Helfen im Rettungsdienst und bei seelischem Schmerz

Karoline Amon engagiert sich in ihrer Freizeit beim Roten Kreuz als Rettungssanitäterin und im Kriseninterventionsteam.
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  • hochgeladen von Edith Ertl

Wir haben uns an das Leid gewöhnt. Wenn es nicht gerade jemanden aus der eigenen Familie, dem Freundes- oder Bekanntenkreis trifft, dann gehören Unfälle zum täglichen Informationsbild, dem nur kurzzeitig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Rettung und Feuerwehr sind da und kümmern sich um Verletzte. Für Betroffene aber ist damit vielfach nichts mehr wie zuvor. Karoline Amon ist Mitglied des Kriseninterventionsteams (KIT) und zur Stelle, wenn die eigene Welt zusammenzubrechen scheint.

Amon ist ehrenamtlich beim Roten Kreuz Lieboch tätig. Als Rettungssanitäterin ist sie auch dort, wo Blut auf der Straße fließt. Den Einsatzorganisationen sei Dank, kompetente Hilfe ist zur Stelle, wo sie gebraucht wird. „Keine Frage, dass Menschen, die einen körperlichen Schmerz erleiden, sofort geholfen wird. Wir dürfen aber dabei nicht den seelischen Schmerz bei Zurückgebliebenen vergessen“, sagt die Premstätterin. Gehört fast zur Normalität: Ein Autofahrer verursacht einen Unfall, nicht mit Absicht, auch Alkohol war nicht im Spiel. Ergebnis: Personenschaden. Die Rettung kommt, kümmert sich um Verletzte. Wie aber geht der Unfallverursacher damit um, der nicht einmal einen Kratzer abbekam? Amon hat einen geschulten Blick für traumatische Ereignisse und das Gespür, wenn ein Gespräch helfen kann.

„Als ich zum Roten Kreuz ging, war ich noch zu jung für das KIT, also habe ich zuerst die Sanitäter-Ausbildung gemacht“. Mit 25 und nach einem Auswahlverfahren absolvierte Amon einen umfangreichen Kurs für Krisenintervention. „Wir hatten eine Einführung in die Psychotraumatologie, erlernten den Umgang mit Betroffenen und haben in Rollenspielen unser theoretisches Wissen vertieft“. Ausschlaggebend für die Gründung der Krisenintervention in Österreich waren das Grubenunglück von Lassing, bei dem 1998 zehn Bergleute eines Rettungstrupps starben, die ausrückten, um einen Verschütteten zu retten sowie die Lawinenkatastrophe von Galtür im Februar 1999.

Krisenintervention versteht sich nicht als Therapie und soll „das Fenster“ zwischen Ereignis und professioneller psychosozialer Nachbetreuung schließen. Die Betreuung durch das KIT dauert meist ein bis zwei Stunden und umfasst Schicksalsschläge u.a. bei Unfällen mit Todesfolge oder schweren Verletzungen, Suizidversuchen, Bränden oder das Überbringen der Todesnachricht (nur mit der Exekutive).

„Das Schöne an meiner Mitarbeit beim Roten Kreuz und dem KIT ist, dass man nach dem Dienst hinausgehen kann mit einem guten Gefühl, man weiß, dass man in seiner Freizeit etwas wirklich Sinnvolles gemacht hat“, sagt Amon,. Einmal wöchentlich macht sie ehrenamtlich beim Roten Kreuz Lieboch Dienst. Beruflich arbeitet die 28jährige im LKH Graz Südwest (vorm. Siegmund Freud-Klinik) in der Verwaltung. www.roteskreuz.at.

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