Arbeitsmarkt
Zurückgehende Arbeitslosenquote im Waldviertel?!
Mit meiner 17-jährigen beruflichen Vergangenheit in unterschiedlichen Funktionen in arbeitsmarktpolitischen Projekten verfolge ich die Aussagen in der Presse, dass es immer weniger Arbeitslose gibt.
Aus meiner Sicht und Erfahrung kann das mit unterschiedlichen Faktoren zu tun haben:
Der Positivste:
1. Wir erleben einen Wirtschaftsaufschwung mit welchem einhergeht, dass diverse Unternehmen ihre Tore eröffnen sowie bestehende Firmen sich über eine gesteigerte Auftragslage freuen und aus diesem Grund Fach- und Hilfskräfte benötigen und laufend aufnehmen.
Die weniger Positiven:
2. Menschen, welche sich aus unterschiedlichen Gründen dafür entscheiden, in dieser Region nicht mehr leben zu können oder wollen und Ihren Hauptwohnsitz verlegen;
3. Personen, welche sich durch das AMS so stark unter Druck gesetzt fühlen und sich daher bei diesem abmelden.
Nun möchte ich aber doch kurz auf die einzelnen Punkte eingehen:
Ad.1: Ich habe die genauen Zahlen nicht bei der WKNÖ erhoben, jedoch lese ich immer wieder von Schließungen, einerseits kleiner Unternehmen aber auch großer, welche eine stattliche Mitarbeiteranzahl beschäftigten. Zahlen sind grundsätzlich geduldig und Quoten können unterschiedlich dargestellt werden. Personen, welche in Schulungen, Stiftungen, etc. sind, werden bei der Zahl der Arbeitslosen nicht berücksichtigt.
Ad. 2: Es gibt eine große Anzahl an Menschen, welche keinen Beruf erlernten, wofür es unterschiedliche Hintergründe gibt, und somit nur Hilfsarbeiten leisten können. Hilfsarbeiterjobs werden jedoch immer rarer und grob gesagt wird mittlerweile auch vom Reinigungspersonal bestenfalls eine abgeschlossene Ausbildung oder reichlich Berufserfahrung verlangt. Manche Personen können aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten. Eine Umschulung ist jedoch auch da oft nicht das Beste, da von neuen Mitarbeiter/-Innen allzu oft bereits Erfahrung in der jeweiligen Tätigkeit verlangt wird, was jedoch nicht nachgewiesen werden kann. Offene Stellen für Berufseinsteiger und auch Hilfskräfte sind in unserer Region rar. Ebenso geht es Personen, welche spezifische Ausbildungen abgeschlossen haben, die bei uns zu wenig oder gar nicht gefragt sind. So Manche/-r entscheidet sich dann für einen Umzug in eine Stadt oder eben in eine andere Gegend, wo die Chance auf einen Job höher ist und somit scheiden diese dann aus unserer Quote gänzlich aus. Die Übersiedlung und Aufgabe eines Hauptwohnsitzes in unserer Region ist langfristig generell ein Problem.
Ad.3: Immer wieder ist einer Person der Druck, welcher von Seiten AMS ausgeübt wird, zu groß. Es geht dabei um die rasche Aufnahme einer Tätigkeit oder den Besuch einer Kursmaßnahme, wobei so manchem/-r der Sinn dieser verborgen bleibt. Manche benötigen alternative Angebote wie z. B. Unterstützung in der Bearbeitung von Problemen, welche der Aufnahme einer Arbeit hinderlich sind. Sie wissen oft nicht, wohin sie sich wenden sollen oder haben kein Vertrauensverhältnis zum Berater, um ihre Hinderungsgründe offen anzusprechen. Diese/-r meldet sich dann vom AMS-Bezug ab, um Ruhe zu haben. Er/Sie muss dann entweder von Erspartem leben, Schulden machen oder sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, bei denen er/sie nicht angemeldet wird. Auf jeden Fall sind diese Personen dann ebenso aus der Quote verschwunden.
Was ich mir für uns und unsere Region im Besonderen wünsche: Transparenz und vernünftige, langfristige Maßnahmen in allen Bereichen - von der Wirtschaft, dem Wohnen, bis hin zur Natur. Damit das Waldviertel lebenswert bleibt.
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