Kein Tier unterm Baum
So schützt man Tiere vor Stress und Fehlentscheidungen
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Die Weihnachtszeit wirkt warm, leuchtend und voller Sehnsüchte – besonders bei Kindern. Der Wunsch nach einem vierbeinigen Begleiter erscheint vielen Familien gerade jetzt besonders verlockend. Doch Tierarzt Michael Sorschag aus Reisach im Gailtal mahnt zur Besonnenheit. Ein Tier sei kein Geschenk wie jedes andere, betont er, denn „Voraussetzungen für die Haustierhaltung sind Zeit, Empathie und Liebe – und das hoffentlich für eine lange Zeit.“
GAILTAL. Hinter dem Gedanken, ein Tier unter den Christbaum zu legen, steckt häufig Zuneigung. Doch die Entscheidung wird oft ohne genügend Wissen über Bedürfnisse und Charakter des Tieres getroffen. Sorschag erklärt, dass man „den Beschenkten sehr gut kennen müsse“, um nicht eine überfordernde Lebensaufgabe zu übertragen. Haustiere erleben gerade zur Weihnachtszeit viele Veränderungen, vom Trubel über neue Gerüche bis hin zu Besuch. Besonders Katzen reagieren darauf sensibel. Ein neues Tier während dieser turbulenten Phase einzugewöhnen, birgt Stress für alle Beteiligten.
Gemeinsame Entscheidungen statt Überraschungen
Ob Hund, Katze oder Kleintier – ein neues Familienmitglied sollte von allen im Haushalt mitgetragen werden. Neben Zeit und finanziellen Möglichkeiten spielen Größe, Rasse und Temperament eine entscheidende Rolle. Tierärzte können hier beratend zur Seite stehen. „Die Tiere leben schließlich mit allen zusammen“, erinnert Sorschag, und nur gemeinsam treffe man nachhaltige Entscheidungen.
Wenn Kinder ein Haustier wollen
Der Wunsch der Kinder nach einem eigenen Tier lässt sich auch ohne sofortige Anschaffung ernst nehmen. Begegnungen mit Tieren bieten wertvolle Erfahrungen: Spaziergänge mit dem Hund von Nachbarn oder Verwandten, Mithilfe beim Füttern oder Pflegen, Reitstunden oder Tierpatenschaften. So lernen Kinder Verantwortung kennen, ohne dass gleich ein dauerhaftes Familienmitglied einzieht.
Der Jahreswechsel als Stressfalle
Weihnachten ist für Tiere herausfordernd, doch Silvester stellt viele von ihnen vor noch größere Belastungen. Hunde und Katzen hören hohe Frequenzen weit empfindlicher als wir Menschen. „Sie können nicht einordnen, ob die ungewohnten Geräusche Gefahr bedeuten“, erklärt Sorschag. Die Folge sind Fluchtverhalten, Unruhe und Angst.
Sicherheit und Ruhe für Vierbeiner
Tierhalter können viel tun, um ihren Begleitern zu helfen. Katzen sollten Rückzugsorte haben, Hunde nicht allein gelassen werden. Für besonders ängstliche Tiere gibt es pflanzliche oder medikamentöse Unterstützung – allerdings müsse damit rechtzeitig begonnen werden, betont der Tierarzt. Bei bekannten Panikreaktionen kann Sedierung nach tierärztlicher Absprache eine Option sein.
Pferde und der besondere Silvesterstress
Pferde als Fluchttiere reagieren besonders heftig auf Knallgeräusche und Lichtblitze. Verletzungen an Stallwänden oder Zäunen sind keine Seltenheit. Sorschag empfiehlt, Stallfenster zu schließen und abzudunkeln, Licht brennen zu lassen und die Tiere in dieser Nacht engmaschig zu kontrollieren. Die Anwesenheit vertrauter Menschen beruhigt.
Aufklärung als Schlüssel
Viele Fehlhandlungen geschehen nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Unwissenheit. Deshalb sei Aufklärung so wichtig, betont der Tierarzt. Wenn Menschen verstehen, welche Belastungen Tiere treffen, können viele Probleme leicht vermieden werden. Aufmerksame Nachbarn und informierte Passanten tragen ebenso zum Tierschutz bei wie Tierärzte oder Vereine.
Ein Appell an Mitgefühl
Zum Schluss erinnert der Tierarzt daran, sich stets in die Lage des Tieres zu versetzen: „Manche Hunde genießen den Weihnachtstrubel, meine Katzen lieben den Christbaum. Aber die Zeichen von Angst, Schreck und Schmerz sollten erkannt werden.“ Wer sensibel auf seine Tiere achtet, schafft Voraussetzungen für ein friedliches Fest – für Menschen und Vierbeiner gleichermaßen.
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