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Mit neun Kids im Lockdown

Außergewöhnliche Zeiten auch für das SOS-Kinderdorf: Julia Hofer mit einem ihrer Schützlinge | Foto: KK
  • Außergewöhnliche Zeiten auch für das SOS-Kinderdorf: Julia Hofer mit einem ihrer Schützlinge
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Besonders für Kinder ist der Lockdown ein Ausnahmezustand. Julia Hofer vom SOS-Kinderdorf berichtet.

Fernunterricht, Home-Office und Freizeitbeschäftigung, zeitgleich soziale Kontakte vermeiden und versuchen, Körper und Seele gesund zu halten: Der Lockdown verlangt Familien mit Kindern – vor allem Frauen und Alleinerziehenden – enorm viel ab. Julia Hofer vom SOS-Kinderdorf Stübing kümmert sich um gleich neun Kinder. Der WOCHE verrät sie, was diese im Moment am meisten brauchen.

Keinen Druck machen

"Ich weiß es nicht, manchmal ist es Chaos pur", antwortet Hofer ehrlich und mit einem herzhaften Lachen auf die Frage, wie ein geregelter Tagesablauf mit neun Kindern, also einer ganzen Basketballmannschaft, überhaupt möglich ist. "Aber irgendwie geht es immer." In Krisenzeiten braucht es Menschen, die mit Herz und Verantwortung Entscheidungen treffen und Lösungen finden. Hofer ist so eine Person. Die pädagogische Leiterin hat bereits den ersten Lockdown im SOS-Kinderdorf in der Jugendwohngruppe mit den Kids vom Volksschul- bis zum Oberstufenalter verbracht. Auch jetzt stehen sie und ihr Team den Kindern zur Seite.
Um durch den Tag zu kommen, so Hofer, braucht es Regelmäßigkeiten und feste Strukturen. Das beginnt schon am frühen Morgen, denn Homeschooling bedeutet: Lernunterlagen organisieren, Zeiten für Aufgaben fixieren, den richtigen virtuellen Lernraum finden für mehrere Schulen und Schultypen. "Bei so vielen Kindern kann das schon dauern, gut eine Stunde, bis alle bereit sind", sagt sie. Am Vormittag wird getrennt und doch gemeinsam gelernt, am Nachmittag stehen Bewegung und unterschiedliche Aktivitäten am Programm. "Wichtig ist, sich als Elternteil nicht unter Druck zu setzen. Es sind nun einmal schwierige Zeiten. Was heute nicht geschafft wird, wird morgen umso besser gelingen. So machen wir es", rät die 30-Jährige. Damit die Decke nicht auf den Kopf fällt, geht es für Hofer und die Kinder wieder auf einen Bauernhof, wo sie den Ausnahmezustand verbringen werden.

Geborgenheit schenken

Hofer kann dem Lockdown dabei sogar etwas Gutes abgewinnen: "Noch nie haben die Kinder so viel Zeit miteinander verbracht. Die Gruppen sind stärker zusammengewachsen, der Gemeinschaftsgedanke ist groß." Natürlich gibt es aber auch herausfordernde Momente, sowohl für sie als auch für die Kinder. "Die Kinder haben keine Angst vor dem Virus oder einer Krankheit an sich. Sie sind nur manchmal verunsichert, weil das, was sie gewohnt sind, plötzlich ganz anders ist." Was passiert da jetzt? Wie lange dauert das noch, und wie geht es weiter? Das sind Fragen, die im Kinderdorf regelmäßig besprochen werden. Trotz Einschränkungen setzt das Kinderdorf-Team auf Zuversicht und Wärme in einer familiären Atmosphäre. Zuhören und Geborgenheit schenken, das ist der Schlüssel, so Hofer.

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