG. So etwas haben der Gemüsebauer Stefan Bachmann und seine Lebensgefährtin Susanne Enzi noch nie erlebt, seit sie Landwirtschaft betreiben. Vor rund zwei Wochen ist im Oberen Gailtal ein Gewitterfront angerollt, die sich gebietsweise mit großen Mengen an Hagel entladen hat. Der Hof Kunz der Familie Bachmann blieb davon nicht
verschont. „Alles war bedeckt von zentimeterhohen, fingernagelgroßen Hagelkörnern, die auch noch nach zwei Tagen nicht ganz verschwunden waren“, erinnert sich Susanne. Eine viertel Stunde dauerte der Hagelschauer – und richtete in der kurzen Zeit enormen Schaden an.
Freiflächen arg betroffen
Ein Großteil der Ernte ist zerstört, rechnet man den Verlust und die Mehrkosten durch die Aufbauarbeit mit ein. „Alles, was wir in den Tunnels angepflanzt haben, ist einigermaßen glimpflich davongekommen. Hier steht noch alles. Da aber große Schlammmassen zu den in den Tunnels geschützten Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini und Rucola hineingespült worden ist, sind die Pflanzen – vor allem Tomaten, jetzt durch Braunfäule gefährdet“, berichten Stefan und Susanne. Nicht so bei den Freilandflächen, die insgesamt rund vier Hektar einnehmen. Bei unserem Lokalaugenschein am Hof wird das Ausmaß der Naturgewalt sichtbar. „Der Rhabarber war schon erntereif. Nachsetzen geht nicht mehr, sagt Susanne und zeigt ein Überbleibsel das bereits von braunen Flecken übersät ist. Beim Kohl sieht es nicht viel besser aus. Die wenigen Blätter, die noch da vorhanden sind, sind von Hagelkörnern durchsiebt. Auch der Zwiebel weist schon braune Stellen auf. „So eine Ware ist für den Verkauf nicht mehr geeignet, erklärt der Gemüsebauer. Von den zirka 180 Blaubeerstauden hängen nur noch wenige Beeren auf den zerfledderten Stängeln. Der Rest ist vom Hagel zerstört. „Von den untersten Reihen können wir am ehesten noch ein paar retten,“ so Enzi.
Felder vom Schlamm überschwemmt
Auf dem knapp zwei Hektar großen Feld der Bachmanns in Postran ein ähnliches Bild. Zusätzlich zum Hagel sind die Felder von Schlamm überzogen: „Der Rettich ist vollkommen zerstört. Gerade haben wir das ganze Feld nachgesetzt“, berichtet Stefan. Schlecht schaut es für die roten Rüben aus. Der vom Unwetter schlammig gewordene Boden hat die zarten Pflänzchen, die teilweise gerade ihren Durchbruch durch die Erde geschafft haben, regelrecht erstickt. Jetzt sind sie von Fäule und Grauschimmel (Botrytis) bedroht. Nach dem Hagel waren wir demotiviert und haben die ganze Nacht nicht geschlafen, sagt die Landwirtin.
Aufbauarbeit hat begonnen
Resignieren kommt nicht infrage. Die beiden blicken nach vorne und haben mit der Aufbauarbeit begonnen. „Was dieses Jahr noch Ernte abwirft, pflanzen wir nach.“ Hilfsbereitschaft hat im Gailtal viele Gesichter: „Nach dem Hagel haben wir versucht, so schnell wie möglich alles abzuernten, was noch einigermaßen zu retten war. Etliche Gastronomiebetriebe aus der Region haben uns die Ware, die zwar nicht mehr so schön anzusehen, aber ansonsten in Ordnung war, abgenommen – so etwa der Gasthof Grünwald oder die ,Forelle‘ am Weißensee. Sie haben unser Gemüse gekauft, eingekocht und verkaufen es jetzt. Der Erlös ergeht an unseren Hof", freut sich das Paar über die Welle der Hilfsbereitschaft.
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