Die Gehaltsschere klafft gewaltig
Hackeln, hackeln... und trotzdem einen unbefriedigenden Lohn? Wir fragten AK Gmünd-Chefin Elisabeth Zellhofer, wie es zu diesem Teufelskreis kommt.
BEZIRK. Schon wieder teurer. Erst vor zwei Wochen kostete der kleine Espresso im Lieblingslokal noch 1,90 Euro, jetzt plötzlich stehen 2,00 Euro in der Karte. Doch nicht nur die Preise von "Luxuriösem" wie Kaffee oder der schon wieder teurer werdenden Zigaretten klettern permanent in die Höhe. Auch für den Lebensmitteleinkauf ist ein immer tieferer Griff ins Börserl notwendig. Nur einer steigt langsam bis gar nicht: der Lohn. "Es stimmt: Die kollektivvertraglich festgelegten Gehälter stehen in keinem Verhältnis zur Teuerung", bestätigt Elisabeth Zellhofer. Als Leiterin der Gmünder Arbeiterkammer-Geschäftsstelle weiß sie: "In Gehaltsverhandlungen sind Gewerkschaften insgesamt zwar bemüht, die Löhne anzugleichen." Doch von der Wirtschaft als Verhandlungspartner schlügen ihnen immer wieder Argumente wie Krise oder "die Mehrkosten müssen wir natürlich wieder beim Verkauf draufschlagen" entgegen.
Einkommensschere klafft
Die Entwicklung der letzten Jahre ließ nicht nur die Inflation, sondern auch die Managergehälter steigen. "Der Unterschied geht zu weit", beklagt Zellhofer, "es kann nicht sein, dass zehn Prozent der Österreicher 70 Prozent des Vermögens innehaben und der Rest sehen, muss, wie er sich mit den restlichen 30 Prozent durchschlägt."
Ein großes Problem sei, dass Vollzeitbeschäftigungen weniger würden, vor allem bei Frauen. "Wenn schon der Kollektivvertrag für Vollzeit nicht berühmt ist, kann bei 25 Wochenstunden nicht viel herauskommen", warnt Zellhofer.
Falle Flexibilität
Dass Arbeitgeber die Kollektivverträge unterwanden, käme kaum vor. "Das ist gesetzlich geregelt", so Zellhofer. Das ganz große Problem seien unbezahlte Mehrstunden unter dem Deckmantel der Flexibilität. "Menn man das Geld der unbezahlten und unregistrierten Überstunden hätte, die alleine im Bezirk Gmünd geleistet werden, bräuchte man nicht mehr Lotto zu spielen", ist die AK-Chefin sicher. In vielen Betrieben gehöre es eben zum guten Ton, länger zu bleiben und die Stunden nicht aufzuschreiben.
Sorge um Job
"Im Bezirk Gmünd ist zudem die Sorge um den Arbeitsplatz hoch, sodass sich manch einer rechtliche Schritte erst gar nicht in Angriff zu nehmen traut", weiß Zellhofer aus ihrer täglichen Praxis. Und genau dieser permanente Druck sorgt für ebendas schlechte Arbeitsklima, das eine AK-Studie vielen Waldviertler Betrieben erst jüngst ausgestellt hat.
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