Wolfstour
VGT macht sich im Waldviertel für den Wolf stark

VGT-Obmann Martin Balluch mit Chris Hattinger, Gründer und Betreiber der Plattform Wolfsrevier Österreich
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Pro-Wolfsausstellung des Vereins gegen Tierfabriken hält in allen Waldviertler Bezirkshauptstädten

WALDVIERTEL (bt). Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) reagiert aktuell mit einer Pro-Wolfstour auf die neue Verordnung, die unter anderem den Abschuss von sogenannten "Problemwölfen" erlaubt. Bei den Stopps in Gmünd, Waidhofen, Horn, Krems und Zwettl informieren die Experten und Aktivisten rund um VGT-Obmann Martin Balluch auf der Straße mit 16 Plakaten, einem elektrischen Herdenschutzzaun und Wolfs- und Schafsfiguren. Nicht ohne hitzige Diskussionen mit Passanten. Auch die Bezirksblätter haben Fragen an Martin Balluch gerichtet.

Mit welchen Argumenten werden Sie am häufigsten konfrontiert und wie wollen Sie diese entkräften?
Martin Balluch: Was zuerst kommt ist die Angst um die Kinder, dass sie aufgefressen werden. Das kann ich insofern leicht entkräften, weil soetwas seit ewiger Zeit nicht passiert ist. Es ist nicht so, dass die Wölfe jetzt plötzlich aus dem Nichts kommen. In unseren Nachbarländern waren sie immer da. Sie waren in der Slowakei nie weg, in Slowenien nicht, in Kroatien nicht und auch in Rumänien nicht. In den letzten 300 Jahren gab es dort keinen Angriff auf Menschen - nur in Rumänien, da gab es acht Wolfsattacken, aber die waren alle von von Jägern angeschossenen Wölfen.

Also haben Sie kein Verständnis für die Ängste der Waldviertler?
Ich denke die Angst kommt daher, dass man natürlich in der Kindheit das Rotkäppchen gehört hat und andere Märchen. Aber wenn man in Rumänien die Leute fragt - und das habe ich gemacht - da hat kein Mensch Angst vor Wölfen. Man hat Respekt vor Bären - Bären töten dort auch alle zwei Jahre jemanden - aber vor Wölfen überhaupt nicht. Es gibt keine Angst vor Wölfen wenn man immer mit ihnen zusammengelebt hat.

Was wollen Sie den Landwirten der Region mitgeben?
Erstens einmal Herdenschutz betreiben. Das müssen wir auch erst lernen, weil wir halt keine Erfahrung mit Wölfen haben. Zweitens gibt es die Kompensationszahlungen. Das hat jetzt auch die EU festgestellt, es gibt also 100 Prozent Kompensation. Das heißt die Bauern verlieren nichts. Und drittens ist es so, dass Wölfe tatsächlich zu einem kleinen Prozentsatz Schafe reißen und auch weiterhin reißen werden. Aber wenn man in Deutschland schaut: Hier gibt es 500 Wölfe und es werden etwa 100 Schafe im Jahr gerissen. Das heißt nur ein Fünftel der Wölfe tötet ein Schaf pro Jahr. Das ist eigentlich wahnsinnig wenig. In Österreich sterben 8.000 Schafe im Jahr nur an Unwettern.  Man muss die Wölfe als Teil der Natur sehen. Und den Schaden den ein ganz kleiner Teil davon anrichtet, müssen wir uns halt leisten. Wölfe sind einfach wertvoll für die Natur, deshalb muss es uns das Wert sein.

Sie sagen wertvoll. Was sind die Vorteile an der Rückkehr des Wolfes?
Wesentlich ist, dass der Wolf eine sehr positive Wirkung auf den Wald hat und auf die Ökologie. Ganz einfach weil er bei den Wildtierpopulationen die kranken Tiere rausnimmt, so dass die Population gesünder ist. Und er reduziert die Paarhufer die den Waldverbiss anrichten. (Anm. d. Red.: Als Verbiss bezeichnet man das Abbeißen von Knospen, Blättern oder Zweigen.) Ich komme von einem Bergbauernhof in der Obersteiermark. Wenn man Jungbäume pflanzt, muss man diese einzäunen. Sonst kommen Rehe und Hirsche und verbeißen das. Wenn der Wolf da ist, werden das deutlich weniger sein. Ein Drittel der Nahrung des Wolfes sind außerdem Wildschweine. Jene Tiere die in der hohen Population bei uns einen Schaden anrichten, werden vom Wolf reduziert. Der Wolf hat also sehr positive Auswirkungen auf den Wald und sogar auf die Populationen. Das können Jäger nämlich nicht leisten. Weil Jäger sehen nicht wer krank ist, der Wolf kann das riechen und merkt es an der Bewegung. Wenn man sich ansieht welche Tiere von Jägern geschossen und welche von Wölfen gerissen werden, dann sind das nicht die selben. Der Wolf interessiert sich für die schwachen Tiere, die er leichter erwischen kann.

Was halten Sie von der Verordnung des Landes?
Schrecklich! Ich hoffe, dass sie wieder aufgehoben wird. Man muss die Wölfe sich etablieren lassen. Ein Wolf ist weder gefährlich noch ist er ein Problemwolf, wenn er nahe an die Gehöfte kommt. Das ist ganz normal. Auch die Vergrämungsmaßnahmen mit Gummigeschossen oder Plastikpatronen sind, wie mir ein Experte gesagt hat, viel zu stark, sie brechen Rippen. Wenn man will, dass ein Wolf gefährlich wird, dann muss man ihn verletzten, weil dann kann er nicht mehr richtig jagen und was soll er dann tun. Und auch wenn man glaubt man kann durch Abschüsse die Wolfspopulation kontrollieren, dann begeht man einen Fehler. Denn wenn man Tiere aus einem Rudel rausschießt, dann hat man wieder die Situation, dass einzelne Wölfe herumlaufen, die viel mehr Schaden anrichten, als wenn ein Rudel sich etabliert. Rudel sind sehr reviertreu - die lassen kein zweites Rudel rein, also werden es auch nicht mehr Wölfe.
 
Ihr Fazit?
Wo ist wie in Deutschland bei 100 gerissenen Schafen im Jahr und keinem angegriffenem Mensch das Problem? Da kommt kein Problem auf uns zu.

Die Termine

  • Horn: Donnerstag, 13. Dezember von 11-12:30 Uhr am Kirchenplatz
  • Krems: Donnerstag, 13. Dezember von 14-17 Uhr an der Ecke Obere Landstraße/Marktgasse
  • Zwettl: Montag, 17. Dezember von 11:00 – 12:30 Uhr am Dreifaltigkeitsplatz

In Gmünd und Waidhofen haben die Ausstellungen bereits am Mittwoch stattgefunden.

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