Hier haben die Frauen die (Leder-)Hosen an

Plattelten sich in die Herzen der Zuschauer: Nadine de Carli (2.v.l.) und die Mädels der Oberlandler z’Frohnleiten | Foto: Oberlandler z’Frohnleiten
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  • Plattelten sich in die Herzen der Zuschauer: Nadine de Carli (2.v.l.) und die Mädels der Oberlandler z’Frohnleiten
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Vier Damen der Oberlandler z’Frohnleiten plattelten bei einem Bewerb und setzten damit ein Zeichen.

Ein kräftiger, rhythmischer Schlag auf die Waden und Schenkel, ein entschlossener Juchzer und direkter Augenkontakt dürften die Wangen des einen oder anderen Dirndls zum Erröten gebracht haben. Der Schuhplattler, der einst dazu diente, das schöne Geschlecht im Dreivierteltakt zu umwerben, ist heute gelebte Tradition und wichtiges Brauchtum. Dass das Platteln aber mit der Zeit geht, beweisen vier Mitglieder der Oberlandler z’Frohnleiten, die beim Steirischen Schuhplattlerbewerb antraten. Das wäre an sich kaum bemerkenswert, wäre das Wertungsplatteln hier nicht zum ersten Mal Damen erlaubt geworden. Dabei haben die Frohnleitner bewiesen, wer hier die (Leder-)Hosen anhat.

Brauchtum pflegen

Dirndlplatteln wird das Schuhplatteln durch reine Frauengruppen genannt. Und es wird von der Mehrheit der Vereine nicht gerne gesehen. In der Gemeinde Aich im Ennstal wurde jetzt aber eine Männerdomäne durchbrochen: Hier wurden zum ersten Mal die Frauen gemeinsam mit den Männern nach den Wertungsrichtlinien Mimik, Einteilung, Haltung, Figurenfehler, Schönheitsfehler und Tracht des Landesverbandes Steiermark beurteilt. Mit vier Frauen als reine Damengruppe und zehn Kindern, die sich aus acht Mädchen und zwei Burschen zusammensetzten, gingen die Oberlandler mit großem Ehrgeiz und Motivation an den Start. Am Ende schaute der zweite Platz für die Kinderwertung und der dritte Platz für die Damen in der Erwachsenenwertung raus. "Unsere Burschen haben nur zugesehen und uns angefeuert. Am meisten sind wir aber stolz darauf, dass wir für unsere Leistung vom Obmann des Landesverbandes gelobt wurden", verrät Nadine de Carli.
Die "z’Frohnleitner" gibt es schon seit 1926. Teil davon wurde de Carli durch einen Aufruf zum öffentlichen Platteln vor gut drei Jahren, auch für Frauen. "Ich habe schon davor zum Spaß bei der Landjugend geplatteln. Dann wurde es ernst. Schuhplatteln, das ist für mich gelebtes Brauchtum und Zeit mit Freunden verbringen." Umso wichtiger ist es de Carli, dass Tradition und Brauchtum gepflegt und weitergetragen wird. Ob Maibaumaufstellen in der Heimatgemeinde, am Parkett beim Life Ball oder beim Kulturaustausch im Ausland, die Frohnleitner kommen viel rum. "Wir zeigen, was die Steiermark draufhat."

Lederhosen für alle

Nur für die strengen Augen alteingesessener Verbände wirkt es da befremdlich, dass auch Frauen dabei sind, das Publikum stört es nicht. "Das Schuhplatteln ist moderner geworden. Aber nach wie vor ist es so, dass gemischte Gruppen selten sind oder dass nur Männer ein Abzeichen machen können. Dabei nehmen wir das Platteln ernst. Es ist anstrengender, als man denkt, man kommt ganz schön ins Schwitzen. Und blaue Flecken kann es auch geben", sagt de Carli.
Spaß, Tradition und Moderne müssen sich also nicht ausschließen. Das zeigt sich vor allem bei der Jugendarbeit der Oberlandler. Von den 12 Kids ist der Großteil weiblich. "Für die Kinder ist es noch unverständlicher, dass Mädchen und Frauen nicht ‚reinpassen‘. Für sie macht es keinen Unterschied, wer gerade tanzt. Es ist schön zu sehen, dass Brauchtum etwas Selbstverständliches für sie ist", so de Carli stolz. "Als ob nur Burschen eine Lederhose tragen dürften."

Plattelten sich in die Herzen der Zuschauer: Nadine de Carli (2.v.l.) und die Mädels der Oberlandler z’Frohnleiten | Foto: Oberlandler z’Frohnleiten
Die Kids zeigten beim Bewerb, was sie draufhaben – und dass das Schuhplatteln keine Altersbestimmungen erfüllen muss. | Foto: Oberlandler z’Frohnleiten
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