Naturschutz: Wieso die Kreuzkröte noch immer in Gefahr ist
Biologe Axel Schmidt erklärt, warum die Versäumnisse die streng geschützte Kreuzkröte gefährden.
GMÜND (eju). Mit der ökologischen Bauaufsicht im Zusammenhang mit der Verwirklichung des Gmünder Strandbades wurde Biologe Axel Schmidt betraut. Seine Expertise ermöglichte die eigentliche Entstehung des Bades am jetzigen Standort erst, denn ausgerechnet die Sandgruben nördlich von Gmünd sind Heimat der seltensten Amphibie Österreichs.
Mit der Errichtung des Strandbades waren auch zahlreiche Naturschutzauflagen verknüpft, die einzuhalten sich der Betreiber des Bades verpflichtet. Einzig: längst nicht alle Auflagen wurden bisher umgesetzt, eine Gefährdung der Kreuzkröte ist nicht auszuschließen. Das Bad wurde allerdings offiziell bereits seiner Bestimmung übergeben. Die Bezirksblätter Gmünd sprachen mit Axel Schmidt über das Kreuz mit der Kreuzkröte.
BB: In den Sandgruben von Breitensee lebt etwas, das österreichweit fast einzigartig ist. Was ist das?
AXEL SCHMIDT: Es handelt sich um die Kreuzkröte, österreich-weit das einzige Amphibium, das vom Aussterben bedroht ist. Wenige Tiere (ca. 20) gibt es auch im Lechtal. In den Sandgruben von Breitensee leben noch etwa 400 reproduzierende Tiere, aber auch hier sinkt die Zahl der nachtaktiven Tiere.
BB: Wusste man denn nicht vor der Planung des Bades bereits von der seltenen Amphibie?
SCHMIDT: Das denke ich schon. In Bewilligungsverfahren der letzten 10 Jahre in den Sandgruben war die Kröte immer das Thema. Bei einer Wanderleistung bis 14 km ist ein Vorkommen überall logisch. Abgesehen davon, dass oft Berichte in Radio und Zeitungen waren, es eine Universum-Serie gab, das Vorkommen in jedem Buch und jeder DVD von Ernst Wandaller erwähnt ist, wird die Verbreitung auch in der Stadtumrahmung und am Naturknallweg beschrieben.
BB: Warum gibt es diese Tiere ausgerechnet hier?
SCHMIDT: Wir sind hier in Gmünd an der südlichen Arealgrenze der Kreuzkröte in Europa und es gibt noch geeignete Lebensräume. Sie ist auch im restlichen Europa selten und geschützt.
BB: Wie lebt so eine Kröte?
SCHMIDT: Die Kreuzkröte lebt heute in Österreich in von Menschen geschaffenen, offenen Landschaften. Sie gräbt sich täglich tagsüber in den Sand ein, im Winter zur Überwinterung sogar bis zu zwei Meter tief. In der Dämmerung und nachts geht sie auf Beutejagd.
BB: Dass sie dämmerungs- und nachtaktiv ist, erklärt also auch, warum sie bisher so selten von jemandem gesehen worden ist, oder?
SCHMIDT: "Ja, genau. Und da sind wir auch bereits beim Prob-lem, das die nicht fertiggestellten Kröten-Schutzbauten darstellen. Seitdem das Bad medial eröffnet ist, kommen viele Menschen auch abends dort hin und fahren oft erst nach der Dämmerung. Zu dieser Zeit sind die Tiere aber schon aktiv, können auf den Parkplatz gelangen und überfahren werden."
BB: Aber früher sind doch angeblich auch bereits Leute im jetzigen Strandbad baden gewesen, hört man.
SCHMIDT: "Das stimmt so nicht. In den letzten 15 Jahren war Baden und Betreten verboten, die Einhaltung des Verbotes wurde von mehreren Personen penibel überwacht. Ich weiß das, weil ich in Breitensee aufgewachsen bin. Also von einem Verkehr, wie er jetzt bereits dort herrscht, konnte früher keine Rede sein."
Zur Sache
• Kreuzkröten leben in freier Wildbahn mindestens sieben Jahre, sie können aber auch erheblich älter werden.
• Kreuzkröten kommen nördlich von Gmünd, von Spanien und England bis nach Polen vor.
• Kreuzkröten laichen im Jahr bis zu drei Mal. Das soll ihr Überleben auch während Trockenperioden sichern, da die seichten Lacken, wo der Laich abgesetzt wird, manchmal austrocknen.
• Kreuzkröten brauchen zum Leben eine offene Landschaft mit grabbarem Substrat (Sand).
• Das Überleben von Kreuzkröten hängt unmittelbar mit dem extensiven Sandabbau der Region zusammen.
• Kreuzkröten wurden in Österreich erstmals 1833 nachgewiesen. Sie sind europaweit gefährdet & im Anhang der FFH Richtlinie gelistet. Österreich ist verpflichtet, einen günstigen Erhaltungszustand herzustellen.
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