Asylanten: Wie im "Straflager"

- Die Dusche mit der Spiegelscherbe zum Rasieren.
- hochgeladen von Eva Jungmann
Schmutzig und verwahrlost. Beschwerden häufen sich. Betreiber ist der Meinung: "Unterbringung ist absolut menschenwürdig".
HOHENEICH (eju). "Wir sind Menschen, als solche wollen wir auch behandelt werden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger", bringt es ein Asylwerber auf den Punkt.
Schlimm sei ihre Unterbringung in Hoheneich in einem ehemaligen Gasthaus, das insgesamt in desolatem Zustand ist. Seit Jahren gibt es Beschwerden über die Zustände und Auflagen von Seiten der Bezirkshauptmannschaft, seit Jahren bessert sich die Situation aber offenbar nicht. Für die Asylwerber gebe es nur Gemeinschaftsklos und eine Gemeinschaftsdusche, zum Rasieren muss eine Spiegelscherbe herhalten. Die spartanischen Zimmer verfügen über oft kaputte Möbel, alles alt und ramponiert, und überall ist es schmutzig, der Fußboden am Gang löst sich auf, wie ein Lokalaugenschein der Bezirksblätter offenbart.
Der Asylwerber erzählt über die vielfältigen Probleme: "Wir können unsere Wäsche nicht getrennt waschen" – die Kleidung aller werde von der Mutter des Besitzers gemeinsam in eine Waschmaschine gestopft. Er habe hygienische Bedenken, es gebe kranke Mitbewohner. Auch die Bettwäsche werde nur getauscht, wenn man dem Besitzer wochenlang in den Ohren liege. Das sei bei allem, was benötigt werde, so, erzählt er weiter, ohne verbalen Kampf gehe gar nichts.
Ein Hauptproblem sei die Verpflegung. Es gebe nur zwei Mal am Tag etwas zu essen, immer zu wenig und häufig Speisen, die von den Menschen schlecht vertragen werden. Ein nicht gegessenes Mittagessen zeigt: es gab Pommes und Debreziner Würstel, die bekanntlich aus Schweinefleisch gemacht sind – die meisten Bewohner seien jedoch Moslems.
"Oft muss jemand von uns ins Krankenhaus, weil er Probleme mit der Verdauung bekommt", klagt der Mann. Unter den Asylanten jedenfalls werde die Unterbringung in Hoheneich als "das Straflager" bezeichnet.
Der Quartiergeber, Andreas Schmutz, antwortet auf die Frage, ob er selbst meine, die Menschen seien bei ihm menschenwürdig untergebracht: "Absolut!"
Die Klagen über das Essen würden nur vorgebracht, um in ein anderes Heim nahe Wien verlegt zu werden, das Frühstück werde am Abend bereits mitgegeben. Die jungen Männer würden die Zimmer einfach nicht in Ordnung halten. Außerdem bleibe von den rund 13.000 Euro, die er für die Asylwerber monatlich erhalte, nicht ausreichend Geld übrig, um auch noch zu renovieren. Es gebe ein Sanierungskonzept bei der Bezirkshauptmannschaft, das noch genauer ausgearbeitet werde. Vorher mache er nichts. Einen Umsetzungszeitraum kann Schmutz nicht nennen. Man müsse auch noch um Förderungen ansuchen.
Ein Anruf bei BH-Stv. Johann Glaßner ergab: "Es gibt drei Zuständigkeiten: die BH kontrolliert das Gewerberecht, die Gemeinde als Baubehörde die baulichen Vorschriften und die Koordinationsstelle in St. Pölten alles andere rund um die Asylwerber."
Es habe für den Gasthof Schmutz von Seiten der BH Auflagen gegeben, deren Einhaltung sei überprüft worden. Glaßner räumte aber ein, dass die BH nicht monatlich oder vierteljährlich nachschauen komme. Solange es keine neuen Beschwerden oder Anzeigen gebe, sei die BH auch nicht aufgefordert, neuerlich zu überprüfen. Er verwies auf die Koordinationsstelle in St. Pölten. Dort kündigte Hanspeter Beier, Abteilungsleiter der dafür zuständigen Abteilung an, der Sachlage nachzugehen.
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