"Ruhestand? Aber nicht für mich!"

Lukas Resetarits kokettiert in seinem Programm "Un Ruhe Stand" mit seinem pensionsfähigen Alter. | Foto: Katrin Werzinger
  • Lukas Resetarits kokettiert in seinem Programm "Un Ruhe Stand" mit seinem pensionsfähigen Alter.
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Am 24. Oktober tritt Lukas Resetarits mit seinem Programm "Un Ruhe Stand" in Fehring auf. Der WOCHE erzählte er vorab unter anderem, warum für ihn die Pension keinen Reiz hat.
Ihr Programm heißt „Un Ruhe Stand“, weil Sie trotz Ihres Alters nicht daran denken, in Pension zu gehen. Damit unterscheiden Sie sich grundlegend von den meisten Österreichern. Warum hängen Sie so sehr an Ihrem Beruf?
Mit 30 habe ich, nach Tätigkeiten in den verschiedenen, durchaus spannenden und interessanten Bereichen wie der Rockmusik oder der Fliegerei, meine Berufung und meinen Beruf gefunden. Je länger ich ihn ausübe, desto spannender und interessanter wird er für mich. Also habe ich das große Glück, im Unterschied zu vielen meiner Landsleute und Altersgenossen, die den Ruhestand herbeisehnen, weil ihre Tätigkeit als mühselig, langweilig und unbedankt empfunden wird, etwas Selbstbestimmtes tun zu dürfen, das noch dazu mit Applaus und Zuwendung seitens des Publikums belohnt wird. Darüber hinaus bin ich auch mein eigener strenger Chef und denke nicht daran, mich in Pension zu schicken.
Wo müsste man ansetzen, damit andere Arbeitnehmer gerne bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter arbeiten?
Man sollte die Erfahrung der älteren Arbeitnehmer wertschätzen und sie mit dem Elan der jüngeren kombinieren, anstatt Konkurrenz und Verdrängung zuzulassen oder sogar zu fördern. Es sollten auch kreative Wege gefunden werden, die „Alten“ positiv und motiviert einzusetzen.
Mit Mitte dreißig hoffe ich, auch einmal in Pension gehen zu können. Glauben Sie, wird durch die Politik ein guter Weg dafür bereitet?
Sehr gute Frage! Solange man den neoliberalen Tendenzen zur Abschaffung aller Sozialsysteme weltweit Einhalt gebieten kann, werden sie auch finanzierbar sein. Die Wege muss die Politik finden, dazu muss sie sich von der „Geldwirtschaft“ emanzipieren und die Realwirtschaft fördern. Dazu sind halt bei uns Politiker und Politikerinnen nötig, die diese Berufsbezeichnung auch verdienen. Seit Reagan, Thatcher und besonders Bush & Bush und ihrer „deregulation“ und Steuersenkungen sind ganz wenige Reiche viel reicher, und ganz viele Arme viel ärmer geworden. Und Obamas Krankenversicherung für alle wird auf „Teufel komm raus“ von Neocons und Teaparty bekämpft.
2012 erhielten Sie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Ihrer Meinung nach berechtigt?
In aller Bescheidenheit: Wenn die Republik Österreich einem ihrer Kritiker, der noch dazu integer, unbestechlich und vor allem unabhängig seinen Weg über Jahrzehnte konsequent gegangen ist, ein Ehrenzeichen für seine Verdienste verleiht, dann darf man diese Auszeichnung guten Gewissens annehmen.
Sie sind Mitglied in der Gesellschaft für politische Aufklärung. Wie schätzen Sie Ihre eigene Arbeit in Bezug auf die Sensibilisierung der Gesellschaft für Politik ein?
Bescheiden! Als Satiriker kann man nur Denkanstöße liefern und assoziativ, über konsequent bis ins Bizarre fortgeführte und zugespitzte Zeichnungen der Realität, Lachen und möglicherweise Erkenntnis auslösen.
Wie beurteilen Sie die Machtverhältnisse in Österreich nach den Nationalratswahlen?
Bescheiden! Die meisten Menschen in dem Land wollen, so meine ich, sozialen Frieden und ruhige, geordnete Verhältnisse. Früher wurde das durch die ehemaligen Großparteien, mehr oder weniger, sozialpartnerschaftlich garantiert. (Papstzitat: Insel der Seligen...) Resultat: etabliertes System, Machtmissbrauch, Proporz, Freunderlwirtschaft etc. Alles bei meinen Kollegen von Bronner, Kreisler, bis Qualtinger nachzulesen. Dann kam immer stärker (wieder) die alte Schlechtigkeit im neuen, feschen Jörgl-G’wand. Kleinstbürgerlich, wehleidig paranoid (immer ein rechtsradikales Symptom), kleingartensiedlungsartiger Neid, Missgunst, Angst vor nicht Definierbarem... Aber keine Berührungsangst mit NAZI...
Was sagen Sie dann zum erzielten Wahlergebnis in der Steiermark?
Ich kenne und respektiere, ja, schätze die steirischen Menschen für so manche ihrer Eigenschaften. Aber warum es Menschen gibt, die in Industriegebieten trotz guter Konjunktur und relativ sicherer Arbeitsplätze blau wählen, kann ich mir nicht erklären.
Wie sähe Österreich aus, wenn Lukas Resetarits das Sagen hätte?
Die Beantwortung dieser Frage würde den Rahmen dieses Interviews sprengen.
Sie sind jetzt 66. Vor einem Jahr haben sich viele Ihrer Kollegen zu einem „Tribute to Lukas Resetarits“ eingefunden, um Ihren 65. Geburtstag und Ihr 35-jähriges Bühnenjubiläum zu feiern. Wie empfanden Sie diese Ehrung?
Die Wertschätzung, die mir meine Kollegen erwiesen haben, hat mich tief berührt. Es war auch sehr spannend für mich, meine Stücke von Kollegen gespielt zu erleben. Ich war überrascht, wie gut manche der jungen Kollegen meine alten Programme kannten. Einige haben selber die Stücke ausgewählt, die sie aufführen wollten.
Gibt es noch Wünsche und Träume, die Sie sich erfüllen wollen?
Vielleicht noch einmal was Musikalisches....

Programm: Un Ruhe Stand
Wann: 24.Oktober
Wo: Sporthalle Fehring
Beginn: 19.30 Uhr
Eintritt:
VVK: 20 Euro; AK: 25 Euro

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