Liebocherin schenkt ihre Freizeit den Senioren

Versprühten beim Caritas-Sommerfest gute Laune: „Ingrid Zöhrer, Viktoria Löscher, Wolfgang Rappold und Luftballon-Fee Julia Schwarzbauer.
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  • Versprühten beim Caritas-Sommerfest gute Laune: „Ingrid Zöhrer, Viktoria Löscher, Wolfgang Rappold und Luftballon-Fee Julia Schwarzbauer.
  • hochgeladen von Edith Ertl

Wer freut sich nicht nach einem langen Berufsleben auf die Pension. Bei Viktoria Löscher war das nicht anders, allerdings ein Ruhestand sollte es nicht werden. Nachdem die Liebocherin ihren Schreibtisch als Versandleiterin in einem Spirituosenunternehmen in Graz geräumt hatte, suchte sie nach einem Ehrenamt.

„Ich habe mir damals gedacht, irgendetwas Sinnbringendes möchte ich machen und bin in die Zentrale der Caritas gegangen“, blickt Löscher auf ihre zweite Karriere zurück. Sehr freundlich wurden dort Löscher mehrere Angebote gemacht, wo ehrenamtliche Hilfe gebraucht wird. „Zuerst habe ich mir die CARLA-Läden angeschaut, haben mir auch gefallen, aber ich brauche Leute um mich, das Soziale liegt mir“. Im Caritas Pflegewohnhaus Straßgang fand sie den richtigen Platz für ihre Freiwilligenarbeit. Das war vor sieben Jahren, rasch wurde Löscher zum Liebling der Bewohner. „Ob sie mich Fräulein, Schwester, Viktoria oder Frau Löscher rufen ist völlig egal, ich betreue hier das interne Cafe und bringe den Bewohnern Kaffee und Kuchen, Säfte oder auch ein Bier“. Bei Veranstaltungen im Pflegewohnhaus arbeitet Löscher oft drei Mal in der Woche ehrenamtlich mit. Langeweile kommt hier nicht auf, den Bewohnern wird ein vielfältiges Programm von Bingo, Musik oder Kreativnachmittagen geboten.

„Es ist eine sehr schöne Aufgabe, man spürt, wie sich die alten Leute freuen, wenn man mit ihnen spricht und sich für sie Zeit nehmen kann, da kommt sehr viel an Herzenswärme auch zurück“, sagt Löscher. Geduldig hört sie sich zum wiederholten Mal die Lebenserinnerungen eines Bewohners aus Graz-Umgebung Nord an, lässt sich wieder und wieder vergilbte Fotos ihrer Schützlinge erklären, tröstet eine Seniorin aus dem Großraum Seiersberg-Pirka, die das Heimweh plagt und setzt sich schon auch mal zur Kartenrunde. Bei „Fräulein, bitte einen Kaffee“ springt Löscher auf und serviert wie in einer Nobel-Konditorei in Wien oder Ischl das Gewünschte. „Am Anfang habe ich umlernen müssen, es ist mit alten Menschen ein anderer Umgang als im gewohnten Business, wo alles ruck-zuck gehen muss, hier braucht es Zeit“. Für dieses Zeitgeschenk der rund 60 Ehrenamtlichen ist Caritas-Heimleiter Wolfgang Rappold dankbar, „heuer wurden bei uns im Pflegewohnhaus Graz-Straßgang bereits an die 1.500 Stunden an Freiwilligen-Arbeit erbracht“.

Vor privaten Schicksalsschlägen blieb Viktoria Löscher nicht verschont. „Die Arbeit hier hat mir dabei viel geholfen, das eigene Leid zu bewältigen. Ich habe hier auch gelernt, mit dem Tod umzugehen, das Sterben gehört auch irgendwie zum Leben“.

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