Bäder des Bezirks Gmünd im Rollstuhl-Check
Barrierefreie Bademöglichkeiten sind selten: Johannes Körner hat mit den Bezirksblättern den Test gemacht.
BEZIRK GMÜND (bt). Die tropischen Temperaturen treiben hunderttausende Badegäste in Niederösterreichs Freibäder und zu den Badeseen. „Für Menschen mit einer Behinderung gestaltet sich der Badespaß oft sehr schwierig oder ist erst gar nicht möglich“, sagt FPÖ-Behindertensprecher Bundesrat Andreas Spanring. In einer Anfrage an SPÖ-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig und ÖVP-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister wollen die Freiheitlichen vor allem wissen, in wie vielen und in welchen Freibädern und Badeseen eine barrierefreie Nutzung der Schwimmbereiche möglich ist. „Zurzeit fehlt es hier komplett an Informationsmaterial“, drängt Spanring.
Die Bezirksblätter haben sich dieser Thematik angenommen und drei Bademöglichkeiten im Bezirk geprüft. Als Tester hat sich Johannes Körner aus Waldenstein bereit erklärt. Seit einem Autounfall im Jahr 1992 ist der 46-Jährige auf einen Rollstuhl angewiesen.
"Ende im Gelände"
Unseren Test beginnen wir im Gmünder Strandbad – wo wir auch schnell wieder fertig sind. Der Weg dorthin wäre zwar mit dem Rollstuhl passierbar, Körner fährt aber gleich mit dem Auto zu. "Da brauch ich gar nicht aussteigen, da bleib ich stecken", seufzt er allerdings sofort, als er auf den Sandstrand blickt. "Man müsste halt Platten auslegen wie in Italien", schlägt er vor. "Ich bin froh, dass wir darauf aufmerksam gemacht werden. Vielleicht kann man Bretter legen – wir werden uns erkundigen, wie wir das lösen können", verspricht Gmünds Bürgermeisterin Helga Rosenmayer.
Bordsteinkante versperrt Weg
Schon geht's weiter nach Schrems – wo es löblicherweise direkt vor dem Moorbad einen Behindertenparkplatz gibt. Allerdings wurde dabei auf ein wichtiges Detail vergessen: Die Bordsteinkante ist mit dem Rollstuhl unüberwindbar. "Die bräuchte man nur abschleifen oder ein bisschen Beton anschütten", schlägt der 46-Jährige vor. Körner muss vom Parkplatz direkt vor dem Bad zum Ende der Parkplatzreihe, um von oben zufahren zu können. Doch erst einmal angekommen, ist er von der Schönheit der Anlage begeistert. Und auch das Café-Restaurant Moorbad samt seinem behindertengerechten WC werden für sehr gut befunden. "Nur" mit dem Badespaß wird's ohne Hilfe leider nichts – denn einen Wasserlift gibt es nicht. Was auch nachvollziehbar ist – bei freiem Eintritt könnten die Kosten nicht gedeckt werden. "Da müssen wir doch noch um die Mithilfe von den Leuten bitten", so Bürgermeister Karl Harrer, der in Sachen Bordsteinkante aber eine rasche Lösung zusichert und gesteht, dass darauf schlichtweg vergessen wurde.
In Schlangenlinien zum See
Während der Abfahrt zum Strandbad Herrensee in Litschau muss Johannes Körner Schlangenlinien fahren. Es ist schon ganz schön steil, und die Geschwindigkeit darf nicht unterschätzt werden. (Der spätere Rückweg kostet viel Kraft, ohne "Schiebehilfe" geht es fast nicht.) Die Zufahrt zum Sportbecken ist zwar möglich, doch Lift oder Rampe fehlen. Hier wäre wieder tatkräftige Hilfe gefragt. Nun geht's runter zum See, wo im WC-Bereich sofort eine eigene Behindertentoilette auffällt. "Da kann man tanzen drinnen", lacht der Waldensteiner nach abgeschlossener Inspizierung. Sogar an eine Duschmöglichkeit in entsprechender Höhe wurde gedacht. Eine Rampe in den See gibt es allerdings nicht. Nicht mehr. "Daran haben sich Kinder verletzt, dann haben wir sie wieder weggegeben", erzählt Otto Böhm vom Bürgermeisterbüro. Doch Johannes Körner ist nicht unzufrieden – er selbst ist keine "Wasserratte" und schon glücklich, wenn er am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Und das ist im Strandbad Herrensee definitiv möglich – wie ein Kaffee und ein Eis im Herrensee-Platzl beweisen. Selbes gilt für das Moorbad Schrems, nur das Gmünder Strandbad ist leider durchgefallen.
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